Was tun, wenn mein Hund sehr aggressiv fremden Menschen und anderen Hunden gegenüber ist?

Aggressivität ❯ Gegenüber Menschen
Emrahjasmin schrieb am 05.08.2022
Hallo! Wir haben vor 7 Monaten einen Hund aus Griechenland, den wir auf der Straße gefunden haben, mit nach Deutschland genommen. Er lag mit 5 weiteren Welpen am Straßenrand. Die anderen 5 waren leider schon Tod. Von der Mutter oder dem Vater gab es auch keine Spur. Charly war sehr klein er musste zu dem Zeitpunkt zwischen 3-4 Wochen alt gewesen sein, als wir ihn gefunden haben. Er ist laut Tierarzt kerngesund. Am Anfang war noch alles gut. Charly war sehr ruhig, zu allen freundlich und aufgeschlossen.

Seit ca. 3 Monaten ist er aber sehr aggressiv fremden Menschen und Hunden gegenüber. Spazieren gehen ist eine Qual. Er bellt alles an und möchte auch alles fassen. Dabei ist er sehr aggressiv, so dass ich ihn manchmal auch nicht beruhigen kann und er sogar in seinem "Wahn" versucht mich zu beißen, wenn ich ihn zurückhalten möchte. Es ist egal was uns auf der Straße entgegen kommt oder sogar auf der anderen Straßenseite läuft. Wenn Charly jemanden kennt ist er sehr aufgeschlossen. Er legt sich z.B. bei Freunden von uns, die zu Besuch kommen, auf die Füße und freut sich riesig. Kommen jedoch Freunde die er noch nicht so kennt, versucht er zu schnappen und bellt die ganze Zeit. Vor einer Woche kam auch ein Freund den er nicht kannte. Charly hat ihn 2x sogar geschnappt aus dem nix. Nach ca. 2 Stunden waren die aber Freunde geworden und Charly hat mit ihm gespielt.

Ich denke, dass er vielleicht Angst vor fremden hat oder sein Beschützerinstinkt eingreift. Charly geht nicht von meiner Seite. Selbst auf Klo kann ich quasi nicht allein gehen. Wenn ich die Tür zu mache, liegt er davor und versucht rein zu kommen. Ich weiß nicht wie ich ihm helfen kann, damit er sein aggressives Verhalten ablegt. Eine Hundeschule haben wir schon aufgesucht. Da sind wir aber nach 10 Minuten gegangen, weil Charly sich gar nicht beruhigt hat. Für hilfreiche Tipps bin ich sehr dankbar.
1 Antwort
Guten Tag,
Charly ist sehr unsicher. Er muss aber sehr viele eigene Entscheidungen treffen, er ist auch in der Pubertät. Hunde mit Urvertrauen können es ertragen, wenn Sie mal weg sind, weil sie wissen, dass Sie wiederkommen. Das weiß Charly noch nicht. Nehmen Sie ihn in der Wohnung viel an die Leine, besonders wenn Besuch kommt. Der soll ihn komplett ignorieren. Sie entscheiden, ob und wie ein Kontakt stattfindet. Charly wird sich an Ihnen immr mehr orientieren und immer weniger eigene Entscheidungen treffen.
Draußen:
Ab sofort führen Sie: Der Hund geht an der kurzen Leine HINTER Ihren Füßen und an Ihrer zum Ereignis abgewandten Seite.
Meistens liegt es am fehlenden Vertrauen zu uns, wenn der Hund an der Leine pampt. Beginnen Sie Ihren Hund zu beschützen und zu führen. Hunde versuchen alles „weg zu bellen“ , wenn sie uns nicht zutrauen, mit der Situation klarzukommen.
Geben Sie Ihrem Hund Sicherheit, indem Sie ihn immer beschützen. Schutz gibt es in allen Strukturen mit Eltern, Lehrern und Chefs – die guten machen uns sicher und gelassen, wir wissen, was wir tun sollen.
Fremde fassen Ihren Hund nicht an und Sie vermeiden es, dass ein Mensch Ihren Hund ansieht. Sie gehen Bogen und Kreise und lassen Ihrem Hund Zeit, sich – unter Ihren Schutz und an der Leine – in Ruhe anzunähern. Grundsätzlich ist Ihr Hund HINTER Ihren Füßen und wichtig: IHR KÖRPER IST OHNE AUSNAHME IMMER DAZWISCHEN!!!! Eine Hund an Hund oder eine Leinen-Begegnung gehen grundsätzlich schief. Gehen Sie auch in die andere Richtung und nehmen Sie den Blickkontakt heraus. Bleiben Sie in Bewegung und lassen Sie ihn nicht am Rand sitzen und beugen Sie sich nicht über ihn, das baut unnötig Stress auf.
Er sollte nichts mehr zu „erledigen“ haben – Sie führen und geben Richtung und Verhalten an.
Bei Ihnen ist es vielleicht auch das Problem, dass Sie zu lange in die Situation hineingehen. Rufen Sie früher ab, leinen Sie früher an, seien Sie immer vorausschauend und ein bisschen fixer als Ihr Hund.
Nehmen Sie Menschen, die Ihnen entgegenkommen, als „Übung“. Zeigen Sie Ihrem Hund, dass sie seine Furcht/Unsicherheit ernstnehmen. Genauso gehen Sie an unbekannte Dinge heran – umkreisen Sie sie unter Ihrem Schutz, mit Ihrem Körper dazwischen (!!!!!) gern ein Leckerchen, wenn es klappt – lassen Sie sich bitte viel Zeit, nicht nur „probieren“.
Nach einer Weile wird Ihr Hund schon selbst an Ihre andere Seite gehen, weil er sich dort wohl fühlt und auf Ihren Schutz vertraut – das ist für Sie ein tolles Gefühl!
Es wäre auch toll, wenn Sie nicht nur „Gassi-gehen“, sondern Ihren Hund geistig trainieren und beschäftigen, damit er sich nicht langweilt.
Viele Grüße
Inge Büttner-Vogt
www.hundimedia.de
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