Warum reagiert unser Hund aggressiv auf Bohren etc.?

Aggressivität
Daniela R. schrieb am 15.08.2021
Hallo,

wir haben eine 3-jährige unkastrierte Franz. Bulldogge, dessen Verhalten wir nicht einzuschätzen wissen. Als Welpe hatte er keine Angst oder zeigte ein bösartiges Verhalten beim Saugen, Wischen oder ähnliches. Ab der Pubertätsphase fing er mit folgenden Zeichen an: Anbellen vom Staubsauger etc. bis hin zum Angriff darauf, bei Geräuschen wie Bohren, Laubbläsearbeiten (also auch draußen) wird er ein völlig anderer Hund, als ob sich ein Schalter im Hirn umlegt. Er schaut einen kurz noch an und tickt dann regelrecht aus. Drinnen können wir es vermeiden, indem er, solange man putzt, in ein anderes Zimmer kommt, wo er sich auch ruhig verhält. Draußen wird es schwieriger, da muss ich ihm dann die Leine ins Maul tun, damit er mich nicht beißt. Der Tierarzt hat uns zwar angeboten, das Blut auf organische Probleme zu untersuchen, klang aber nicht danach, als wäre dies der Fall. Vermutlich eher Erziehungsfehler. Ich muss noch dazu sagen, dass er ein "dickköpfiger" Hund ist, sich nicht mit anderen Hunden versteht (außer Welpen). Wie können wir ihm zeigen, dass er uns vertrauen kann und nicht die Führung übernehmen muss? Und was bedeutet das Ausrasten bei den Geräuschen? Vielen Dank für Ihre Antwort!
8 Antworten
Guten Tag,
das erste, was mir dazu einfällt, ist eine chronische Ohrenentzündung oder eine rassebedingte Überempfindlichkeit gegen Geräusche. Er hat Schmerzen bei lauten Geräuschen.
Was haben Sie trainiert, um ihn mit den Geräten vertraut zu machen?
Denn es ist ja schon lange und wegsperren ist keine Lösung. Hunde wollen von uns angeleitet, gelehrt und beschützt werden.

Ein unkastrierter Rüde kommt nie zur Ruhe, ist das ganze Jahr über deckbereit und aggressiv gegen andere Hunde. Wie wäre es, wenn Sie ihm durch eine chemische Kastration zu mehr Ruhe verhelfen?

Was ich natürlich nicht weiß ist, wie Sie den Hund an der Leine führen, was Sie ihm beibringen, wieviel sie mit ihm spielen...
viele Grüße
Inge Büttner-Vogt


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Daniela R. | Fragesteller/in
schrieb am 22.08.2021
Liebe Frau Büttner-Vogt, herzlichen Dank für Ihre Antwort. Sie gibt uns Hoffnung, dass wir unserem Hund helfen können. Als er noch ein Welpe war saß er während der Hausarbeit (saugen und wischen etc) auf dem Sofa und hat zugeschaut. Wir konnten uns gar nicht erklären, woher auf einmal die Aggression auf diese Geräte und Geräusche herkommen sollte. Wir hatten es zuerst mit einer Hundetrainerin versucht. Die wollte ihn allerdings mit den Geräuschen solange konfrontieren, bis er sich daran gewöhnt hätte. Das haben wir sehr schnell beendet, da seine Aggressivität wuchs.Eine andere riet uns, ihn langsam an den Sauter zu gewöhnen. Also fingen wir so an: Erst stellten wir den Sauter ohne Rohr in eine Ecke, wo er ihn sehen konnte. Das hat ihn überhaupt nicht interessiert und wir konnte nach ein paar Tagen das Saugrohr dazu stellen. Aber sobald er das sah, war es aus. Er stürzte sich darauf und wollte sich kaum zurück holen lassen. Da halfen nicht mal Leckerlis, mit dem wir ihn hätten ablenken können. Wie geschrieben, wenn er im Schlafzimmer auf dem Bett liegt (bei geschlossener Tür), dann kann man in Ruhe saugen. Da regt er sich auch nicht auf sondern wartet bis er wieder raus darf. Wie könnten wir Ihrer Meinung nach die Situation zum guten bringen?
Auch möchte ich Sie gerne noch zum Themal Kastration fragen. Ihre Antwort dazu leuchtet mir ein. Nun wird er im Oktober drei. Die Züchterin meint, der beste Zeitraum wäre davor, wegen der bis dahin angeeigneten Eigenarten. Wie sehen Sie die Sache? Und wäre es schon recht, wenn er mit anderen Hunden zurecht käme statt sie anzubellen.
Er zieht an der Leine, ist meistens vorne weg. Manchmal läuft er an Hunden vorbei, meistens bellt er sie aber an und versucht, an sie ranzukommen. Wir halten ihn jedoch zurück. Lediglich mit Welpen kommt er recht gut zurecht, auch mit Hunden, die er aus der Welpenzeit kennt.
Meine Tochter übt mit ihm fast täglich für einige Minuten, sie ist zu Hause. Da sie jedoch krank ist, fällt es ihr nicht so leicht, sich mehr Zeit für ihn zu nehmen. Ich bin ganztags in der Arbeit.
Ich freue mich auf Ihre Antwort! Vielen Dank dafür! Daniela Riedel
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Guten Tag,
zuerst einmal zur Kastration. Es ist schon richtig, was die Züchterin sagt,
aber deshalb würde ich Ihnen zuerst zur Chemie raten. Sie haben zwei bis drei Monate Wartezeit, die Hoden bilden sich zurück, der Hund markiert nicht mehr so oft, der Eiterpenis verschwindet - alles große Vorteile. Aber das wichtigste ist die Ansprechbarkeit. Man zieht den Rüden einen Schleier vom Gehirn weg, sie können klarer sehen, sind für unsere Erziehung und Spiele bereit und für Leckerchen empfänglicher.
Ich denke, dann lohnt sich auch ein neuer Versuch mit dem Staubsauger.
Jetzt finde ich das Wegsperren besser um ihn nicht so aufzuregen. Irgend welche Massnahmen sehe ich auch nicht. Sie können ihn auch gleich kastrieren lassen, weil man den "Hund vorher" nicht wieder haben möchte und dann doch kastriert - die Wartezeit ist die gleiche.
An der Leine ziehen und vorne gehen, macht jeden Hund aggressiv, weil er alles selbst entscheiden muss.
Versuchen Sie es bitte so:
Bitte gehen Sie niemals direkt auf einen Hund oder einen Menschen zu. Bauen Sie Vertrauen auf: Ab sofort führen Sie: Der Hund geht an der Leine HINTER Ihren Füßen.
Meistens liegt es am fehlenden Vertrauen zu uns, wenn der Hund an der Leine pampt. Beginnen Sie Ihren Hund zu beschützen und zu führen. Hunde versuchen alles „weg zu bellen“ oder zu fliehen, wenn sie uns nicht zutrauen, mit der Situation klar zu kommen.
Geben Sie Ihrem Hund Sicherheit, indem Sie ihn immer beschützen. Schutz gibt es in allen Strukturen mit Eltern, Lehrern und Chefs – die guten machen uns sicher und gelassen, wir wissen, was wir tun sollen.
Fremde fassen Ihren Hund vorerst nicht an und Sie vermeiden es, dass der Mensch Ihren Hund ansieht. Sie gehen Bogen und Kreise und lassen Ihrem Hund Zeit, sich – unter Ihren Schutz und an der Leine – in Ruhe anzunähern. Grundsätzlich ist Ihr Hund HINTER Ihren Füßen und wichtig: IHR KÖRPER IST OHNE AUSNAHME IMMER DAZWISCHEN!!!! Eine Hund an Hund oder eine Leinen-Begegnung geht grundsätzlich schief. Gehen Sie auch in die andere Richtung und nehmen Sie den Blickkontakt heraus. Bleiben Sie in Bewegung und lassen Sie ihn nicht am Rand sitzen, das baut unnötig Stress auf.
Er sollte nichts mehr zu „erledigen“ haben – Sie führen und geben Richtung und Verhalten an.
Bei Ihnen ist es vielleicht auch das Problem, dass Sie zu lange in die Situation hineingehen. Rufen Sie früher ab, leinen Sie früher an, seien Sie immer vorausschauend und ein bisschen fixer als Ihr Hund.
Nehmen Sie Menschen, die Ihnen entgegenkommen, als „Übung“. Zeigen Sie Ihrem Hund, dass sie seine Furcht ernstnehmen. Genauso gehen Sie an unbekannte Dinge heran – umkreisen Sie sie unter Ihrem Schutz, mit Ihrem Körper dazwischen (!!!!!) gern ein Leckerchen, wenn es klappt – lassen Sie sich bitte viel Zeit, nicht nur „probieren“.
Nach einer Weile wird Ihr Hund schon selbst an Ihre andere Seite gehen, weil er sich dort wohl fühlt und auf Ihren Schutz vertraut – das ist für Sie ein tolles Gefühl!
Es wäre auch toll, wenn Sie nicht nur „Gassi-gehen“, sondern Ihren Hund geistig trainieren und beschäftigen, damit er sich nicht langweilt. Hierzu finden Sie alles auf meiner
Homepage: www.hundimedia.de
Bücher „Spiel und Spaß mit Hund“ Kosmos Verlag, nur noch antiquarisch
Viele Grüße
Inge Büttner-Vogt
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Daniela R. | Fragesteller/in
schrieb am 23.08.2021
Liebe Frau Büttner-Vogt, ich möchte Ihnen herzlichst danken! Ihre Antworten geben mir Zuversicht, dass wir es hinbekommen. Wir werden Ihre Ratschläge beherzigen und auch bald beim Tierarzt einen Termin zur Besprechung ausmachen. Gerne lasse ich Sie bei Gelegenheit wissen, wie die Fortschritte aussehen. Alles Gute! Daniela Riedel
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Guten Abend,
ich wünsche Ihnen ebenfalls alles Gute und freue mich auf einen Bericht - ich kann nur von Ihnen lernen!
viele Grüße
Inge Büttner-Vogt
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Daniela R. | Fragesteller/in
schrieb am 15.09.2021
Liebe Frau Büttner-Vogt, nun sind ein paar Tage vergangen und ich möchte Ihnen kurz berichten, was sich getan hat. Wir haben unseren Rüden am 02.09. chemisch kastrieren lassen, also vor ca. 14 Tagen. Nun ist es so, dass er die ganze Woche schon auf unseren Spaziergängen ausrastet. Beim kleinsten Geräusch stürzt er sich auf einen. Zum Glück trägt er nun hauptsächlich einen Maulkorb, wenn wir mit ihm spazieren gehen, so dass keine Bisswunden entstehen können. Aber dennoch greift er uns an, keine Fremden. Der Tierarzt sagte ja, dass es vor einer positiven Wirkung zu einer Verschlechterung käme. Aber ist auch das damit gemeint? Wir wissen uns gerade keinen Rat mehr. Zu Hause ist er brav und unterwegs wird er unberechenbar. Dazu kommt auch die Kraft, die er hat. An einschläfern lassen wollen wir nicht denken bzw. schieben wir den Gedanken noch weg. Nur wie geht es weiter? Können Sie uns helfen? Vielen Dank! Ihre Daniela Riedel
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Daniela R. | Fragesteller/in
schrieb am 15.09.2021
Ach eins hab ich vergessen. Auf Ihrer Homepage wollte ich mir Ihre Tipps unter Hund & Mensch anschauen. Da kommt allerdings:
"Zum Vergrößern bitte Prozentzahl erhöhen oder rechts Button Vollbild anklicken". Das gilt auch für Hund & Gesundheit. Wissen Sie, was wir falsch machen? Dankeschön!
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Guten Abend,
diese Seite wird neu aufgebaut, es geht noch nicht alles, danke für den Tipp, ich werde mich darum kümmern...
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