Warum bellt mein Hund andere Hund an?

Aggressivität ❯ Gegenüber anderen Hunden
Miriam89 schrieb am 06.01.2021
Hallo,

ich habe einen Mischlingsrüden namens Crispin (Bulldogge/Boxer/Border-Collie), der gerne andere Hunde anbellt - sowohl mit, als auch ohne Leine. Im Spiel mit anderen Hunden ist er auch gerne mal sehr dominant (um nicht zu sagen aggressiv), vor allem wenn es kleinere Hunde sind. Er ist jetzt knapp 5 Monate alt und bringt ca. 23 kg auf die Waage. Ist also schon ein kleines Kraftpaket, weshalb ich ihn ungern mit kleineren Hunden spielen lasse, aber ich verbiete es auch nicht - manchmal klappt das auch sehr gut - kommt auf die Situation an.

Wenn wir Gassi gehen läuft er schon wirklich gut und entspannt neben mir an der Leine, dafür, dass er eben auch erst 5 Monate alt ist. Natürlich will er ab und zu mal hier und da hinziehen und schnüffeln, aber sobald er zieht, bleibe ich stehen und lasse es nicht zu. Das funktioniert soweit auch wunderbar - bis er einen anderen Hund sieht. Wenn er an der Leine ist, fängt er an zu bellen, schmeißt sich in die Leine und zieht in die Richtung des Hundes. Wenn er ohne Leine ist und ich es nicht rechtzeitig bemerke, läuft er bellend auf den anderen Hund zu. Ist er dort angekommen stehen die Chancen 50:50 dass er sich mit seinem Gegenüber versteht. Mal klappt es gut und es wird geschnüffelt und "Hallo" gesagt, mal will er sofort den anderen Hund dominieren und wird "aggressiv" - es ist dabei auch egal ob Rüde oder Hündin. Er springt dann auf den anderen Hund drauf, knurrt und manchmal fletscht er auch die Zähne. Ist also in aller höchster Alarmbereitschaft - und ich auch. Die Distanz ist dabei auch (fast) egal. Selbst Hunde die noch weiter weg sind, werden angebellt.

Ich habe von Anfang an beim Gassi gehen darauf geachtet, ihm Hundekontakte zu ermöglichen, Ruhe auszustrahlen und nehme die Leine auch extra nicht kürzer wenn ich andere Hunde sehe. Aber so langsam steigt natürlich die Unsicherheit, weil ich nie genau weiß, wie mein Hund auf den anderen reagieren wird und was ich noch tun soll. Ich habe es mit Ablenkung in Form von Leckerlis versucht (das funktioniert bis auf eine gewisse Distanz auch ganz gut). Wenn ich den anderen Hund rechtzeitig sehe, lasse ich ihn Sitz machen und lenke ihn mit Kommandos ab (das funktioniert bis auf eine gewisse Distanz auch ganz gut). Kommt der Hund aber direkt an uns vorbei, rastet Crispin aus und hört auf kein Kommando mehr ... ohne Leine noch weniger als mit Leine.

Wenn er dann doch mal ruhig geblieben ist, habe ich ihn sofort noch in der Situation gelobt - das scheint er sich aber leider nicht gemerkt zu haben. Ich würde eigentlich meinen, ich habe einigermaßen Hundeerfahrung, da ich mit Hunden groß geworden bin und den Umgang kenne. Crispin ist allerdings mein erster eigener Hund und ich weiß langsam keinen Rat mehr. Wenn er den Hund schon etwas kennt und vielleicht sogar schon mal mit ihm gespielt hat, ist das Ganze kein Problem. Dann läuft er schwanzwedelnd auf seinen "Hundekumpel" zu und freut sich und will einfach spielen. Mir ist bewusst, dass Hunde, die sich völlig fremd sind, eigentlich nie wirklich miteinander spielen, sondern es immer eine Form von "Rangordnung-Gerangel" ist. Aber das muss bei Crispin auch weniger aggressiv von statten gehen können. Ich weiß nicht, was ich an meinem Verhalten ändern kann, damit Crispin sicherer wird im Umgang mit anderen Hunden. Ich habe sogar schon an Kastration gedacht, aber er ist eben auch erst 5 Monate alt ... Ich wäre um jeden Rat/Tipp wirklich sehr dankbar! Vielen Dank!!
1 Antwort
Ellen Mayer | Hundetrainer/in
schrieb am 06.01.2021
Hallo Miriam,
eine Kastration hilft, wenn ein Verhalten hormongesteuert ist was ich im Fall Ihres Hundes nicht denke.
Solange er bei anderen Hunden nicht 100% gehorcht und auch Streit anfängt würde ich ihn nur noch mit Schleppleine laufen lassen.
Wenn Sie an anderen Hunden vorbei gehen und Ihr Hund schon auf 180 ist sollten Sie es vermeiden, ihn mit Leckerchen abzulenken oder zu reden/schimpfen. Drehen Sie um und gehen kommentarlos weg. Nehmen Sie Hände mit Leine auf den Rücken und drehen auch im Weggehen dem Hund den Rücken zu. Dadurch zeigen Sie ihm, dass es Sie nicht interessiert, was er da veranstaltet. Indem Sie hingegen, in welcher Form auch immer, reagieren, fühlt er sich bestätigt.
Ansonsten kann ich Ihnen nur raten, eine Hundeschule zu besuchen wo Sie und Ihr Hund unter kompetenter Aufsicht üben können, Ruhe zu bewahren in Gegenwart andere Hunde.

Viel Erfolg..
Ellen Mayer
www.lesloups.de
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