Hund zeigt Verhaltensveränderung, was tun?

Aggressivität
Sonja schrieb am 10.01.2022
Hallo,

Ich habe einen fast 1 Jährigen Schäferhund Rüden. Als ich ihn bekam war er 13 Wochen alt. Er war noch vollkommen, ich sage Mal "roh". Er kannte kein Geschirr, kein Halsband, keine anderen Hunde oder Menschen. Zudem war er nicht geimpft oder gechipt. Als ich ihn bekam, war erst der Besuch beim Tierarzt notwendig, weil er nur Durchfall hatte und seinen eigenen Kot fraß. Geimpft durfte er noch nicht werden, weil er einen Magendarm Infekt hatte. Mit ca. 15 Wochen hatte er dann endlich seine Impfung bekommen und wir gingen auf den Hundeplatz vom Schäferhund Verein. Es war eine reine Katastrophe. Menschen wurden generell angeknurrt und geschnappt wurde auch schon. Das störte die Trainer nicht und sie nahmen ihn auch Mal an die Leine, um mir das Training zu zeigen. Wir wechselten irgendwann den Platz und fuhren etwas weiter, war aber derselbe Verein. Dort wurde uns besser geholfen und der Trainer nahm sich richtig Zeit. Es brachte aber nichts. Wir gingen permanent rückwärts, alle waren überfordert mit seinem Verhalten. Er versuchte jeden Hund und Mensch anzugreifen. Seine Konzentration wurde immer schlimmer und das Training fast unmöglich.

Besuch können wir gar nicht empfangen, ich muss Buddy dann einsperren. Als Corona dann mit 2G anfing, holten wir uns eine private Trainerin, diese sagte uns, wir sollen eine Verhaltenstherapeutin dazu ziehen. Ich habe ihn dann tierärztlich untersuchen lassen und da wurde nichts gefunden. Das komplette Blutbild und die Hormonbestimmung war normal und unauffällig. Unsere Tierärztin riet mir einen Tierarzt dazu zu ziehen, der auch Verhaltenstherapie macht. Leider habe ich im Umkreis nur eine gefunden und diese hat erst im Februar Zeit. Sie hat uns dann aber zu einer Verhaltenstherapeutin weiter geleitet, mit der sie selbst zusammenarbeitet. Leider ist über Weihnachten und Silvester nichts mehr passiert. Sie hat bis zum 13. Januar Urlaub. Einen Maulkorb haben wir auch bereits bestellt. Leider waren die davor alle zu klein, weil er etwas groß geraten ist. Die ganzen Trainer vermuten auch, dass er in den ersten 13 Wochen etwas schlimmes erfahren musste. Er war nämlich von Anfang an gegen Menschen. Nur meine Familie wird akzeptiert und geliebt.

Ich darf auch nicht vergessen zu erwähnen, dass er ein extremer Allergiker ist. Wir hatten viel ausprobiert und fütterten dann Wolfsblut Pferd. Das vertrug er gut. Leider veränderten diese die Rezeptur und er mochte es nicht mehr. Wir wechselten dann auf Bosch Hypoallergen, leider völliger Fehlgriff. Er litt schwer unter diesem Futter und 3 seiner Pfoten waren zuvor auch über Wochen entzündet, womit wir gekämpft hatten. Alles Allergieschübe, die ihn sehr gestresst haben. Jetzt füttern wir, weil das mit dem Bosch noch nicht lange her ist Belcando Pferd. Aber nur um vom Bosch weg zu kommen, weil das Bestellen zu lange dauerte. Wir fangen nämlich wieder mit Wolfsblut an, das Futter vertrug er am besten.

Jetzt kam leider ein neues Problem hinzu. Meine große Schwester, ihre fast 3 Jährige Tochter und ihr Golden Retriever (Hope) werden nur noch geduldet. Er ist dauernd auf Anspannung, wenn die Kleine da ist und wir hängen nur dahinter, um aufzupassen. Hope wird leider bedroht und angeknurrt, wir müssen regelmäßig dazwischen gehen. Meine große Schwester wurde knurrend und schwanzwedelnd begrüßt. Die Kleine ignoriert. Am Abend ging ich mit ihm und Hope, was ich sonst öfter tat, spazieren. Unterwegs blieb Hope weiter vorne stehen und Buddy in einer angespannte Haltung. Ich kann mir selbst nicht erklären wieso, aber es wirkte so, als wenn er sie nicht erkannt hatte. Er griff sie einfach an. Zum Glück war er an der Leine, dass ich ihn zurück ziehen konnte. Ich selbst bin deswegen sehr gestresst, weil das sich innerhalb einer Woche am steigern ist. Er kommt kaum zur Ruhe, bekommt teilweise hyperaktive Phasen, was völlig unnormal ist. Am Tag ist er meiner Meinung nach völlig ausgelastet und er ist eigentlich ein eher ruhigere Geselle und kam gut mit unserem Tagesablauf klar. Der neue Freund meiner großen Schwester liebte er damals. Heute erkennt er ihn nicht wieder und hat ihn schon (mit Maulkorb) gebissen, zumindest versucht.

Ich möchte auch noch erwähnen, dass Buddy sehr anhänglich ist. Er schläft im Moment viel auf mir und kommt nur dann zur Ruhe. Er rennt mir nur hinterher und steht gestresst und jammernd vor der Tür, wenn ich ihn nicht mitnehmen. Meine Mutter versucht ihn dann zu beruhigen. Ich bin völlig überfordert. Sonst ging ich jeden Spaziergang mit ihm durch die Dörfer, um ihn den Reizen auszusetzen, damit er es lernt. Leider ohne Erfolg. Gestern las ich Berichte über ängstliche Hunde und dass ich diese nicht dem aussetzen soll, was ihnen Stress bereitet, weil sie nicht so stabil sind wie "gesunde" Hunde und dem nicht standhalten können. Um den Stress abzubauen, hat er 2 Kongs, die ich fülle und 2 Leckmatten, die ich bestreiche und dann einfriere.

Ich entschuldige mich auch vorweg für das Chaos in diesen langen Beitrag. Leider gibt es so viel zu schreiben, dass ich einiges vergesse. Wir haben schon so viel mit dem Kleinen erlebt und wissen gar nicht mehr weiter. Die Angst, dass er hier jemanden irgendwann wirklich einmal verletzt ist groß und deswegen suche ich so schnell wie möglich Hilfe. Ich möchte meinen Kleinen nicht abgeben, er gehört zur Familie, wir haben eine sehr starke Bindung und wir lieben ihn alle. Glaubt ihr, es wäre eine Möglichkeit ein CT zu machen? Durch dieses "Vergessen von Personen und Tieren" habe ich den Verdacht, dass er vielleicht etwas am Gehirn hat, oder kann das wirklich an seinen Ängsten liegen? Ich bitte um Vorschläge, Hilfe und irgendwelche Ideen, wie ich meinen Hund helfen kann. Mir ist Recht was es ist und wie viel Arbeit es kostet. Ich will meinem Kleinen helfen und diese Probleme endlich im Griff bekommen. LG Sonja und danke schon einmal im Voraus :)
1 Antwort
Hallo Sonja,

in seinem bisherigen Leben hat Buddy ja eine Reihe mitmachen müssen:
- eine möglicherweise nicht optimale Aufzucht, was Gesundheit und Verhalten angeht
- diverse Erkrankungen - vor allem solche, die mit Ernährung in Zusammenhang stehen
- diverse Probleme rund um sein Verhalten.

Die Idee, einen auf Verhaltenstherapie spezialisierten Tierarzt vor Ort um Unterstützung zu bitten, halte ich für sehr sinnvoll. Wenn Sie mögen, schaue ich gerne bei meinen Kontakten nach einem möglichen Ansprechpartner für Sie. Eine gründliche Untersuchung durch einen Tierarzt - idealerweise bei jemandem mit den entsprechenden diagnostischen Möglichkeiten - halte ich ebenfalls für sehr sinnvoll.

Darüber hinaus würde ich, da der Alltag von Ihnen und Ihrem Hund mittlerweile sehr anstrengend geworden sein dürfte, Ihnen zu einem kleinen Anti-Stress-Programm raten.

Konkret bedeutet das:
- Gehen Sie gedanklich die letzten Tage und Wochen durch und schreiben Sie auf (a) was bei Ihnen und Ihrem Hund zu Anspannung (bzw. Stress) und (b) was bei Ihnen und Ihrem Hund zu Entspannung geführt hat.
- Beobachten Sie sich und Ihren Hund in den kommenden Tagen und schreiben Sie auch hier auf (a) was zu Anspannung und (b) was zu Entspannung führt.
- Vermindern bzw. vermeiden Sie alle Situationen, die mit Anspannung verbunden sind.
- Vermehren Sie alle Situationen, die mit Entspannung verbunden sind.
Falls Sie hier konkrete Anregungen für bestimmte Situationen benötigen, schreiben Sie mir einfach eine Nachricht!

Viele Grüße,
Stefanie Ott
www.mensch-und-tier.net
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