Wie unterscheidet sich Angst von Aggression?

Angst ❯ Vor dem Alleinsein
belli2 schrieb am 13.03.2021
Hallo, guten Tag!

Wir haben ein Zwergspitzweibchen aus dem Tierheim geholt, sie ist bereits seit über 3 Jahren bei uns. Sie war im Alter von max. 1 Jahr im Wald ausgesetzt und halb verhungert und krank gefunden worden, musste zuerst "aufgepäppelt" werden, bevor wir sie erhielten.

Jenny hat vor mehreren Monaten begonnen völlig unerwartet zu knurren, Schuhbändel und Teppichränder zu kauen. Es wird jetzt immer schlimmer. Sie kratzt an der Polstergruppe und an den Wänden. Es gibt keinen sichtbaren Grund, das kommt plötzlich.

Allerdings hat sie viele Dinge, die ihr immer noch Angst machen. Sei es Schiesslärm, Sturm, Gewitter etc. Sie ist dann völlig gestresst. Ich habe es mit homöopathische Angstglobuli versucht, mit Bachblüten Notfalltropfen, mit Zylkene. Ohne nachhaltigen Erfolg. Sie folgt mir auf Schritt und Tritt, bellt wenn ich in den Keller gehe, schläft auf dem Boden neben meinem Bett oder in ihrer Schlafbox. Irgendetwas macht sie extrem nervös.

Ich habe eine Sitzung bei einer Tierkommunikatorin gehabt, diese hat mir empfohlen, die Methode von Jan Fennel anzuwenden. Meine Hündin wolle für mich und meinen Partner die Verantwortung übernehmen und sei davon völlig überfordert und habe Angst. Wir wandten, so gut es ging, diese Methode an, schauen sie nicht zu viel an. Ich versuche mich mental nicht mit zu sehr mit ihr zu verbinden etc. Gebracht hat diese Methode bisher nichts. Jenny hat in dieser Zeit Durchfall gehabt und musste erbrechen, da waren wir von der Methode nicht mehr überzeugt.

Sie macht jedes Mal ein Theater, wenn ich die Schuhe anziehe, um Gassi zu gehen. An der Leine knurrt sie Hunde an, welche sie nicht kennt. Es geht aber schon viel, viel besser seit den Anfangszeiten. Da war jede Straßenlaterne eine Bedrohung. Autos sind es z.T. immer noch, besonders sog. Autos mit Aufsatz.

Wer weiß denn, was sie früher alles erleben musste. Wenn sie frei ist, spielt sie mit praktisch allen Hunden, ob groß oder klein. Ich gehe mit ihr in sogenannte "Sozialspaziergänge" mit einer Hundetrainerin. Diese hat mir empfohlen, Jenny mit Gudeli abzulenken. Das funktioniert gut, sie hat dann aber rasch entdeckt, dass sie laufend solche fordern kann und schaut uns dann an, mit eindeutigen Zeichen der Zunge, quasi: Hallo, ich möchte noch eins und noch eins. Da haben wir uns dann wieder zurück gehalten.

Ich wäre so unendlich dankbar, wenn wir mit ihr ein glückliches Zusammenleben halten könnten, sie ist eine sehr liebenswerte Hündin. Wir sind ein Paar etwas über 60. Vielen lieben Dank für Ihre Antwort.
1 Antwort
Ellen Mayer | Hundetrainer/in
schrieb am 16.03.2021
Hallo,
die Methode von Jan Fennel kenne ich zwar nicht aber dass die Kleine die Verantwortung für Sie übernehmen muss, sicher nicht will, halte auch ich für wahrscheinlich. Jenny ging es in dieser Zeit sicherlich so schlecht weil auch Sie sich mit dieser Methode nicht wohl fühlten.
Leider ist es aber so, dass Hunde, denen es vorher schlecht ging, von ihren neuen Besitzern viel zu viel betüdelt werden. Nun brauchen aber Hunde, ähnlich wie wir Menschen, Gesetze und jemanden, dem sie folgen können. Ganz sicher nicht jemanden, den sie "trainieren" können, wie Ihre Jenny das ja auch mit den Leckerchen gemacht hat. Vielleicht tut sie das auch, wenn sie gestreichelt werden will, wenn sie spielen will? Sie können sie soviel streicheln und mit ihr spielen wie Sie wollen. Aber eben wie SIE wollen. Wenn Sie sich allerdings dabei schlecht fühlen wird Jenny sich auch schlecht fühlen. Deshalb ist es wichtig, an sich selbst zu arbeiten. Disziplin bedeutet IMMER auch Selbstdisziplin.
Ziehen Sie tagsüber immer mal wieder KOMMENTARLOS und ohne Jenny anzusehen Ihre Schuhe an, laufen damit durch die Wohnung, ziehen sie wieder aus. Sie wird dann lernen, das nichts Spektakuläres passiert, wenn Sie die Schuhe anziehen und sich daran gewöhnen. Je öfter Sie das tun, um so schneller wird sie es verstehen.
Wenn sie an der Leine andere Hunde anknurrt gehen Sie KOMMENTARLOS, ohne die Kleine anzusehen, zurück bis sie sich beruhigt hat.
Folgen Sie ihr NIE an der Leine. Sie soll Ihnen folgen, dann führen Sie und sie kann sich auf Sie verlassen.
Schließen Sie immer die Türen hinter sich und lassen damit nicht zu, dass sie Sie kontrolliert.
Anders wird Jenny immer das Gefühl haben das niemand ihr die Last von den kleinen Schultern nimmt und sie muss alles selbst regeln.
SIE sollten ALLE Entscheidungen treffen. Jenny ist dazu nicht in der Lage!

Viel Erfolg..
Ellen Mayer
www.lesloups.de
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