Wie kann ich am besten meinen Hund gassi führen?

Leinenführigkeit
Angelique 1. schrieb am 01.03.2017
Hallo, meine Hündin Rexy ist sehr scheu und zieht sehr stark an der Leine beim Spaziergang. Sie geht eher mit mir spazieren als ich mit ihr, sie ist gegenüber fremdem sehr Ängstlich und unter anderem wenn man ihr zu nahe kommt auch agressiv wenn sie doe Person nicht kennt. Sie ist sehr Territorium bezogen und beschützt unser Haus und den Hof so sehr das sie schön ausflippt wenn nur Menschen vorbei gehen. Sie ist sehr Gehorsam es sei denn man geht mit ihr spazieren. Um Ratschläge würde ich mich freuen und was am besten wäre bei Hunden die stark an der leine ziehen, also ist ein Halsband oder ein Korsett das beste?
Danke im voraus!
Lg A. Plagemann
1 Antwort
Marina Krieg | Hundetrainer/in
schrieb am 03.03.2017
Hallo,

das größte Problem mit der Leinenführigkeit ist meist die fehlende Konsequenz, denn man will ja nicht dauernd stehen bleiben/die Richtung wechseln, sondern muss auch mal von A nach B kommen.
Dafür empfehle ich das duale System. Das heißt: Solange Sie die Leinenführigkeit trainieren (und beginnen Sie anfangs nur mit 2 Minuten an einem ablenkungarmen Ort), haken Sie die Leine ins Halsband ein. Wenn Sie von A nach B kommen wollen oder zwischen den Trainingseinheiten Pause machen oder Sie merken, dass die Ablenkung gerade zu groß wird bzw. Sie sich nicht auf Ihren Hund konzentrieren können, haken Sie die Leine ins Geschirr. Das ist dann der "Freizeitmodus" und Ihr Hund muss nicht leinenführig gehen.
Als 2. Möglichkeit ist auch das Arbeiten mit einem Geschirr möglich, welches auch vorn an der Brust einen Ring hat. Ist die Leine dann vorn eingehakt, ist Arbeitsmodus angesagt, ist sie hinten eingehakt, Freizeit.

Zusätzlich zu den von Ihnen angesprochenen Möglichkeiten gibt es noch 2 weitere, die mir gerade einfallen:

1. Ein oder mehrere Leckerlis auf die Erde legen. Während der Hund frisst, so weit nach vorne gehen, wie die Leine es zulässt (und noch locker durchhängt). Sobald der Hund aufschließt und "vorpreschen" will, mit einem Leckerli auf der Erde stoppen und wieder nach vorn gehen usw. Der Hund soll lernen, dass es sich lohnt, bei Ihnen in der Nähe zu bleiben.

2. Ein „Komm mit"-Signal geben (kann "komm mit", "na komm", "hier lang" etc. sein), vom Hund wegdrehen und körpersprachlich einladen. Sobald er sich in Ihre Richtung bewegt, geben Sie Ihr Markersignal (Lobwort oder Clicker). Aufgrund der Erwartung auf eine Belohnung wird Ihr Hund sich dann gerne anschließen. Daraufhin wird er natürlich belohnt. Bleiben Sie zum Belohnen stehen und belohnen Sie ihn mit der Hand, die am nächsten beim Hund ist. Nachdem Sie belohnt haben und noch während Ihr Hund Sie anschaut, geben Sie das Signal erneut,drehen sich wieder vom Hund weg, in die andere Richtung, in die Sie zuerst gegangen sind, warten bis er wieder mitgeht, clicken dann und belohnen ihn wieder usw.
Sollte Ihr Hund während dieser Übung an der Leine ziehen, geben Sie ihm eine kurze Vorwarnung. Sie können zum Beispiel sagen „Langsam“ oder „Stopp“ und nachdem Sie das gesagt haben, bleiben Sie stehen. Dann geben Sie wieder Ihr „Komm mit“- Signal, drehen sich wieder um und wechseln die Richtung. Wenn sich Ihr Hund ebenfalls herumdreht, clicken Sie und wenn er dann wieder in Ihre Belohnungszone, also in eure Nähe kommt, belohnen Sie ihn.
Der Richtungswechsel ist wichtig, damit Sie sich keinen Stop-and-go-Zieher erziehen, also einen Hund, der immer wieder nach vorne zieht, weil er unbedingt in diese Richtung will. Wenn Sie dann nur darauf warten, dass Ihr Hund die Leine locker lässt und dann gleich wieder losgeht, dann wird er vermutlich in die gleiche Richtung wieder ziehen.
Durch diesen Mix aus Belohnung und Stehenbleiben lernt Ihrr Hund zweierlei: Zum einen lernt er, dass es sich lohnt, sich Ihrer Gehrichtung und Ihrer Geschwindigkeit anzupassen, denn er merkt, dann kommt er genau dahin, wo er gerne hin möchte UND er wird sogar dafür belohnt. Durch das Stehenbleiben lernt er, dass er, wenn er an der Leine zieht, nicht in die Richtung kommt, in die er hin möchte. Er muss sogar umdrehen und belohnt wird er auch nicht. Ist ne blöde Sache, deswegen wird er sich immer öfter dazu entscheiden, sich Ihrer Geschwindigkeit und Gehrichtung anzupassen.

In dieser Übung wechseln Sie also jedes Mal mit dem „Komm mit“-Signal die Richtung
1. immer nachdem Sie belohnt haben und
2. wenn Sie stehenbleiben müssen, weil Ihr Hund an der Leine gezogen hat.

Wenn diese Übung funktioniert, beginnen Sie, die ständigen Richtungswechsel abzubauen und geradeaus zu gehen. Und immer, wenn Sie geradeaus gehen und der Hund kommt mit und lässt die Leine locker, wird er dafür belohnt.
Und so läuft's: Sie geben Ihr „Komm mit“-Signal und bewegen sich vom Hund weg, damit er sich zu Ihnen umwenden und in die Belohnungszone begeben kann. Wenn er in der Belohnungszone ankommt, clicken Sie, bleiben stehen, um etwas Ruhe hineinzubringen, und dann füttern Sie Ihren Hund. Anstatt aber so wie sonst jetzt die Richtung zu wechseln, gehen Sie danach einfach weiter geradeaus. Wenn Ihr Hund sich wieder anschließt, clicken Sie wieder und wenn er wieder in der Belohnungszone ist, wird er wieder gefüttert. Bleiben Sie dazu bitte wieder stehen, damit mehr Ruhe in die Übung kommt.
Der Click oder das Lob mit der anschließenden Belohnung hat hier zwei Bedeutungen. Zum einen markiert er für euren Hund deutlich erkennbar die lockere Leine. Zum anderen stoppt die Erwartung auf eine Belohnung die Vorwärtsbewegung eures Hundes und verhindert damit, dass Ihr Hund unnötigerweise in die Leine rennt.
Bei diesem Training ist es nicht wichtig, ob der Hund Sie anschaut. Wichtig ist nur, dass die Leine locker ist.
Sind Sie in einer sehr ablenkungsarmen Umgebung unterwegs, werden Sie merken, dass Sie die zeitlichen Abstände zwischen den Leckerlies ein wenig vergrößern können, also den Click hinauszögern. Sind Sie in sehr ablenkungsreicher Umgebung unterwegs, macht es Sinn, den Hund wieder häufiger zu belohnen, damit er sich besser auf Sie konzentrieren kann. Sollte Ihr Hund mal sehr, sehr abgelenkt sein, macht es Sinn, sich 20-30 m zu suchen, die Sie immer wieder auf und ab gehen, so wie bei einem Spaziergang, nur dass Sie zwischendrin immer wieder umdrehen. Die ersten zwei, drei Mal ist er vielleicht noch sehr, sehr abgelenkt, aber wenn er auf der Strecke mal jeden Grashalm per Du kennt, kann er sich wieder besser konzentrieren. Dann beginnen Sie die Übungseinheit und dann haben Sie auch wieder die Möglichkeit, Ihren Hund passend zu belohnen. (inspiriert von hey-fiffi.com)

Bezüglich der Angst bzw. der Territorialität Ihrer Hündin rate ich Ihnen, einen Experten vor Ort zu Rate zu ziehen. Unter http://www.hundeschulen.de/menschen-mit-hund/hundeschule-finden/hundeschulen-verzeichnis.html oder https://trainieren-statt-dominieren.de/trainer-umkreissuche finden Sie qualifizierte Hundetrainer und/oder Verhaltensberater in Ihrer Nähe, die mit Ihnen ein gezieltes Training durchführen können.

Ich hoffe, ich konnte Ihnen weiterhelfen.

Viele Grüße
Marina von den Ostseepfoten
www.ostseepfoten.com
(inspiriert von hey-fiffi.com)
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