Was tun bei Aggressivität gegenüber Hunden und Kindern?

Aggressivität ❯ Gegenüber anderen Hunden
jassi97 schrieb am 22.01.2021
Hallo,

unsere Schäferhündin (fast 3 Jahre alt) ist beim Spazierengehen extrem aggressiv gegenüber allen anderen Hunden und vor allem kleinen Kindern. Sobald sie was sieht und sei es noch so weit weg, zieht sie dermaßen an der Leine, dass man sie kaum halten kann und bellt und knurrt aggressiv, außer bei Hunden die sie kennt bzw. mag und mit denen sie auch schonmal gespielt hat.

Auch wenn der Hund/das Kind schon nicht mehr zu sehen sind, dreht sie sich ständig um und guckt und bellt noch vereinzelt. Sie hört dann überhaupt nicht auf ihren Namen oder Leckerlies oder sonstiges, man kann sie einfach nur wegziehen, aber sie springt und hängt sich total in die Leine.

Frei laufen lassen können wir sie leider überhaupt nicht, es scheint als verfällt sie bei Begegnungen in einen "Blutrausch". Sie ignoriert alles um sich herum und will wie es scheint "angreifen".

Ein Hundetrainer hat ein Halti empfohlen, aber nichtsdestotrotz zieht sie wie verrückt.





Was können wir tun?
1 Antwort
Ellen Mayer | Hundetrainer/in
schrieb am 23.01.2021
Hallo,
ich bin mir sicher, dass dieses Verhalten mit an der fehlenden Leinenführigkeit liegt. Ein Halti ist super zum Trainieren der Leinenführigkeit. Ersetzen kann es die auf keinen Fall, denn mit der Zeit gewöhnt sich der Hund daran und zieht trotz Halti.
Hunde ziehen an der Leine, weil sie es so gelernt haben. Oder, besser gesagt, nicht anders gelernt haben. Wenn Herrchen/Frauchen dem Hund mit ausgestrecktem Arm überallhin folgt, wird der Hund natürlich auch weiter immer dahin gehen, wo er hin will. Er kann es ja, manchmal mit einem Gewicht am anderen Ende der Leine, aber es geht. Hunde lernen durch Erfolg oder auch Misserfolg.
Deswegen hier mein Tipp: NIE der Hündin folgen, wenn sie zieht, auch nicht, wenn sie wo schnuppern, sich lösen oder zu Bekannten will. Wenn sie einmal Erfolg hatte, müssen Sie wieder von vorne mit dem Training anfangen. Bleiben Sie stehen, bis die Leine wieder locker ist (das braucht etwas Geduld) oder, wenn Ihre Hündin richtig feste zieht, drehen Sie um und gehen zurück.
Am besten reagieren Sie schon, wenn sie versucht, Sie zu überholen. SOFORT umdrehen und zurückgehen und zwar jedesmal.
Oft liegt das Ziehen auch an der Art, wie die Leine gehalten wird. Meistens wird die Leine zu kurz gehalten, mit Zug. Zug erzeugt Gegenzug, der Mensch zieht weil der Hund zieht und der Hund zieht immer mehr dagegen. Der Hund kann diesen Kreislauf nicht lösen, das kann nur der Mensch.
Meistens kann ein Hund sich auch nicht konzentrieren. Man kommt aus der Haustür und schon soll der Hund, ohne sich ausgepowert oder gelöst zu haben, locker an der Leine gehen. Die Leinenführigkeit sollte immer nur zwischendurch geübt werden, zuerst darf der Hund laufen und schnuppern, dann wieder 10 Minuten üben u.s.w.. Erst, wenn das immer besser funktioniert, wird es irgendwann gefestigt sein und der Hund läuft immer und überall an lockerer Leine. Üben, egal was, sollte man nie im Ernstfall sondern immer entspannt und gezielt.
Was mir bei Hundebesitzern mit ziehenden Hunden auch oft auffällt ist, dass der Hund an der Leine zieht und zieht und zieht...und es passiert nichts. Irgendwann ist der Besitzer genervt und wütend und versucht dann, zu korrigieren. Der Hund merkt, dass der Besitzer wütend ist, weiß nicht warum und zieht um so mehr. Deshalb ist hier, wie bei anderem Training mit Hunden auch, Konsequenz, Geduld und Ruhe gefragt.
Wenn Sie an Kindern oder anderen Hunden vorbeigehen, versuchen Sie Ruhe auszustrahlen d. h. nicht reden, nicht schimpfen und nicht die Leine krampfhaft kürzer halten. Das alles veranlasst Ihre Hündin nämlich, sich noch mehr aufzuregen.
Üben Sie aber vor allem die Leinenführigkeit.

Viel Erfolg..
Ellen Mayer
www.lesloups.de
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