Mein Hund (Angsthund) lässt sich nicht mehr anleinen

Angst
Tanja M. schrieb am 12.08.2020
Seit einiger Zeit lässt sich mein Hund - Australian Shepherd Mix 7,5 Jahre alt - nicht mehr anleinen bzw. sein Halsband anlegen. Er ist ein Angsthund und schon seit Jahren kam es immer mal wieder vor, dass ich dieses Problem hatte. Seit einiger Zeit ist bei uns in der Umgebung eine Baustelle, ich denke das es daran liegt, denn alles was laut ist, da verkriecht er sich und hat Angst, zittert und sabbert viel. Wir waren auch schon beim Tierarzt und hatten sogar eine Hundetrainerin, sie war auch ratlos konnte nicht helfen.

Er schnappt nach mir sobald man ihm das Halsband anlegen möchte, meistens klappt es wenn ich ihm mit einem Leckerli locke aber selbst das gelingt nicht immer. Ein Geschirr habe ich auch schon ausprobiert aber sobald draußen was ist was ihn erschreckt bekommt er Panik und reißt sich aus dem Geschirr oder Halsband uns ist nicht mehr zu halten. Die damalige Hundetrainerin hat mir extra ein sicheres Halsband angefertigt das die letzten Jahre echt gut war, er kommt da auf keinen Fall raus nun hab ich selbst damit große Probleme es ihm anzulegen.

Ich bin ratlos, was kann ich machen damit er nicht mehr so große Angst hat, wenn es raus gehen soll? So in der Wohnung ist er ein verschmuster lieber Hund kuschelt gerne. Nur alles was laut ist, egal was, selbst bei Durchzug/Wind in der Wohnung bekommt er Angst und verkriecht sich oder läuft in der Wohnung panisch umher von Raum zu Raum und findet keine Ruhe. Selbst mehrere Plätze haben wir ihm gemacht damit er Ausweichmöglichkeiten hat um zur Ruhe zu kommen. Ich gehe auch nicht darauf ein um ihn darin zu bestärken, dass soll ja falsch sein? Was kann ich tun damit er ruhiger wird?
1 Antwort
Hallo Frau Mauerhoff, danke für Ihre eMail. Es ist ja so, daß Ihr Hund in der Wohnung und auch draußen Angst zeigt und aus der Angst heraus Fluchtverhalten. Ein Hund, der bei Angst Lösungen durch Flucht, Kampf oder anderen Problemlösungen sucht, wird diese als Problemlösung einstufen und immer wieder abspulen. Es werden Botenstoffe freigesetzt, die dazu führen, daß Noradrenalin und Cortisol freigesetzt werden können und diese dann u.U. auf dem ganzen Spaziergang vorhanden sind. Hat er dann auf dem Spaziergang weiter unangenehme Erlebnisse ist der ganze Spaziergang hin. Kortisol wird nach 5 Min. freigesetzt und kann bis zu 1,5 Tage im Körper bleiben, wenn man es nicht abbaut. Dies kann man mit angst- bzw. stessdämpfenden Maßnahmen erreichen, wie z.B. Massage, beruhige Worte, streicheln etc. Die These, daß Angst verstärkt wird, wenn man den Hund beachtet, ist widerlegt worden. Beim Anlegen des Halsbandes sollten Sie ganz behutsam vorgehen, beachten Sie Ihre eigene Körperhaltung - nicht über den Hund beugen. Seitlich neben ihm stehen und dann anlegen. Hat er bei Sicht des Halsbandes schon so viel Angst davor, muss man es ihm schön machen, d.h. schön futtern oder immer ganz hervorholen, wenn er ein gutes Gefühl hat, z.B. wenn Sie abend mit ihm auf der Couch kuscheln. Das Halsband liegt daneben, wenn er gekuschelt wird, hören Sie auf zu kuscheln, verschwindet das Halsband. So können Sie Ihrem Hund nach und nach die Angst nehmen. Evtl. ziehen Sie es ihm auch schon an, obwohl es noch gar nicht raus geht, damit er nicht direkt die Verknüpfung hat Halsband und raus geht es. Sollten Sie allein nicht klar kommen, suchen Sie bitte nochmals eine andere Fachfrau/-mann auf, der Ihnen und Ihrem Hund hilft.

Viele Grüße aus Düsseldorf

Kerstin Gebhardt
Hundepsychologin/-trainerin
www.kerstin-gebhardt.de
mobil: 0173-5463246

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