Was tun, wenn er die Richtung bestimmen will?

Leinenführigkeit
Lea schrieb am 04.06.2018
Ich gehe regelmäßig mit Hunden im Tierheim spazieren. Vor ein paar Tagen gab es einen Neuzugang, eine französische Bulldogge, mit der ich jetzt schon einige Male spazieren war. Grundsätzlich ist er ein sehr lieber Hund. Da er ein Fundhund ist, konnte das Alter noch nicht genau bestimmt werden, er ist jedoch ein sehr aufgekratzter Hund.
Beim Spazierengehen treten folgende zwei Verhaltensweisen auf, die das Ganze sehr anstrengend machen:
1. Er zieht dauerhaft an der Leine, lässt sich bisher von mir nicht dazu bewegen, langsamer zu laufen bzw. einfach etwas entspannter.
2. Er bleibt manchmal einfach stehen und möchte nicht mehr in die eingeschlagene Richtung laufen. Das passierte z.B. gestern wieder, als wir vorher am Wasser waren und er dort geplantscht hatte. Irgendwann mussten wir den Rückweg antreten, da er ja wieder ins Tierheim zurück musste. Nach circa 100 Metern ist er wieder unvermittelt stehen geblieben und wollte sich in keine andere Richtung bewegen, als zum Wasser zurück. Er lässt sich in diesen Situationen weder mit lieben Worten locken, noch durch eine bestimmte Ansprache abrufen. Er trägt zwar ein Geschirr, aber ich kann ihn ja schlecht den ganzen Weg hinter mir herziehen.

Ich hoffe, jemand kann mir hier einen Rat geben. Besonders das zweite Problem muss angegangen werden, da so ein vernünftiger Spaziergang mit ihm bisher kaum möglich ist.
Die Belohnungsmöglichkeiten sind leider relativ eingeschränkt, da man meistens keine Leckerchen geben darf. Außerdem kann ich mit ihm auch nur auf den Spaziergängen trainieren. Ich hoffe trotzdem auf Tipps!
1 Antwort
Ellen Mayer | Hundetrainer/in
schrieb am 05.06.2018
Guten Tag,
Hunde ziehen an der Leine, weil sie es so gelernt haben. Oder, besser gesagt, nicht anders gelernt haben. Wenn Herrchen/Frauchen dem Hund mit ausgestrecktem Arm überallhin folgt, wird der Hund natürlich auch weiter immer dahin gehen, wo er hin will. Er kann es ja, manchmal mit einem Gewicht am anderen Ende der Leine, aber es geht. Hunde lernen durch Erfolg oder auch Misserfolg.
Deswegen hier mein Tipp: NIE dem Hund folgen, wenn er zieht, auch nicht, wenn er wo schnuppern, sich lösen oder zu Bekannten will. Wenn er einmal Erfolg hatte, müssen Sie wieder von vorne mit dem Training anfangen. Bleiben Sie stehen, bis die Leine wieder locker ist (das braucht etwas Geduld) oder, wenn Ihr Hund richtig feste zieht, drehen Sie um und gehen zurück.
Am besten reagieren Sie schon, wenn er versucht, Sie zu überholen. SOFORT umdrehen und zurückgehen und zwar jedesmal.
Oft liegt das Ziehen auch an der Art, wie die Leine gehalten wird. Meistens wird die Leine zu kurz gehalten, mit Zug. Zug erzeugt Gegenzug, der Mensch zieht weil der Hund zieht und der Hund zieht immer mehr dagegen. Der Hund kann diesen Kreislauf nicht lösen, das kann nur der Mensch.
Meistens kann ein Hund sich auch nicht konzentrieren. Man kommt aus der Haustür und schon soll der Hund, ohne sich ausgepowert oder gelöst zu haben, locker an der Leine gehen. Die Leinenführigkeit sollte immer nur zwischendurch geübt werden, zuerst darf der Hund laufen und schnuppern, dann wieder 10 Minuten üben u.s.w.. Erst, wenn das immer besser funktioniert, wird es irgendwann gefestigt sein und der Hund läuft immer und überall an lockerer Leine. Üben, egal was, sollte man nie im Ernstfall sondern immer entspannt und gezielt.
Wenn er stehen bleibt, bleiben Sie auch stehen, drehen ihm den Rücken zu und lassen etwas Spannung auf der Leine. Sie müssen einfach hartnäckiger sein als der Hund. Wahrscheinlich brauchen Sie etwas Geduld und müssen öfter stehen bleiben aber irgendwann wird er verstehen, dass es in Ihre Richtung geht, nicht in seine. Wichtig ist vor allem, dass Sie nicht versuchen, ihn zu locken und auch nicht reden mit ihm.

Viel Erfolg..
Ellen Mayer
www.lesloups.de
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