Trennungsangst oder reine Langeweile?

Angst ❯ Vor dem Alleinsein
dinah0179 schrieb am 10.07.2013
Hallo,



wir haben vor 2,5 Monaten eine kleine Mischlingshündin zu uns genommen. Leider kennen wir ihr Alter nicht genau (irgendwas zwischen 2 und 4). In ihrem vorherigen Zuhause ist sie laut Vorbesitzerin auch den halben Tag alleine gewesen und dies habe nach einer Woche ohne Probleme funktioniert.

Da sie absolut verängstigt war - egal ob Mensch oder Tier - glauben wir davon nicht sehr viel. Es ist also, als hätten wir keine Angaben über ihre Vorgeschichte (ein Besitzer, der mit dem Tier kein einziges Mal zum Tierarzt war und auch das Geburtsdatum nicht kennt, der ist des Tieres nicht würdig).

Mittlerweile hat sie ihre Angst im Bezug auf unsere Familie (2 Erwachsene, eine 7jährige Tochter) komplett verloren, sie ist ein absolut lieber, gehorsamer und freundlicher Hund.

Leider hat sie einerseits mit anderen Hunden Probleme - sie hat von Anfang an totale Panik vor anderen Hunden gehabt, egal wie groß/klein/freundlich sie waren und sind. Es ist mittlerweile etwas besser geworden, so dass sie bei Begegnungen mit fremden Hunden erst freudig auf sie zuläuft, aber sobald sich die Nasen berühren, rennt sie weg. Das verstehen die meisten Hunde natürlich als Aufforderung zum Spielen und dann kläfft sie sie oft panisch an.

Das eigentliche Problem ist allerdings das Alleine bleiben. Ich habe sie die ersten vier Wochen mit zur Arbeit genommen und wir haben während dieser Zeit schrittweise das Alleinbleiben geübt. Insgesamt muss sie von Mo-Do 4-5 Stunden alleine bleiben, auf keinen Fall länger. Morgens gehen wir ca. 30 Minuten von 5:20-5:50 mit ihr (oft will sie nicht, weil sie noch zu müde ist) und dann noch einmal ca. 10-20 Minuten um 7:20 - Fressen bekommt sie gegen 6:30.

Wir schließen die Tür zum Flur, so dass sie die Geräusche aus dem Treppenhaus nicht direkt mitbekommt und im Wohn- und Esszimmer hat sie genug Platz. Außerdem haben wir das Radio oder den TV leise angestellt. Leider hat das Training nicht viel gebracht - mit Kameraaufnahmen konnten wir sehen, dass sie nach ca. 10-15 Minuten vor der Tür anfängt zu jaulen und zu bellen und dies ununterbrochen (okay, kurze Pausen sind dabei, aber nicht sehr lange). Unsere Nachbarin unter uns hat Nachtschicht, so dass sie bis Mittags nicht schlafen kann und daneben ist es natürlich für Trixi auch nicht gerade schön, die ganze Zeit zu bellen.

Da sie sich bei uns bereits zu Hause fühlt (wir haben nach ca. 2-3 Wochen die Vorbesitzerin zufällig getroffen und sie hat sie komplett ignoriert), kann es nicht sein, dass sie wegen der ungewohnten Umgebung bellt. Sie bellt wenn wir da sind so gut wie nie, höchstens mal ein kurzes Anschlagen, wenn es an der Tür klingelt, aber selbst da bellt sie inzwischen nicht mehr, weil wir ihr gesagt haben, sie soll das nicht tun.

Seit zwei Tagen uriniert sie auch zusätzlich und ich bin mir nicht sicher, ob dies aus lauter Stress oder eher aus Trotz passiert... wir haben sie zur Eingewöhnung mit im Schlafzimmer schlafen lassen und als wir sie dann nach den ersten paar Tagen ans Schlafen im Wohnzimmer gewöhnen wollten, hat sie auch angefangen in den Flur zu pinkeln. Da ich wusste, dass das Alleinesein tagsüber noch auf sie zukommen würde, darf sie seitdem nachts im Schlafzimmer (nicht im Bett!!) schlafen.

Ist das vielleicht ein Fehler gewesen? Sollte sie lieber im Wohnzimmer schlafen?

Ab nächster Woche habe ich Urlaub, sollten wir das Alleine bleiben dann ganz von Anfang an nochmal trainieren?

Leider ist sie auch gesundheitlich (erhöhte Nierenwerte, Halsentzündung, Ohrenentzündung) angeschlagen und die Tierärztin forscht noch nach dem genauen Grund. Deshalb sind wir mit ihr (unnötigerweise?) auch etwas nachsichtiger, was das im Schlafzimmer schlafen betrifft.

Ich hoffe, ich konnte die Situation einigermaßen gut beschreiben und Sie haben einen Tipp für uns, wie wir am besten mit der Situation umgehen können.
1 Antwort
Hallo,

wenn Ihr Hund beim Alleinsein (und auch nur dann) vokalisiert (z.B. bellt) und in die Wohnung uriniert, dann liegt hier ein trennungsbezogenes Problem vor.

Trennungsbezogene Probleme haben ihre Ursache in Angst oder Frustration oder einer Kombination aus beidem. Um ein solches Problem zu lösen muss man nun zunächst die genaue Ursache kennen. Erst dann ist es möglich, darauf abgestimmte Therapiebausteine auszuwählen und diese in den kommenden Wochen und Monaten umzusetzen.

Da sich das Problem bei Ihnen ja nun akut verschlimmert hat (erst nur Bellen, nun auch Ursinabsatz), halte ich es für sinnvoll, wenn Sie einen verhaltenstherapeutisch tätigen Tierarzt kontaktieren, der auf der einen Seite die gesundheitlichen Probleme gut einschätzen und Ihnen auf der anderen Seite mit einem zielgerichteten Training weiterhelfen kann.

Viele Grüße,
Stefanie Ott
War diese Antwort hilfreich?