Beifuß ohne Leckerli

Leinenführigkeit ❯ Leinenzug
sonjad schrieb am 10.02.2017
Meine Hündin interessiert sich nicht sonderlich für Leckerlis und dementsprechend weiß ich nicht wie ich ihr das Beifuß gehen beibringen soll. Es ist sehr wichtig da sie in der Stadt immer extrem zieht vor allem wenn andere Hunde da sind. Das ist anstrengend und auch gefährlich weil sie einfach über die Straße rennen würde wenn auf der anderen seite nen Hund ist. Ich brauche dringend Hilfe
2 Antworten
Marina Krieg | Hundetrainer/in
schrieb am 10.02.2017
Hallo,

zunächst mal sollten Sie doch versuchen, ob Ihr Hund vllt eine andere Form von Leckerlis nimmt. Dabei sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Probieren Sie Käse, Leberwursttuben, Babybrei, Naturjoghurt etc.

Was aber in Ihrem Fall wichtiger ist, ist nicht eine gute Leinenführigkeit/Bei Fuß gehen, sondern ein Desensibilisierungstraining in Anwesenheit anderer Hunde.
Wenn dies ihr (positiven oder negativen) Stress bereitet, ist auch die leckerste Fleischwurst egal.
Zunächst mal muss Ihre Hündin durch eine Leine gesichert werden, damit sie nicht über die Straße laufen kann und sich oder andere gefährdet.

Dann ist dazu wichtig zu beurteilen, ob Ihr Hund aus Frust so reagiert, weil er nicht zu den anderen Hunden hin darf oder ob es aus Unsicherheit ist. Das grundsätzliche Training ist aber in beiden Fällen ähnlich.

Um dies zu üben, brauchen Sie Trainingspartner (z.B. befreundete Hundebesitzer).
Sie beginnen in großer Distanz zum anderen Hund, in der Ihr Hund noch ansprechbar ist. Ihr Hund guckt nun also zum anderen Hund, er nimmt ihn wahr, zeigt aber noch kein schlechtes Verhalten. In diesem Moment geben Sie Ihr Markersignal (Clicker oder Lobwort) und belohnen Ihren Hund (mit vorher getestetem Futter, ansonsten auch Spielzeug oder was er gern mag, das entscheidet der Hund). ZUSÄTZLICH gehen Sie auf den anderen Hund zu (wenn es aus Frust ist), denn das ist ja das, was für Ihren Hund in dem Moment die größte Belohnung ist. Wenn Sie z.B. mit einem Spielkumpel Ihres Hundes üben, kann die Belohnung auch das Schicken ins Spiel sein.
Sollte sie das Verhalten aus Unsicherheit zeigen, bauen Sie als zusätzlich Belohnung mehr Distanz zum anderen Hund auf (sie gehen wieder zurück).
Nach und nach kann in diesem Training die Distanz zum anderen Hund verkleinert werden, sodass Sie irgendwann an anderen Hunden ohne großes Spektakel vorbeikommen.
Zusätzlich kann ein Entspannungssignal helfen, mehr dazu hier: http://www.easy-dogs.net/home/blog/training/gastautor/dr_ute_blaschke_berthold/konditionierte_entspannung/entspannung_grundlagen.html

Da Körpersprache, Erregungslevel sowie Timing bei diesem Training von großer Bedeutung sind, rate Ihnen einen Experten vor Ort hinzuzuziehen. Unter http://www.hundeschulen.de/menschen-mit-hund/hundeschule-finden/hundeschulen-verzeichnis.html oder https://trainieren-statt-dominieren.de/trainer-umkreissuche finden Sie qualifizierte Hundetrainer und/oder Verhaltensberater in Ihrer Nähe, die mit Ihnen ein gezieltes Training durchführen können.

Ich hoffe, ich konnte Ihnen weiterhelfen.

Viele Grüße
Marina von den Ostseepfoten
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Ellen Mayer | Hundetrainer/in
schrieb am 10.02.2017
Guten Tag,
Hunde ziehen an der Leine, weil sie es so gelernt haben. Oder, besser gesagt, nicht anders gelernt haben. Wenn Herrchen/Frauchen dem Hund mit ausgestrecktem Arm überallhin folgt, wird der Hund natürlich auch weiter immer dahin gehen, wo er hin will. Er kann es ja, manchmal mit einem Gewicht am anderen Ende der Leine, aber es geht. Hunde lernen durch Erfolg oder auch Misserfolg.
Deswegen hier mein Tipp: NIE der Hündin folgen, wenn sie zieht, auch nicht, wenn sie wo schnuppern, sich lösen oder zu Bekannten will. Wenn sie einmal Erfolg hatte, müssen Sie wieder von vorne mit dem Training anfangen. Bleiben Sie stehen, bis die Leine wieder locker ist (das braucht etwas Geduld) oder, wenn Ihre Hündin richtig feste zieht, drehen Sie um und gehen zurück.
Am besten reagieren Sie schon, wenn sie versucht, Sie zu überholen. SOFORT umdrehen und zurückgehen und zwar jedesmal.
Oft liegt das Ziehen auch an der Art, wie die Leine gehalten wird. Meistens wird die Leine zu kurz gehalten, mit Zug. Zug erzeugt Gegenzug, der Mensch zieht weil der Hund zieht und der Hund zieht immer mehr dagegen. Der Hund kann diesen Kreislauf nicht lösen, das kann nur der Mensch.
Meistens kann ein Hund sich auch nicht konzentrieren. Man kommt aus der Haustür und schon soll der Hund, ohne sich ausgepowert oder gelöst zu haben, locker an der Leine gehen. Die Leinenführigkeit sollte immer nur zwischendurch geübt werden, zuerst darf der Hund laufen und schnuppern, dann wieder 10 Minuten üben u.s.w.. Erst, wenn das immer besser funktioniert, wird es irgendwann gefestigt sein und der Hund läuft immer und überall an lockerer Leine. Üben, egal was, sollte man nie im Ernstfall sondern immer entspannt und gezielt.

Viel Erfolg..
Ellen Mayer
www.lesloups.de
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