Warum kotet der Hund in die Wohnung, wenn er alleine ist?

Stubenreinheit ❯ Plötzliche Unsauberkeit
Johanna1304 schrieb am 08.02.2017
Hallo,
ich Buddy (Französische Bulldogge) wird bald ein Jahr alt und ist seit 3 Wochen bei uns. Er scheint bei den Vorbesitzern eine gute Erziehung genossen zu haben und verhält sich wirklich super. Nur wenn er alleine bleibt kommt es häufig vor, dass er in die Wohnung kotet und Dinge zerstört. Ansonsten ist er Stubenrein und hält es auch immer so lange aus, bis man mit ihm nach draußen geht. Gibt es eine Möglichkeit ihm dies abzugewöhnen?

Liebe Grüße
J. Schlepphege
1 Antwort
Marina Krieg | Hundetrainer/in
schrieb am 09.02.2017
Hallo,

Ihr Hund ist auch stubenrein, er leidet nur unter Trennungsangst. Gegenstände zertören oder Unsauberkeit sind typische Symptome dafür.

Hunde sind sozial lebende Tiere, bei denen Alleinsein nicht zum Normalverhalten gehört. Dies sollte demnach gut gelernt werden und bedarf Training.
Während der Trainingsphasen sollte sichergestellt werden, dass der Hund nicht allein bleiben muss (Betreuung durch Familie, Freunde, Hundesitter etc.), damit das bisherige Training nicht umsonst ist oder sich die Angst verstärkt.
Zunächst entfernt man sich nur kurz (ein paar Sekunden) aus dem Zimmer und kommt kommentarlos wieder zurück. Wenn der Hund dabei entspannt liegen geblieben ist, kann die Zeit schrittweise verlängert bzw. auch mal die Tür kurz geschlossen werden.
Sollte der Hund dennoch einmal winseln etc., wartet man kurz, bis er ruhig ist und kommt erst dann wieder rein. Dieser Schritt war für den Hund doch wieder etwas zu groß und beim nächsten Mal geht man wieder einen Schritt zurück.
Keine Verabschiedungs- und Begrüßungsrituale durchführen, denn:
Beim Verabschieden kann sich die Stimmung des Menschen auf den Hund übertragen
Bei einer überschwänglichen Begrüßung oder sogar Belohnung würde der Hund nur noch sehnsüchtiger auf die Rückkehr des Menschen warten und nicht entspannt schlafen.
das Gehen und Kommen soll für den Hund ganz normal werden.
Ankündiger für den Aufbruch müssen abgebaut werden. Das heißt, es soll unberechenbar für den Hund werden, wann man wirklich das Haus verlässt. Also zieht man sich die Schuhe und die Jacke an, zieht sie wieder aus und setzt sich zurück aufs Sofa. Ist der Hund dabei entspannt, nimmt man beim nächsten Mal noch den Schlüssel dazu in die Hand. Dies macht man mehrfach am Tag und geht dabei sehr kleinschrittig vor- immer nur so weit wie der Hund noch entspannt bleiben kann.
Beim nächsten Schritt kommt dann das Öffnen der Wohnungs-/Haustür dazu, diese wird gleich wieder geschlossen und man geht zurück.
Diese Trainingseinheiten sollten Sie mehrmals am Tag wiederholen und immer erst den nächsten Schritt angehen, wenn der Hund keinen Stress mehr hat.
Der Aufbau eines sogenannten Sicherheitssignals, wie z.B. einer Hundebox als Rückzugsort, ist sinnvoll. Eine Box (sofern sie positiv verknüpft und entsprechend trainiert wurde) ist für den Hund ein überschaubarer und geschützter Ort.
Während einer oben genannten Trainingssituation ist es auch möglich, dem Hund ein bestimmtes Signal (am besten ein optisches wie z.B. ein auf dem Boden ausgelegtes Handtuch oder eine Vase) zu geben, das für die Zukunft bedeutet: Wenn mein Mensch jetzt weg geht, kommt er wieder, bevor ich Stress habe.

Geruchströster wie z.B. ein vom Menschen getragenes Shirt oder ein Pheromonhalsband oder -spray (D.A.P.) können zur Unterstützung mit im Training benutzt werden und mit der Entspannung des Hundes verknüpft werden.
Auch ein gefüllter Kong® kann ein weiteres Hilfsmittel sein, da das Lutschen beruhigend wirkt. Doch auch dies sollte vor dem Training erst in der Anwesenheit des Menschen getestet werden.
Um dem Hund die eigene Abwesenheit noch etwas "schmackhafter" zu machen, kann man ihm den Kong kurz vorm Verlassen der Wohnung überlassen und bei der Rückkehr gleich wieder wegnehmen. Dies funktioniert jedoch nur, wenn der Hund beim Verlassen der Wohnung bereits weitestgehend stressfrei ist, sonst ist die Angst zu groß, um fressen zu können.

Wie lang ein solches Training dauert, ist nicht absehbar. Faktoren dafür sind die Zeit und Konsequenz der Halter für das Training, die Lernerfahrungen und der Grad der Angst des Hundes.
Ein Training bei Trennungsanst ist eine langfristige Herausforderung, kurzfristig hilft da nur ein Hundesitter.

Im Zweifel fragen Sie einen Experten, unter http://www.hundeschulen.de/menschen-mit-hund/hundeschule-finden/hundeschulen-verzeichnis.html oder https://trainieren-statt-dominieren.de/trainer-umkreissuche finden Sie qualifizierte Hundetrainer und/oder Verhaltensberater, die mit Ihnen ein gezieltes Training durchführen können.

Ich hoffe, ich konnte Ihnen helfen.

Viele Grüße
Marina von den Ostseepfoten.
War diese Antwort hilfreich?
Ähnliche Fragen