Mein Hund ist ab und zu überdreht, aufmüpfig und hört nicht

Mangelnder Gehorsam ❯ Grunderziehung
Luisa G. schrieb am 08.06.2017
Hallo,

Ich hatte hier schonmal eine Frage gestellt und war sehr zufrieden, mit Ihrer Fachkompetenz
Leider brauche ich jetzt noch einmal Ihren Rat.
Ich habe einen jungen Mischling von 8 Monaten zu Hause. (Husky/Bordercollie/Labrador/Schäferhund/Dackelmix)
Ich habe das Gefühl, das er mich als Rudelführer absolut nicht ernst nimmt, obwohl ich in der Erziehung sehr konsequent bin, dennoch stellt er immer wieder seinen Platz im Rudel in Frage.
Unser Tagesablauf sieht wie folgt aus:
Frühs: halbe Stunde spazieren mit ein paar Gehorsamsübungen (leider will er absolut nicht bei Fuß laufen und zieht mich in alle Ecken, wo es gut riecht oder in den Park. Ich habe schon viele Methoden zur Leinenführigkeit ausprobiert, immer ohne Gewalt aber es will bei ihm einfach nicht fruchten. Ich weiß nicht mehr, wie ich mich verhalten soll. Wenn ich einfach stehen bleibe, ignoriert er mich trotzdem komplett und sucht sich eine grade so erreichbare Stelle zum schnuppern und zieht, wenn ich ihn blockiere, versucht er mich mit seiner Körperkraft bei Seite zu schieben (ignoriert mich ebenfalls dabei) ab und zu versucht er in die Leine zu beißen, was ich aber unterbinde.
Mittags: Eine halbe Stunde spazieren, danach muss ich auf Arbeit.
Abends: 1h mit ihm Fahrrad fahren + kleiner Spaziergang zum Schnüffeln und Lösen
Wenn ich Frei habe, verbringe ich die meiste Zeit mit ihm draußen (meistens Nachmittags, mache Schnüffelspiele, Gehorsamsübungen, bei schönen Wetter gehe ich mit ihm gerne schwimmen,
treffe mich mit anderen Hundefreunden, damit er Kontakt zu anderen Vierbeinern hat (draußen klappen nur bedingt Gehorsamsübungen, seine volle Aufmerksamkeit bekomme ich nur durch Spielzeuge) Abrufen lässt er sich fast gar nicht, außer ich habe den Ball in der Hand. Ansonsten ignoriert er mich oder kommt erst beim 3 oder 4 Ruf. Ich habe versucht das Abrufen mit ihm zu üben aber er ignoriert es komplett, fixiert nur den Ball oder erwartet, dass ich den Ball raushole. Wenn ich es dabei belasse und ihn an der Schleppleine habe, zieht er sogar an der Schleppleine, hört nicht, wenn er dann dochmal auf mein Rufen sofort reagiert, bekommt er ein Leckerli aber verschwindet sofort wieder und macht sein Ding.
Ich weiß mir keinen Rat mehr, zu Hause hat er feste Regeln, darf nicht auf die Couch, Sein Futter verwalte ich. Er bekommt 2 mal am Tag frühs und Abends Futter, dabei muss er in seinem Körbchen warten und das so lange, bis ich ihn frei gebe und er fressen gehen darf. (Das klappt einwandfrei)
Doch dann geht der Terror zu Hause weiter, er jagt die Katzen (nur wenn die Katzen sich gegenseitig jagen) wenn ich meine Arbeit zu Hause erledige stubst er mich an, will Aufmerksamkeit. Wenn ich auf der Couch sitze, wird er penetrant springt auf mich drauf wenn ich nicht auf ihn reagiere, fängt an mich abzuschlecken, wenn ich es unterbinde macht er erst recht weiter, wenn ich ihn wegschubse, springt er erst recht auf mich drauf und kaut auf meiner Hand rum. In seinem Körbchen bleibt er nur kurz liegen, ich schicke ihn immer wieder zurück aber er geht nach nicht mal einer Minute wieder raus.
Langsam ist es zum Haare raufen und eine echte Geduldsprobe. Meine Frage ist nun, wie kann ich draußen seine Aufmerksamkeit auf mich ziehen, ohne das ich ein Spielzeug rausholen muss, was er sich penetrant einfordert und somit gar nicht darauf reagiert was ich eigentlich von ihm will? Wie bringe ich ihm das Fuß gehen bei bzw. eine bessere Impuls und Reizkontrolle damit er mich nicht überall hinzieht und sich vorallem an mir orientiert und ich nicht dauernd mit ihm diskutieren muss, wer mit wem Gassi geht Und wie gewöhne ich ihm dieses Aufmerksamkeitsfordernde Verhalten ab? Er bekommt zu Hause Streicheleinheiten aber nur dann wenn ich es möchte. Ignorieren bringt bei ihm ja leider nicht viel, da wird er noch aufdringlicher, Kuscheln tut er leider fast gar nicht.
Er ist von Natur aus schon extrem Temperamentvoll und es ist sehr schwer sich bei ihm durch zu setzen. Mit anderen Hunden versteht er sich sehr gut.
Lg.
Frau Graf



1 Antwort
Ellen Mayer | Hundetrainer/in
schrieb am 09.06.2017
Hallo Frau Graf,
wenn man viel versucht und keinen Erfolg hat, liegt das immer an fehlender Konsequenz. Auch wenn Sie 99 Mal konsequent sind und beim 100. Mal z. B. keine Zeit haben, hat der Hund ein Erfolgserlebnis und Sie müssen wieder von vorne mit dem Training beginnen.
Sie schreiben z. B. , Ihr Hund zieht Sie in alle Ecken, wo es gut riecht oder in den Park. Solange Sie sich ziehen lassen, hat er Erfolg, warum sollte er das dann aufgeben? Lassen Sie sich NIE wohin ziehen, auch nicht, wenn er wo schnuppern, sich lösen oder Bekannte begrüßen will. Wenn er nach rechts geht, gehen Sie, ohne Kommentar und ohne ihn zu beachten, nach links. Will er nach vorne, drehen Sie um als hätten Sie keinen Hund an der Leine, machen Sie es so wie er.
Wenn Ihr Hund sich nur mit Ball abrufen lässt, sieht er Sie nicht als "Rudelführer" sondern als Spielautomat an. Versuchen Sie es einmal mit Rufen und sofort weglaufen, ohne zurückzuschauen. Die meisten Hunde kommen dann sofort, weil sie ihr Rudel nicht verlieren wollen. Sobald er bei Ihnen ist, nehmen Sie den Ball und spielen mit ihm zur Belohnung. Also kein Sitz, Platz oder sonstiges, auch vorher kein Locken mit dem Ball.
Wenn das nicht funktioniert, befestigen Sie eine Schleppleine an Geschirr oder Halsband. Rufen Sie den Hund und ziehen ihn dann zu sich. Auch dann wieder belohnen und sofort laufen lassen.
Sehr wichtig: Rufen Sie nur einmal und handeln dann sofort, also weglaufen oder den Hund zu sich ziehen. Üben Sie das gezielt, je öfter um so besser.
Wenn er Sie stupst um Aufmerksamkeit zu erhalten macht er das, weil er damit schon Erfolg hatte. Auch "Nein", "Aus", "Pfui" und Ähnliches bedeutet Aufmerksamkeit. Wenn er sich nicht gibt, stehen Sie einfach JEDESMAL KOMMENTARLOS auf und gehen weg.
Bleibt er nicht in seinem Körbchen, macht er das auch nur, weil er gelernt hat, dass Sie aufgeben. Üben Sie mit dem Hund, auf Kommando an einen festen Platz zu gehen und dort zu bleiben, bis Sie das Kommando wieder auflösen. Bleiben Sie dabei am Anfang neben dem Korb oder der Decke stehen. Wenn Ihr Hund den Platz verlassen will, bringen Sie ihn kommentarlos wieder hin. Wenn er dort bleibt, geben Sie ihm ein Leckerchen. Dann entfernen Sie sich immer weiter von dem Platz, gehen zurück und geben ein Leckerchen.
Achten Sie bei allem,was Sie üben darauf, Ruhe auszustrahlen und nicht zu reden, Schimpfen u.s.w. Geben Sie ein Kommando und setzen es durch.

Viel Erfolg..
Ellen Mayer
www.lesloups.de
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