Tierheimhund fünfte Hand alleine lassen, wie klappt es am Besten?

Angst ❯ Vor dem Alleinsein
Fabienne T. schrieb am 27.12.2021
Wir haben unseren Hund vor 11 Wochen aus dem Tierheim geholt. Wenn man die 3 Monate Tierheim mitzählt, sind wir die fünfte "Hand". Er ist ca 9 Jahre alt. Er kennt alles im Haushalt, benimmt sich gut, ist klug und gelehrig. In Kürze klappten im Haus das absetzen und warten, Sitz, Platz und zum Spaß Pfötchen geben und hopp. Auch der Abruf klappt schon recht gut. Suchspiele und Ball werfen sowie Hundeschule werden ebenfalls gemacht. Alleine bleiben ist die größte Herausforderung.

Zunächst war wichtig, dass er alleine schläft, da wir keinen Hund im Schlafzimmer möchten. Das klappte nach etwa 3 Wochen und mittlerweile in 8 von 10 Nächten. Alleine lassen habe ich mit 10 Sekunden begonnen. Ab Sekunde 11 hat er sonst gebellt und gejault. Dann bin ich in winzigen Schritten auf 3 Minuten, auf fünf Minuten auf sieben Minuten. Immer bin ich vorm bellen rein gegangen. Dann auf 10 Minuten, auf 13 und auch 17 Minuten. Dann auf zwanzig Minuten. Das war vor drei Tagen. Ich war so glücklich! Seid wir bei 10 Minuten angenommen sind, stand er auch noch nicht mehr dauerhaft vor der Zimmertür. Sondern ging auch wenigen Sekunden auf seinen Platz. Er stand immer mal auf, schaute an der Tür, ging aber zurück auf den Platz.

An dem Tag, am dem er zwanzig Minuten geschafft hat, meine ich ihn einmal ganz leise fiepsen gehört zu haben (er ist videoüberwacht). Aber er war ansonsten komplett leise. Heute wollte ich wieder üben ... Und ich habe heute nur 3 Minuten bei Stille geschafft. Im Grunde hat es nahezu nicht funktioniert. Unser erster richtiger Rückschritt. Woran kann das liegen? Ich bin total entmutigt. Irgendwann ... zum Sommer hin MUSS er 4-5 Stunden alleine bleiben. Ich bin sehr irritiert. Es war nichts anders. Kein Besuch an Weihnachten, nichts. Am Tag vorher war er etwas weniger ausgelastet. Daher heute schon wieder vernünftig Gassi, Wurfspiele im Garten ...
8 Antworten
Ellen Mayer | Hundetrainer/in
schrieb am 28.12.2021
Hallo Fabienne,
natürlich hat der Hund Trennungsangst wenn er so oft weiter gegeben wurde. Dieser Rückschritt ist verständlicherweise entmutigend. Auslastung ist auch sehr wichtig denn ein ausgelasteter Hund kann sehr viel besser entspannen. Darauf würde ich auf jeden Fall achten.
Wie ist es denn, wenn Sie zuhause sind, läuft er Ihnen dann hinterher?

Auf Ihre Antwort freut sich
Ellen Mayer
www.lesloups.de
War diese Antwort hilfreich?
Fabienne T. | Fragesteller/in
schrieb am 28.12.2021
Das hinter her laufen ist besser geworden.
Es gibt solche und solche Tage.
Nach dem gestrigen Rückschritt und einer für ihn schwierigen Nacht, da mein Mann nicht da ist, konnte er eben 30 Minuten alleine im Wohnzimmer sein, während ich im anderen Stockwerk duschte und fohnte. In der Sphinx Haltung. Nicht gänzlich entspannt. Aber ok.

Ich habe nochmal über das Thema Auslastung nachgedacht und nach Veränderungen gesucht.
Bingo geht seit geraumer Zeit nur noch ungern spazieren. Seit es kalt und nass ist.
Er entwickelt selbst keine Tränenflüssigkeit, hat eine schilddrüsenüberfunktion und Hüftdysplasie beidseitig.
Wahrscheinlich stört ihn diese Witterung.
Wenn dann die Strecke nicht spannend und neu ist, geht er keinen Meter.
Hier habe ich das "vorwärts Signal" eingebaut, damit er folgt.
Dennoch waren die morgen Runden teils sehr kurz (10 Minuten) oder sind ausgefallen.

Hier werde ich beider konsequenter mit ihm sein und ihn nirgends hier in die Nachbarschaft "zwingen". Nachmittags fahren wir mit ihm irgendwo hin.

Beschäftigung eigentlich:
30 Minuten Beschäftigung am Morgen (Gassi und spielen)
Zwischendurch Suchspiel, alleine lassen üben.
16h 60-90 Minuten Gassi und spielen plus alleine lassen üben
Abends 30 Minuten Spielen
Zwischendurch Suchspiel, Obidience Programm.
Da er sich beim.gassi so massiv verweigert, sind die runden kürzer geworden.

Ggf hat sich das über mehrere Tage aufgebaut.
Zudem habe ich seit Donnerstag frei und bin nicht im Arbeitszimmer. Da verbringt er sonst mit mir den Tag. Oder er liegt im Wohnzimmer

Hier hat also eine weitere Abweichung der Routine stattgefunden.

Vielleicht reicht das für ihn schon, um einen"Rückschritt" zu erleben.

Zudem bekommt er nun seit 4 Tagen ein Schilddrüse Medikament.


War diese Antwort hilfreich?
Fabienne T. | Fragesteller/in
schrieb am 28.12.2021
Wieder in Nachbarschaft zwingen
War diese Antwort hilfreich?
Ellen Mayer | Hundetrainer/in
schrieb am 28.12.2021
Natürlich ist es schwer bis unmöglich, den Hund und Sie aus der Entfernung einzuschätzen. Ich kann deshalb nur aus meiner Erfahrung raus raten.
Damit er Ihnen nicht folgt, sogar entspannt ist, wenn Sie den Raum verlassen, hilft nur, immer die Türen zu schließen, auch, wenn man nur kurz draußen ist. Es wäre sogar gut, das richtig zu üben indem Sie immer mal wieder tagsüber rausgehen, Türe schließen, sofort wieder reinkommen, den Raum durchqueren, wieder raus, Türe zu, wieder rein u.s.w., ca. 10 Minuten lang mehrmals am Tag. Bitte den Hund dabei nicht beachten, einfach rausgehen und rein kommen. Der Hund soll dieses "Spiel" mit der Zeit zum Gähnen langweilig finden, erst dann kann er entspannen. Wenn Sie merken, dass er entspannter ist, steigern Sie die Zeit draußen in ganz kleinen Schritten. Wenn er sich aufregt, wieder kürzer draußen bleiben.
Wenn das funktioniert, ziehen Sie sich an, gehen raus und kommen sofort wieder rein. Auch hier steigern Sie dann die Zeit draußen.
Sehr wichtig: Keine Verabschiedung und keine Begrüßung. So lernt der Hund, dass es vollkommen normal ist, wenn Sie gehen.
Eine Frage hätte ich noch: Wie sieht das "Signal" zum weiter gehen aus?


War diese Antwort hilfreich?
Fabienne T. | Fragesteller/in
schrieb am 28.12.2021
Das "Tür zu Spiel" hat hier bereits begonnen ;-)

Das "vorwärts Signal" ist entstanden, da Bingo in langweiliger, bekannter Umgebung und oder massiv schlechtem Wetter einfach blockiert hat. Anfänglich konnten wir zwei Stunden spazieren. Mit Einzug des Herbstes und Winter wurde es schwierig hier zu Hause loszulaufen.
Er blieb teils nach 30 Metern wie angewurzelt stehen. Locken, warten, zerren hat nicht geholfen.
Nun habe ich durch einen Tipp aus der Hundeschule das neue Signal eingebaut.

Läuft er gut vorwärts, sage ich das Wort "vorwärts". Darauf folgt ein geworfenes leckerchen.
Merke ich, dass er blockieren will oder tut es tatsächlich, kommt nun das Signalwort.
Darauf muss nicht immer ein leckerchen folgen.
Er funktioniert auch ohne.

Wichtig war mir, dass er in der Blockade nicht einfach ein Leckerchen bekommt. Dann hätte er es so verknüpft, dass er immer was bekommt, wenn er steht.
Somit habe ich einfach das weiter laufen belohnt.
War diese Antwort hilfreich?
Ellen Mayer | Hundetrainer/in
schrieb am 29.12.2021
Guten Morgen Fabienne,
vielen Dank für die Antwort.
Da ich nicht so ein Freund davon bin, viel mit Hunden zu reden wenn man etwas von ihnen will, finde ich auch "Signalwörter" nicht so besonders. Bei manchen Hunden hilft es und macht demnach auch Sinn. Wenn es aber nicht hilft, macht es nun mal auch keinen Sinn.
Wenn Sie also bei Ihrem Hund damit Erfolg haben, machen Sie weiter, keine Frage.
Ich lege mehr Wert darauf, einen Hund zu führen. Locken, warten, zerren und auch Signalwörter haben da wenig mit zu tun.
Führen heißt, Sie gehen und der Hund folgt. Wichtig dabei ist, dass Ihr Focus nicht auf dem Hund liegt sondern umgekehrt. Damit Sie so weit kommen, sollten Sie gehen, einfach gehen, ohne den Hund anzuschauen oder gar anzureden. Schauen Sie auf Ihren Weg, nicht nach dem Hund.
Jetzt ist ja das Problem, dass Ihr Hund einfach stehen bleibt. Gehen Sie dann so weit weiter, bis die Leine gespannt ist, bleiben stehen und warten. Auch hierbei den Hund nicht anschauen. Jetzt ist Ihr Hund schon 9 Jahre alt, war schon bei einigen Leuten und hat dementsprechend Menschen kennengelernt, so wie auch, wie man mit Menschen umgeht. Und dementsprechend wird er auch stur sein, denn er hat ganz sicher gelernt, wie man seinen Willen durchsetzt. Genau deswegen ist es sehr wichtig, die Führung zu übernehmen.
Deshalb wird es vielleicht etwas dauern, bis er lernt, dass er folgen MUSS. Ohne Signalwort und ohne Leckerchen. Sie gehen, er folgt. Er muss nicht für das Folgen belohnt werden. Punkt.
Aber wie oben schon geschrieben, wenn es mit dem Signalwort klappt, benutzen Sie es weiter.

Viel Erfolg..
Ellen Mayer
www.lesloups.de
War diese Antwort hilfreich?
Fabienne T. | Fragesteller/in
schrieb am 29.12.2021
Im Grunde gebe ich Ihnen recht.
Ich reite auch und vertrete auch da den Ansatz:"führen und Haltung macht den Weg"

Bei Bingo und dem Gassi ging es nicht anders.
Ich habe ihn schon fünf Meter hinter mir hergezogen. Der Körper verdreht auf dem Boden.
Er geht keinen Meter. Jault auf, wenn das Geschirr ihn einklemmt. Haben auf Halsband umgestellt. Die kurze Einwirkung hilft etwas aber ich kann ihn am Halsband nicht über den Boden ziehen.
Stehen bleiben mit gespannter Leine habe ich schon einmal 22 Minuten gemacht! 22.
Ich habe einfach da gestanden und in die Richtung geguckt, in die ich will. Wortlos. 22 Minuten. Irgendwann musste ich leider nach Hause.
Aber mit dem Signalwort klappt es deutlich leichter und er blockiert vielleicht noch Zwei oder dreimal am Anfang. Oft aber garnicht mehr.

An manchen Tagen habe ich auch das Gefühl, er muss was verarbeiten. Dann bleibt er 5 Sekunden stehen, schaut starr in Luft und geht weiter.
Der Hund ist teils ein richtiges Rätsel.

Ansich aber gelehrig.
Was ihn auch anstrengend macht, weil er geistig sehr beschäftigt werden will.

War diese Antwort hilfreich?
Ellen Mayer | Hundetrainer/in
schrieb am 30.12.2021
Nein, ziehen sollten Sie ihn auch nicht. Dann werden Hunde erst recht störrig. Deswegen das stehen Bleien mit Zug auf der leine bis er nachgeben muss.
Aber wenn es mit dem Signalwort funktioniert, ist es doch ok.
Bei einem 9-jährigen Hund nach vielen Besitzerwechseln hat sich sicher einiges angesammelt.
Ach so, beim "Tür zu Spiel" ist es sehr wichtig, dass Sie Bingo nicht vorher an seinem Platz ablegen oder sonst etwas tun. Es macht nichts, wenn er Ihnen folgt, bis zur Tür und die schließen Sie.

Viel Erfolg..
Ellen Mayer
www.lesloups.de
War diese Antwort hilfreich?