Hund ist nicht zu bändigen, Besitzer am verzweifeln

Mangelnder Gehorsam ❯ Grunderziehung
celine.haeussler7 schrieb am 20.04.2020
Hallo,
ich habe einen mittlerweile knapp ein Jahr alten Berner Sennenhund, den ich einfach nicht mehr unter Kontrolle bekomme. Vier Hundetrainer sind schon an ihm verzweifelt und ich mittlerweile auch.
Er ist sehr unausgeglichen, schon zu Hause in seiner gewohnten Umgebung. Verlasse ich nachts das Schlafzimmer, um ins Bad zu gehen, springt er an mir hoch und will mich mit seinen Pfoten "festhalten". Schiebe ich ihn von mir hinunter, dann fängt er an, nach mir zu zwicken, sieht aber alles als eine Art spiel an. Oft ist er dann so in seinem Ding drin, dass man ihn gar nicht mehr beruhigen und sich nur in Sicherheit bringen kann. Meine 18-jährige Tochter hat es noch schlimmer getroffen. Er hängt ihr ständig an den Fersen und springt auch an ihr hoch, zwickt sie dann allerdings oftmals in den Rücken, sollte sie versuchen, ihn hinunter zu schieben. Daraufhin wird er oftmals noch mehr angestachelt und es ist kaum noch ein Tag vergangen, an dem wir keine neuen blauen Flecken oder Zwicker von ihm haben. Dazu muss ich auch sagen, dass er mittlerweile mehr als 50Kg wiegt und auf beiden Hinterbeinen bereits so groß ist, wie ich (bin 1,58m). Mittlerweile ist es mit den beiden so weit, dass sie sich kaum noch bewegen kann, ohne die Schnauze des Hundes zwischen ihren Beinen zu haben.
Sitzen wir abends auf dem Sofa, finden wir ebensowenig Ruhe. Er räumt in der Küche die Ablagen und Tische ab, machen wir dort die Tür zu, geht es im Wohnzimmer und dann am Schreibtisch im Flur weiter, sodass wir ständig nur am Rennen sind, dass der Hund nichts frisst, bzw. klaut, denn leider hat er die Angewohnheit, alles was er findet hinunter zu schlucken und zu fressen - auch meine Lavasteine im Garten. Auf ein einfaches "Aus" reagiert er nicht und hat man ihm dann erstmal den Gegenstand weggenommen, den er geklaut hat, wird er sauer und zwickt zurück. Dabei sind wir noch nie größer verletzt wurden, da es einfach alles als ein Spiel für ihn erscheint, aber oftmals springt er an uns hoch, solange wir genannten Gegenstand in der Hand halten. Wenn er wieder in der Küche randaliert und wir die Tür zumachen, müssen wir sie abschließen, da er mittlerweile herausgefunden hat, wie man die Türklinke herunterdrückt und diese sonst öffnet. Dann will er ständig raus in den Garten. Er war relativ schnell stubenrein und wir haben ihm beigebracht, an der Gartentür zu kratzen, solle er müssen. Nur leider missbraucht er dies immer mehr und kratzt mittlerweile abends wie verrückt an der Tür, sodass wir Angst haben, er würde jeden Moment reinmachen, nur, damit er sich dann draußen in den Garten legt und ein bisschen in der Luft schnuppert oder mir den halben Garten bis nach China umgräbt und einen Lavastein nach dem anderen frisst.
Allerdings atmet und hechelt er auch im ruhigen Zustand im Liegen sehr schnell und rammelt ständig sein Kissen. Mir wurde gesagt, ich solle dies beim Tierarzt abklären lassen, wodurch ich nach 600€ dann aber auch nur erfahren habe, dass er vollkommen gesund sei. Ein anderer Hundetrainer riet mir, ich solle ihm viel bewegen, woraufhin ich zweimal am Tag über eine Stunde mit ihm gelaufen bin. Daraufhin wurde alles nur schlimmer und er war gar nicht mehr zu bändigen. Der gleiche Hundetrainer empfiehl mir auch ein Kopfhalti, also, ein Halfter, das sich um Nase und Nacken legt. Damit konnte ich ihm wenigstens wieder besser halten, aber ich merkte, dass er starke Schmerzen im Augen- und Nasenbereich bekommen hatte, da er sich so sehr in das Halti lehnt, dass es ihm vorne alles abschneidet. Deswegen bin ich auch auf das Ausbildungsgeschirr umgestiegen, aber seitdem ist die Situation wirklich eskaliert und ich kann ihn draußen gar nicht mehr halten.
Meine erste Hundetrainerin, die ich hatte, kam, als er knapp vier Monate war. Die war der Meinung, sie müsste ihn mehrmals auf den Rücken legen und im Genick packen, da er dies "bräuchte", ihrer Meinung nach. Ich denke, das war der Punkt, wo er das vertrauen in uns vollkommen verloren hat.
Draußen ist es am schlimmsten.
Kaum ist er aus der Haustür draußen, zieht er mich mit sämtlicher Kraft, die er hat hinter sich her. Dabei falle ich - und er mit mir - jedes Mal beinahe die Treppenstufen vor unserem Haus hinunter, doch das juckt ihn nicht im geringsten. Er zieht von rechts nach links und ist kaum zu koordinieren und ich kann ihn als Frau kaum halten, trotz hochgepriesenen Ausbildungsgeschirr von Martin Rütter. Riecht er etwas, das interessant riecht, ist er kaum davon wegzukriegen, stemmt sich mit aller Kraft in die Leine und frisst es auch, wenn ich es nicht schaffe, ihn davon wegzukriegen.
Mittlerweile muss ich selbst die Zeiten abpassen, in denen keine anderen Hundebesitzer Gassi gehen und sollte ich doch mal auf einen Hund treffen, muss ich den Besitzern schon von Weitem zurufen, dass sie Abstand nehmen und einen großen Bogen machen sollen, weil ich den Hund nicht halten kann, wenn er zu ihrem Hund zieht. Das ist mittlerweile echt peinlich und wir sind in unserer Wohngegend schon berühmt berüchtigt. Wenn ich ihn dann schimpfe, sieht er mich groß an und es scheint so, als ob er nicht einmal verstünde, weshalb er jetzt geschimpft wird.
Auf der anderen Seite muss ich aber auch sagen, dass er sehr auf Körperkontakt aus ist - jedenfalls ist das mein Eindruck. Wenn er etwas ruhiger ist, kommt er sehr oft zu mir, will einfach nur gestreichelt werden und will oft auch einfach halb in mich reinkriechen, versucht mich mit seinen Pfoten irgendwie festzuhalten. Er schnuppert auch vorsichtig an meinem Ohr oder schiebt seinen Kopf unter meinen Arm, damit ich ihn streichle.
Wir hatten es dadurch auch oft schon, dass er von jetzt auf gleich zu uns aufs Sofa springt, sich zwischen und legt und einfach dort liegenbleibt. Ihn dann dort wieder runter zu bekommen, ist nur mit Leckerli und Teamarbeit möglich, bei der meine Tochter ihn dann vom Sofa schiebt.

Für uns kommt es keinesfalls infrage ihn abzugeben. Für uns ist er ein absoluter Wunschhund und er ist auch der erste dieser Rasse, den ich besitze, der solch ein Verhalten an den Tag legt. Ich bin mit den Hunden dieser Rasse aufgewachsen, er ist also nicht mein erster Hund und dennoch der erste, bei dem mir die Nerven blank liegen.

Ich bin wirklich am verzweifeln. Mir graut es schon jeden Tag davor, mit ihm nach draußen zu gehen und die momentane Situation ist psychisch für uns - und ich denke auch für den Hund - eine große Belastung, da es einfach kein ruhiges Zusammenleben mehr gibt. Auch ist er in keiner Weise bösartig, sondern sieht alles einfach als Spiel an, bei dem wir allerdings das Spielzeug zu sein scheinen.

Ich danke Ihnen schon jetzt für helfende Antworten.
1 Antwort
Ellen Mayer | Hundetrainer/in
schrieb am 05.06.2020
Hallo,
in diesem Roman ist mir etwas besonders aufgefallen: Der Hund schaut Sie, wenn Sie schimpfen, an, als würde es nicht verstehen, warum Sie schimpfen. Damit ist alles auf den Punkt gebracht: Der Hund versteht Sie nicht! Hundew verstehen Menschen im Allgemeinen nicht. Das liegt daran, dass Sie unmöglich eine Sprache lernen können bei einem Intelligenzquotienten von einem ca. 4-jährigen Kind. Das Problem wird ganz allgemein das sein, dass Sie zuviel schimpfen oder auch reden. Das macht Hunde oft verrückt und würde auch erklären, warum er so unruhig ist.
Sehr viel besser als reden ist es, dem Hund in aller Ruhe und mit viel Geduld zu ZEIGEN, was er soll und was nicht.
Gerne können Sie sich über meine Website mit mir in Verbindung setzen, ich rufe Sie dann an und Sie schicken mit evtl. Videos zu, was natürlich auch kostenlos ist.

Liebe Grüße
Ellen Mayer
www.lesloups.de
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