Revierverteidigung im Gemeinschaftsgarten, was nun?

Neue Umgebung
Katharina L. schrieb am 22.07.2022
Hallo liebes Agila Team, ich habe seit 4 Monaten eine 11 Jahre alte Schäferhund Mischlingshündin aufgenommen, nachdem ihr Herrchen verstorben ist. Sie lebte auf einem Bauernhof und hatte wohl wenig bis keine sozialen Kontakte zu anderen Hunden. Sie wirkt sehr zurückhaltend, oft unsicher und unterwürfig. Sie hört sehr gut und ist sehr ruhig. Wir leben in einem Mehrparteienhaus in der Stadt,  mit einem Gemeinschaftsgarten und 3 offenen Terrassen. Meine Hündin hat in den ersten Wochen keinen anderen Hund hier zu Gesicht bekommen. Sie suchte sich einen Lieblingsplatz im Garten, von wo sie alles übersehen konnte. Wenn ich daheim bin, liegt sie oft dort, mit einer offenen Terrasse, wo sie sie rein und raus kann. Mit der Zeit musste sie lernen, dass andere Menschen hier durchlaufen. Immer wenn sie jemand angebellt hat, hab ich sie in die Wohnung zurückgerufen. Nun hat der Nachbar manchmal einen Hund zu Besuch. Auch einen Schäferhund Mischling, aber noch jung. Meine Hündin verteidigt ihr Revier und bellt ihn an. Ich rufe sie meistens dann in die Wohnung, gebe ihr ein neues Kommando (z.B. "Komm und sitz") und lobe sie fürs Folgen. Die Tür mache ich danach erstmal zu. Verhalte ich mich richtig? Kann ich ihr beibringen, sich an den "Eindringling" zu gewöhnen? Und wenn ja, wie? Nachbarn die im Garten erscheinen, bellt sie nur noch selten beziehungsweise nur kurz an, bis ich was sage. Grundsätzlich will sie eher ihre Ruhe haben. Bei Begegnungen draußen werden Hunde ignoriert oder sie versteckt sich hinter mir und bellt auch mal zurück, je nachdem wie der andere Hund daher kommt. Lieben Dank schon mal.
1 Antwort
Guten Tag,
könnten Sie den Nachbarn bitten. mit Ihnen einen Spaziergang auf neutralem Boden zu machen? Hier könnten sich die Hunde kennen lernen, beschnuppern (aber bitte nicht an der Leine). Vielleicht mögen sie sich und freuen sich aufeinander. Das wäre die beste Lösung.
Draußen:
Ab sofort führen Sie: Der Hund geht an der kurzen Leine HINTER Ihren Füßen und an Ihrer zum Ereignis abgewandten Seite.
Meistens liegt es am fehlenden Vertrauen zu uns, wenn der Hund an der Leine pampt. Beginnen Sie Ihren Hund zu beschützen und zu führen. Hunde versuchen alles „weg zu bellen“ , wenn sie uns nicht zutrauen, mit der Situation klarzukommen.
Geben Sie Ihrem Hund Sicherheit, indem Sie ihn immer beschützen. Schutz gibt es in allen Strukturen mit Eltern, Lehrern und Chefs – die guten machen uns sicher und gelassen, wir wissen, was wir tun sollen.
Fremde fassen Ihren Hund nicht an und Sie vermeiden es, dass ein Mensch Ihren Hund ansieht. Sie gehen Bogen und Kreise und lassen Ihrem Hund Zeit, sich – unter Ihren Schutz und an der Leine – in Ruhe anzunähern. Grundsätzlich ist Ihr Hund HINTER Ihren Füßen und wichtig: IHR KÖRPER IST OHNE AUSNAHME IMMER DAZWISCHEN!!!! Eine Hund an Hund oder eine Leinen-Begegnung gehen grundsätzlich schief. Gehen Sie auch in die andere Richtung und nehmen Sie den Blickkontakt heraus. Bleiben Sie in Bewegung und lassen Sie ihn nicht am Rand sitzen und beugen Sie sich nicht über ihn, das baut unnötig Stress auf.
Er sollte nichts mehr zu „erledigen“ haben – Sie führen und geben Richtung und Verhalten an.
Bei Ihnen ist es vielleicht auch das Problem, dass Sie zu lange in die Situation hineingehen. Rufen Sie früher ab, leinen Sie früher an, seien Sie immer vorausschauend und ein bisschen fixer als Ihr Hund.
Nehmen Sie Menschen, die Ihnen entgegenkommen, als „Übung“. Zeigen Sie Ihrem Hund, dass sie seine Furcht/Unsicherheit ernstnehmen. Genauso gehen Sie an unbekannte Dinge heran – umkreisen Sie sie unter Ihrem Schutz, mit Ihrem Körper dazwischen (!!!!!) gern ein Leckerchen, wenn es klappt – lassen Sie sich bitte viel Zeit, nicht nur „probieren“.
Nach einer Weile wird Ihr Hund schon selbst an Ihre andere Seite gehen, weil er sich dort wohl fühlt und auf Ihren Schutz vertraut – das ist für Sie ein tolles Gefühl!
Es wäre auch toll, wenn Sie nicht nur „Gassi-gehen“, sondern Ihren Hund geistig trainieren und beschäftigen, damit er sich nicht langweilt.
Viele Grüße
Inge Büttner-Vogt
www.hundi
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