Mein Hund hat plötzlich Angst vor unerwarteten Geräuschen und Gewitter

Angst ❯ Vor Gegenständen / Geräuschen
C. W. schrieb am 26.06.2023
Meine Hündin ist 3 Jahre alt und war bereits von Anfang an eher scheu, aber auch neugierig. Sylvester und Wetterphänomene wie Gewitter hat sie bisher gut überstanden, ohne Angst zu zeigen. Eher Neugier.
Seit Kurzem, ca. 3 Monate, erschrickt sie jedoch bei unerwarteten Geräuschen und Bewegungen, selbst bei mir zu Hause. Ich beruhige sie dann, zeige ihr z.B., dass nur ein Holzbrett heruntergefallen oder eine Tür zugeschlagen ist und biete ihr Sicherheit bei mir an. Diese nutzt sie auch gern, allergings nur temporär. Dann beginnt sie sich zu beruhigen.
Beim Gewitter ist es ähnlich: bisher war das kein Thema. Seit einer Woche gibt es jedoch u.a. im Brandenburgischen schwere Unwetter mit Donner und Blitz. Stella zieht den Schwanz ein, hechelt stark, zieht sich in die hinterste Ecke der Wohnung zurück. Wenn ich sie beruhigend kraule hilft das nur kurzfristig. Dann fängt sie an zu stromern. Auch wenn ich ihr meine Nähe anbiete nimmt sie diese sehr gern, aber nur kurz an. Dann fängt sie an zu stromern. Fressen (Leckerli) will sie gar nicht.
Wie kann ich ihr mehr Sicherheit geben? Fenster und Türen hatte ich bereits geschlossen. Vielen Dank vorab und beste Grüsse, Carola
1 Antwort
Hallo und guten Tag,

Sie schreiben ja, daß Ihr Hund von Anfang an scheu war aber dennoch neugierig. In den ersten Monaten des Lebens sollte der Hund viele Alltagsgeräuschen und Umweltgeräuschen positiv kennengelernt haben. Dies kann man jedoch nur bedingt beeinflussen, da wir als Mensch nicht 1 zu 1 das mitbekommen, was der Hund aufnimmt. Je älter der Hund dann wird, desto befangener wird er, das was vorher eine kleine Unsicherheit ausgelöst hat, kann dann schon zum Weltuntergang führen. Es ist in etwa wie bei uns Menschen, das was wir als Kinder oder junge Erwachsene noch aufregend fangen, z.B. Achterbahn fahren. Kann mit zunehmenden Alter ein ungutes Gefühl in der Magengegend auslösen. Gerade Blitz und Donner machen vielen Hunden Angst, da zu den Geräuschen bei Gewitter auch noch der Druckabfall kommt, den Hunde spüren.

Wenn natürlich ein Gewitter auf das nächste folgt, kann der Hund den Stress, den er hat nicht mehr so schnell abbauen, als wenn mal 1 Gewitter im Monat auftritt. Er befindet sich in einem Kreislauf, der Körper ist noch voller Stress und schon folgt das nächste. In diesen Situationen ist der Hundekörper in Alarmbereitschaft und in dem Zustand kann er auch kein Futter aufnehmen. Deshalb werden Leckerlies dann nicht genommen. Wenn Sie als Mensch große Furcht vor etwas haben, denken Sie auch nicht ans Essen.

Nähe anbieten, streicheln und beruhigen ist gut, wenn Ihr Hund es annimmt. Wenn er sich in die letzte Ecke verkriecht ist es auch okay; lassen Sie ihn dort bitte an in Ruhe. Rolladen runterlassen, Fenster und Türen schließen hilft bei den Geräuschen und beim Blitz auch, beim Druckabfall leider nicht. Manchmal hilft auch Musik anstellen. In der Situation können Sie nur da sein, wenn Ihr Hund es möchte, kann er zu Ihnen kommen.

Bei anderen Geräuschen, wie z.B. es fällt etwas auf Fliesen, sollten Sie sofort schauen, was der Hund macht und direkt zu ihm hingehen, streicheln, gut zureden oder vielleicht sogar Leckerlies anbieten. Oftmals nehmen sie Futter, wenn man sofort auf eine Schrecksituation reagiert.

Sollte sich das Verhalten Ihres Hundes jedoch in der nächsten Zeit extrem verändern, wenden Sie sich bitte an eine Verhaltenstherapeutin für Hunde oder an Ihren Tierarzt.

Viel Glück und alles Gute sendet aus Düsseldorf

Kerstin Gebhardt
Hundepsychologin/-trainerin
www.kerstin-gebhardt.de
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