Leinenzug und Leinenagression

Leinenführigkeit ❯ Leinenzug
Sandra M. schrieb am 07.01.2024
Meine Französische Bulldogge, 1 1/2 Jahre alt, weiblich und kastriert, zeigt draußen ein stark abweichendes Verhalten im Vergleich zu ihrem anhänglichen Verhalten zuhause. Zuhause gehorcht sie gut, ist sehr anhänglich und reagiert sofort auf unsere Signale. Draußen hingegen ignoriert sie mich vollständig, zieht an der Leine und unser Zuhause funktionierendes Aufmerksamkeitssignal wird komplett ignoriert. Darüber hinaus stemmt sie sich in die Leine und fiepst, um zu anderen Hunden zu gelangen, jedoch wird sie aggressiv, wenn der Kontakt hergestellt wird. Trotz zahlreicher Trainingsansätze und Versuche, ihre Aufmerksamkeit zu gewinnen, bleibt ihr Verhalten unverändert. Sie reagiert weder auf Leckerli, Leberwurst noch Spielzeug und zeigt kein Interesse am Spielen. Das Verbot von Kontakten an der Leine führt zu lautstarkem Protest. Ich bin konsequent in meiner Erziehung und zeige mich bestimmt. Ich habe aber keine Lust mehr sie ständig nur mit kurzer Leine neben mir herzuschleifen bzw zurückziehen zu müssen, weil sie sich nicht an mir orientiert. Sie findet draußen wirklich ALLES spannend und ist konstant in wachsamer Haltung, aus der ich Sie auch nicht rausbekomme. Sieht sie an der Schleppleine einen anderen Hund, rast Sie sofort mit vollem Tempo dahin. Auch da, rufe ich Sie vorerst zu mir, gewähre dann aber teilweise den Kontakt, worauf aber auch dann meistens geschnappt wird. Mir ist unerklärbar, weshalb Sie so eindringlich zu den Hunden möchte, dann aber nicht friedlich ist. Auch Blickkontakt kann ich mit ihr draußen so gut wie nicht bewirken. Leinenführigkeit/ Bei Fuß laufen funktioniert Zuhause einwandfrei. Es ist geübt und funktioniert ohne Ablenkung. Sie kennt die Anweisungen. Aber auch das funktioniert sobald wir draußen sind nicht mehr. Ich habe alle Trainingsansätze aufgebraucht und weiß leider absolut nicht mehr weiter. 

Ich stehe vor einer Herausforderung und bin unsicher, wie ich mit diesem Verhalten umgehen soll. Gibt es möglicherweise hilfreiche Tipps, die Sie mir empfehlen können?

Vielen Dank im Voraus für die Unterstützung.
3 Antworten
Hallo Sandra,

schade, dass Ihre Hündin zu Hause genau das macht, was Sie sich von ihr wünschen und außerhalb komplett gegensätzlich reagiert. Vielleicht sind es ja nur kleine Stellschrauben, die nachjustiert werden müssen, damit das Verhalten außerhalb und das Verhalten zu Hause sich nach und nach immer mehr gleichen.

Um hier ein wenig Ursachenforschung zu betreiben, wüsste ich gern:
- Welche Kommandos haben Sie mit Ihrer Hündin zu Hause trainiert, und wo genau haben Sie trainiert?
- Haben Sie die Möglichkeit, in einem eigenen Hof oder Garten, evtl. auch Kleingarten, mit Ihrer Hündin zu trainieren?
- Haben Sie die Möglichkeit, außerhalb in weitestgehend ablenkungsfreien (keine Spaziergänger, keine Jogger, keine Fahrradfahrer, keine Autos, keine Hunde, ...) mit Ihrer Hündin zu trainieren?

Ich bin gespannt auf Ihre Antworten!

Viele Grüße,
Stefanie Ott
www.mensch-und-tier.net
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Sandra M. | Fragesteller/in
schrieb am 11.01.2024
Liebe Stefanie,

vielen Dank für deine Rückmeldung.

Sie beherrscht bestimmte Anweisungen, die ich für die Leinenführigkeit als sinnvoll erachte. Zum Beispiel reagiert sie auf das Kommando "ran", indem sie sich rechts neben meine Füße einordnet, in die gleiche Richtung gerichtet und durch Blickkontakt Bestätigung sucht. Dieses Kommando funktioniert teilweise auch im Freien, solange die Ablenkung nicht zu groß ist und auch nur, wenn sie weiß dass Leckerchen im Spiel sind. Ich nutze dies, um ihr signalisieren, dass wir jetzt im "Gehorsam-Modus" sind. Nach dem Lob folgt dann das "Bei Fuß"-Kommando. Zu Hause läuft sie problemlos neben mir, hält an, wenn ich anhalte, usw. Draußen funktioniert es jedoch nur für kurze Strecken, bevor sie wieder vorpreschen möchte. Körperliche Begrenzung zeigt oft keine Wirkung, da sie sich daraus herausdreht und ihr das eigentlich ziemlich egal ist. Stehen bleiben, Richtungswechsel usw. scheinen ihr ebenfalls egal zu sein, da die Umgebung zu interessant ist. Nach dem Motto: Dann gucken wir uns die Umgebung halt von einer anderen Richtung aus an. Ihr schneller Schritt macht das Training zusätzlich schwierig, was für mich auf dauerhafte Anspannung hindeutet. Das Training findet sowohl zu Hause in der Wohnung als auch draußen auf Wiesen oder abgelegenen Waldstücken statt. Aber selbst bei aktiven Pausen im Wald, zeigt sie keine Ruhe und bleibt aufgeregt, selbst wenn ich entspannt ein Buch lese und sie ruhig anspreche. Auch dann nicht, wenn wirklich 30 min. lang kein Fußgänger, anderer Hund o.ä. vorbeikommt. Ich gebe ihr die Möglichkeit, an langer Leine ihr Ding zu machen. Also Sie muss sich natürlich nicht dauerhaft auf mich konzentrieren, sondern darf natürlich auch noch Hund sein. Aber auch das, erst nach Freigabesignal, nur an der Schleppleine usw. Die Leine lasse ich dann auch los, wenn Sie richtig rennen möchte und ich nutze sie lediglich, um im Notfall draufzutreten. Unser Rückruf funktioniert übrigens weitesgehend einwandfrei, würde aber nicht mehr funktionieren, sobald ein Hund sichtbar ist. Auf der Wiese möchte Sie auch nicht spielen, sondern ist ständig nur dabei nach Hunden Ausschau zu halten. Einem Ball läuft sie hinterher, lässt ihn dann aber angekommen liegen und schaut wieder wachsam durch die Gegend. 

Zu Hause verhält sie sich vorbildlich. Sie betritt die Couch oder meinen Schoß erst nach meiner Erlaubnis. Sie versteht die Aufforderung, in ihr Körbchen zu gehen. Wir haben keinerlei Probleme mit Klingeln, Gästen oder Ähnlichem. Auch beim Fressen wartet sie geduldig, bis ich ihr erlaube zu beginnen. Unser Aufmerksamkeitssignal, ein Schnalzen, funktioniert leider nur zu Hause und selten draußen. Beim Schnalzen, weiß sie, dass Blickkontakt hergestellt werden muss. Vielleicht hierzu noch wichtig: Sie hat die Möglichkeit aus einem Fenster aus dem Arbeitszimmer direkt auf die Straße zu schauen, dort beobachtet Sie auch manchmal und sobald da andere Hunde vorbeilaufen, fiepst sie ebenfalls. 

-Die Möglichkeit für das ruhige Training haben wir, aber für sie ist es draußen immer aufregend, unabhängig vom Ort. 

Wie ich mit ihrem Verhalten gegenüber anderen Hunden umgehen soll, ist mir unklar. Einfach in die andere Richtung zu gehen, scheint mir, als würde ich das Problem ignorieren. Derzeit lenke ich sie mit Leckerlis ab, wenn ein anderer Hund in Sicht ist. Das funktioniert zwar kurrzeitig, aber sobald das Leckerli vom Boden aufgesammelt wurde, ist ihr Blick wieder starr beim anderen Hund und es wird in die Leine gestemmt, nicht auf mich fokussiert, um noch ein Leckerli zu erhalten. Ich traue mich momentan auch nicht, den Kontakt zu Hunden herzustellen, aus Angst vor aggressivem Verhalten. Ihr unangemessenes Verhalten bei der Annäherung an andere Hunde macht die Situation zusätzlich kompliziert. Sie ist direkt viel zu aufdringlich und rennt quasi in die anderen Hunde rein. 

Ich bin unsicher, wie ich reagieren soll, wenn meine Kommandos nicht funktionieren. Soll ich es wiederholen oder einfach aufhören? Was tun, wenn sie sich in die Leine stemmt, um zu anderen Hunden zu gelangen? Ist ihr Interesse daran, andere Hunde zu vertreiben, oder möchte sie einfach nur "Hallo" sagen und merkt erst dann, dass sie den Hund doch nicht "mag"?


Vielen Dank für deine Unterstützung.


Herzliche Grüße, Sandra
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Sandra M. | Fragesteller/in
schrieb am 11.01.2024
Vielleicht noch interessant zu ihrem Wesen: Sie ist eifersüchtig, wenn ich Zuhause einen anderen Hund streichle und springt dann meistens rein und setzt sich auf meinen Schoß. Ich unterbinde das dann natürlich. Sie schnappt aber, wenn wir Zuhause sind, nicht nach anderen Hunden oder zeigt starkes Interesse, wenn mal eine Freundin mit ihrem Hund zu uns kommt. Wie gesagt: Es kommt mit ihrem Verhalten draußen überhaupt nicht überein. Sie ist ansonsten so stark anhänglich, dass sie ungerne in Ihrem Körbchen schläft. Am liebsten ist sie Zuhause eigentlich rund um die Uhr auf meinem Schoß, in meinem Arm oder schläft am liebsten auf meinem Bauch, ihren Kopf in meine Halsbeuge gesteckt. Sie bittet auch bevor sie schlafen geht immer darum, dass sie das bei mir tun darf. Wenn ich sie dann aber ins Körbchen schicke, findet sie es nicht toll, macht es aber und schläft dann irgendwann auch dort. Wenn ich den Raum verlasse, läuft sie mir hinterher, es sei denn ich sage ihr bevor ich den Raum verlasse aktiv: "bleib". Vielleicht sind diese Informationen ja noch irgendwie hilfreich. 
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