Warum will Tierschutzhündin nicht aus der Wohnung?

Leinenführigkeit ❯ Leinenaggression
AngiePu schrieb am 17.01.2021
Hallo, ich habe seit gut einer Woche eine 2 Jahre alte Hündin aus dem Tierschutz. Sie wurde im Sommer 2020 angeschossen gefunden und wurde dort gesichert. Sie kannte nur den Zwinger und knapp 2 Wochen bevor sie nach Deutschland kam, war sie auf einer Pflegestelle. Sie ist teilweise in den hinteren Gliedmaßen gelähmt und vollständig inkontinent. Sie lässt alles mit sich machen und ist innerhalb der Wohnung auch sehr auf mich fixiert. Nur raus will sie nicht. Mittlerweile kann ich ihr das Geschirr anziehen ohne dass sie Zähne zeigt.

Sobald ich mich anziehe und die Haustüre öffne, legt sie sich auf den Boden. Und wenn ich sie hochheben möchte (was so kein Problem ist, nur wenn sie das Geschirr anhat und sie weiß es geht raus) dann zeigt sie Zähne, schnappt nach hinten und fiept. Ich habe es mit allen möglichen Ticks versucht. Sobald die Tür aufgeht ignoriert sie alles und nimmt auch keine Leckerlis mehr. Aber sobald ich die Tür schließe und meine Schuhe ausziehe kommt sie an und will kuscheln. Ich bin echt verzweifelt. Ich weiß nicht wie ich sie zum Gassi gehen bekommen soll. Auch auf die Leine reagiert sie mit Zähne fletschen und Ohren anlegen.
1 Antwort
Ellen Mayer | Hundetrainer/in
schrieb am 18.01.2021
Hallo Angie,
mit Tricks bringt man die wenigsten Hunde zu etwas, was sie nicht wollen. Das macht sie oft misstrauisch und man erreicht das Gegenteil. Hunde, aber vor allem ängstliche Hunde, brauchen eine ruhige, souveräne Führung.
Dass die Hündin auf Sie fixiert ist bedeutet wahrscheinlich, dass sie Ihnen überall hin folgt. Das tun Hunde in der Regel nicht aus Zuneigung sondern, weil sie der Person nicht zutrauen, alleine zurecht zu kommen. Das passiert oft, wenn Menschen sich von ihren Hunden trainieren lassen. Bei Ihnen, denke ich, ist es genau so denn die Hündin kommt zum Kuscheln zu Ihnen. Sicher gehorchen Sie dann sofort ?. Möglicherweise trainiert die Hündin Sie auch zu anderen Dingen wie z. B. spielen, füttern.....Gerade ängstliche Hunde brauchen aber jemanden, der ihnen sagt (besser zeigt) was zu tun ist, nicht umgekehrt. Dann können sie sich auf denjenigen verlassen.
Wenn die Hündin kuscheln will ignorieren Sie es kommentarlos. Drehen Sie sich weg, gehen Sie weg. Sie dürfen so oft Sie wollen mit der Hündin kuscheln, aber eben so oft SIE wollen. Rufen Sie sie dazu zu sich hin.
Nehmen Sie immer mal wieder, so oft wie möglich, Geschirr und Leine in die Hand, gehen damit durch die Wohnung ohne die Hündin zu beachten, legen es wieder weg.
Öffnen Sie, auch hier so oft wie möglich, die Tür, mit Leine und Geschirr in der Hand und schließen sie wieder. Auch hier, ohne die Hündin weiter zu beachten.
Bei all diesen Maßnahmen lernt die Hündin 1. Ihnen zu vertrauen und dass Sie wissen, was Sie tun und 2. dass nichts Schlimmes passiert wenn Sie Leine und Geschirr nehmen und die Tür öffnen.
Wenn sie das ohne Anspannung ertragen kann, legen Sie ihr die Leine an und lassen sie damit ein paar Minuten laufen. Dann ziehen Sie ihr die Leine wieder aus.
Gehen Sie langsam Schritt für Schritt vor. Wird die Hündin bei einem Schritt wieder nervös, gehen Sie wieder zurück zum letzten Schritt wo sie noch entspannen konnte.
Sehr wichtig dabei ist, nicht zu reden. Hunde verstehen unsere Sprache nicht, es verunsichert sie zusätzlich.

Viel Erfolg..
Ellen Mayer
www.lesloups.de
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