Hallo Eva,
der Labrador wird die Leinenführigkeit so nicht lernen können. Da sind ganz andere Methoden wirksam. Dauernd wirken Halsband oder Geschirr und Leine auf den Hund ein. Ihr Hund versteht nicht wirklich, was von ihm erwartet wird. Mit dem Ziehen hatte er immer schon Erfolg, und wenn es nur ein paar Zentimeter waren.
Was erfolgreich ist, wird öfter getan - ein Naturgesetz. Und wenn etwas manchmal funktioniert, ein anderes Mal Ihre Aufmerksamkeit bringt und ein anderes Mal schimpfen Sie oder ziehen an der Leine... dann werden Sie nie ein gutes Ergebnis erhalten. Hier kommt die berühmte Konsequenz ins Spiel.
Mein Ansatz ist, dass der Hund nur Erfolg hat, wenn die Leine locker ist. Es geht nicht weiter - gar nicht - wenn er zieht. Das ist aber nur ein Teil des Puzzles. Wie Sie durch Körpersprache den Hund motivieren, Ihnen zu folgen und auf Sie zu achten lernen Sie in einer guten Trainingsstunde. Er sollte lernen, dass es einfach interessanter ist, auf Sie zu achten als auf die Außenwelt.
Außerdem sollte der Hund verknüpfen, dass an Ihrer Seite immer ein guter Platz ist. Weiterhin sollte erst indoor, dann mit sich kleinschrittig steigernder Ablenkung lernen, Blickkontakt zu Ihnen audzunehmen. Dafür wird dann ein Signal eingeführt.
Sie merken bestimmt schon: eine komplexe Sache, die ohne professionelle, praktische Unterstützung leicht daneben geht. Es kommt wirklich auf die Details an...
Die Idee ist, den Hund zu motivieren, schön an lockerer Leine zu laufen. Oft wird der Fokus anders gelegt: Dem Hund werden Grenzen gesetzt, indem Fehlverhalten in irgend einer Form bestraft wird. In meinem Training hat der Hund damit einfach keinen Erfolg und jedes richtige Verhalten wird bestätigt/belohnt. So bekommt man immer mehr davon ;-)
Bedenken Sie: das Laufen an lockerer Leine ist keine Selbstverständlichkeit, sondern eine weitaus schwierigere Übung, als es scheint. Einerseits soll der Hund "seins" machen, während wir mit einer Freundin reden oder uns mit Anderem beschäftigen. Gleichzeitig soll der Hund aber immer die Leinenlänge auf dem Schirm haben und dafür sorgen, dass sie sich nicht spannt. Keine leichte Aufgabe!
Wie genau Sie die Leine handhaben, wie Ihre Hilfsmittel beschaffen sind, ob der Hund genügend Beschäftigung mit Artgenossen und mit Ihnen hat - das alles wäre noch zu prüfen. Wenn der Hund so zieht, weil er eigentlich übererregt ist und nicht, weil es am Gehorsam mangelt, dann muss an der Erregung gearbeitet werden, nicht am Gehorsam. Und das wäre dann wieder ein ganz anderes Vorgehen.
Mit freundlichem Gruß,
Carolin Borchardt