Was tun, damit sich Tierschutzhund in Wohnung wohlfühlt?

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AnleAl_hb schrieb am 10.02.2021
Hallo liebe Hundefreunde,

ich habe eine Hündin aus dem Ausland adoptiert. Sie ist ca. 5 Jahre alt und hat auf der Straße gelebt. Sie wurde im Juni 2020 ins Tierheim in Rumänen gebracht. Sie ist kastriert worden.

Sie wurde als liebevoll, zutraulich und sehr ruhig mit wenig Energie beschrieben.

Sie ist jetzt seit ca. 1 Woche hier und sie ist zutraulich und freundlich. Sie ist allerdings sehr auf ihren Platz fixiert. Sie steht auf, wenn sie Durst hat, fressen will, ihr Geschäft erledigen will oder man sie mit bestimmten Leckerli lockt. Sie entfernt sich aber nur mit sehr vielen Tricks und Geduld langsam weiter von Ihrem Platz weg.

Am dritten Tag hat sie Interesse gezeigt, auf den Balkon zu gehen und seitdem sie auf dem Balkon war, macht sie dort auch ihre Geschäfte. Ansonsten bewegt sie sich in der Wohnung aber nicht. Wir versuchen sie mit Futter zum Aufstehen zu motivieren und mehr Bereiche der Wohnung zu betreten und zu erkunden.

Sie kommt bis zu einer gewissen Distanz auch zu einem, zieht sich aber so schnell wie möglich rückwärts gehend zurück in ihre Comfortzone, wenn sie das Leckerli hat oder geht auch ohne zurück, wenn man sie zu weit weg locken will.

Sie zeigt leider wenig bis gar keine Neugier ihre Umgebung (Wohnung) zu erkunden. Eigentlich liegt sie nur rum. Sie wirkt auch nicht ängstlich, sondern einfach verunsichert. Sie erschreckt sich vor keinen Geräuschen aus dem Haushalt und bleibt immer ganz ruhig. Sie schaut höchstens kurz auf oder sieht einem kurz hinterher, wenn man aufsteht. Legt sich aber schnell zurück. Das finden wir auch gut, sie soll uns nicht immer hinterher laufen. Da sie aber z. B. Die Wohnungstür nicht passieren will und wir im 1. EG wohnen, bekommen wir sie auch leider nicht raus.

Wir würden gern mit ihr üben, Treppen zu laufen etc., bis zur Treppe traut sie sich aber nicht. Nach dem Gesundheitscheck beim Tierarzt hat dieser gesagt, wir müssen beständig sein und zeigen wer der Chef ist. Da sie ja nicht in fremden Umgebungen laufen will, haben wir sie in der Transportbox zum Arzt gebracht. Der Tierarzt hat sie nach der Untersuchung am Geschirr sozusagen aus der Praxis gezogen, als sie draußen war, hat sie sich auch nach kurzer Zeit gut bewegt und schien sich wohl zu fühlen. Draußen hat sie sich also frei und glücklich bewegt.

Kaum zurück in der Wohnung, hat sie sich sofort zusammen gekauert und ist schnell auf ihren Platz gelaufen. Ich habe den Platz, an dem ich ihr das Futter gebe, immer weiter von ihrem Platz entfernt, aber diese 2 Meter vor der Wohnungstür will sie einfach nicht betreten.

Ich wollte dass sie, wenn ich sie mit Futter locke, den ersten Schritt macht, sie sich also diese Vorwärtsbewegung im Hirn abspeichert. Allerdings: Sobald ich sie mit etwas Druck/Zug an der Leine "unterstützen" will, wie der Arzt sagte, noch weiter zu gehen, macht sie sofort zu und zieht sich noch weiter zurück.



Nun weiß ich nicht recht, welche Trainingsmethode ich anwenden soll. Draußen hatte sie zum Beispiel auch kein Problem mit der Leine, in der Wohnung aber schon. Sie verhält sich so unterschiedlich draußen und drinnen, dass ich nun etwas ratlos bin. Brauche ich einfach mehr Geduld oder soll ich doch "härter" durchgreifen?

Die Umgebung der Wohnung habe ich als "Problem erkannt", aber da ich sie selbst mit Futter nicht weiter locken kann als die letzten Tage und es in dieser Hinsicht keinen Fortschritt mehr gab (eher Rückschritte) und der Tierarzt so ganz anders gehandelt hat, fühle ich mich einfach sehr verunsichert im Training.

Ich würde mich über Tipps und Erfahrungsberichte freuen.

Herzlichen Dank, Anna Lena.
2 Antworten
Ellen Mayer | Hundetrainer/in
schrieb am 12.02.2021
Hallo Anna Lena,
wenn man unsichere Hunde versucht, mit Locken zu etwas zu bringen werden sie misstrauisch und das Verhalten verstärkt sich. Lassen Sie sie deshalb, wenn sie in der Wohnung nur liegen will, einfach in Ruhe. Dazu gehört auch, sie nicht zu beobachten. Bewegen Sie sich in der Wohnung, als sei die Hündin nicht da. Sie wird dann früher oder später neugierig werden.
Hart durchgreifen sollte man bei Hunden nicht, schon gar nicht bei unsicheren Hunden. Das sollte man aber nicht verwechseln mit Hartnäckigkeit und Konsequenz, Hunde sind uns da oft überlegen. Wenn Sie also raus gehen wollen mit der Hündin, ziehen Sie ihr die Leine an und lassen etwas Zug drauf. Bleiben Sie dann stehen ohne sie anzuschauen und vor allem, ohne zu locken oder zu reden. Je nachdem, wieviel Zeit und Geduld Sie haben, wird sie irgendwann dem Zug nachgeben. Dieser Zug sollte nicht so stark sein, dass ein Tauziehen daraus wird. Bleiben Sie einfach stehen und geben nicht nach. Manchmal, nein, eigentlich immer, muss man sturer sein als ein Hund ?

Viel Erfolg..
Ellen Mayer
www.lesloups.de
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AnleAl_hb | Fragesteller/in
schrieb am 21.02.2021
Hallo Ellen,

vielen lieben Dank für die Rückmeldung und die Tipps. Wir haben bereits erste Fortschritte mit dieser Methode erzielt und sind sehr stolz wie schnell unsere liebe Fellnase lernt, wenn man richtig mit ihr kommuniziert. Danke dass Sie uns den richtigen Weg gezeigt haben.
Liebe Grüße Anna Lena
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