Hund duldet keinen Besuch und ist manchmal unberechenbar

Aggressivität ❯ Gegenüber Menschen
Sascha schrieb am 20.08.2018
Hallo,
ich hole mal etwas weiter aus, damit die Geschichte meines Hundes etwas deutlicher wird.
Wir haben ihn aus dem Tierheim vor 3 Jahren zu unserer Familie aus dem Tierheim geholt und er st ein griechischer Strassenhund. Als wir ihn zu uns holten, war er 1 Jahr alt.
Leider hat sich dann vor 2 Jahren meine Partnerin von mir getrennt und ich entschied mich, den Hund zu mir zu nehmen. Da ich voll berufstätig bin, gehe ich morgens mit ihm Gassi, bringe ihn dann zu meine Eltern. Mittags geht mein Vater mit ihm raus und Abends hole ich ihn wieder und nach einer grossen Gassirunde geht es dann wieder zu mir.
Das klappt soweit auch alles sehr gut. Aber sobald es an der Tür klingelt, springt er auf und bellt sehr agressiv. Es ist dann leider unmöglich ihn an seinen Platz zu schicken. Wenn man sich vor ihn stellt und von der Tür wegschicken will, bellt er auch mich, oder meine Eltern an und legt die Ohren an. Wenn Besuch vorher angekündigt ist, muss er in ein anderes Zimmer, sonst würde er diesen anfallen. Holt man ihn dann aus dem Zimmer und führt in in das Zimmer, wo der Besuch ist, würde er ohne Leine sofort angreifen.
Das gleiche Verhalten zeigt er auch beim Verlassen des Hauses, wenn dort Nachbarn sind.
Es gibt nur wenige Personen die er duldet und die er an sich heran lässt. Ausserhalb der Wohnung ist er ganz anders, spielt mit anderen Hunden nimmt Leckerlis von Fremden usw.
Es kann leider auch vorkommen, dass er völlig unvermittelt brummt, wenn ich oder meine Eltern ihn streicheln. Situation, er kommt zu mir, dreht sein Hinterteil an mein Bein und drückt leicht dagegen. Eigentlich ein Zeichen bisher, dass er am Hinterteil, oder an den Oberschenkeln gestreichelt werden möchte. Er geniesst das eigentlich, doch nach 20-30 Sekunden brummt er plötzlich, dreht sich um und versucht mich zu stellen.
Welche Lösungsansätze gibt es hier und wie kann man das abtrainieren?
5 Antworten
Ellen Mayer | Hundetrainer/in
schrieb am 20.08.2018
Hallo,
wenn Sie dem Hund etwas abtrainieren wollen, sollten Sie als erstes aufhören, sich von ihm trainieren zu lassen. Wenn er zu Ihnen kommt, um gestreichelt zu werden, trainiert er Sie, denn Sie machen genau das , was er will. Als derjenige, der das Sagen hat, muss er natürlich alles andere auch kontrollieren, so den Besuch.
Gehen Sie deshalb NIE auf Forderungen des Hundes ein. Wenn er was will, ignorieren Sie es kommentarlos. Wenn SIE ihn streicheln wollen, rufen Sie ihn zu sich und streicheln ihn. Genauso ist es auch mit anderen Dingen, die er fordert. SIE bestimmen, SIE beginnen und beenden.
Wenn Sie den Hund in einer Stresssituation wie Besuch an seinen Platz schicken, wird das natürlich nicht funktionieren.
Üben Sie deshalb zuerst ohne Ablenkung mit dem Hund, auf Kommando an einen festen Platz zu gehen und dort zu bleiben, bis Sie das Kommando wieder auflösen. Bleiben Sie dabei am Anfang neben dem Korb oder der Decke stehen. Wenn Ihr Hund den Platz verlassen will, bringen Sie ihn kommentarlos wieder hin. Wenn er dort bleibt, geben Sie ihm ein Leckerchen. Dann entfernen Sie sich immer weiter von dem Platz, gehen zurück und geben ein Leckerchen.
Wenn das funktioniert, bitten Sie jemanden, zu klingeln und zu klopfen. Zuerst nur einmal kurz. Wichtig: Sie reagieren nicht darauf, schicken den Hund, wie zuvor geübt, an seinen Platz. Evtl. benötigen Sie etwas Geduld. Geben Sie aber nicht auf, lassen den Hund an seinem Platz und reagieren nicht auf das Klingeln. Wenn das bei einem Klingeln funktioniert, kann man das Geräusch steigern und wenn das dann klappt, den Besuch rein bitten. Sobald der Hund wieder bellt, gehen Sie einen Schritt zurück, bis dorthin, wo es noch funktioniert hat.
Fangen Sie an, die Kontrolle zu übernehmen, überlassen Sie das nicht Ihrem Hund. SIE dulden oder dulden auch nicht, das ist nicht Sache Ihres Hundes. So etwas gerät sehr schnell außer Kontrolle. Achten Sie darauf, dass Sie Kommandos ruhig und souverän geben. Schimpfen oder auch viel reden verstärkt ungewolltes Verhalten.

Viel Erfolg..
Ellen Mayer
www.lesloups.de
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Sascha | Fragesteller/in
schrieb am 20.08.2018
Vielen Dank für die schnelle Antwort.

Ja, das klingt alles sehr logisch und ich werde mit diesen Tipps daran arbeiten. Was ist mit der Sache beim verlassen des Hauses? Wie kann ich hier vorgehen?

Vielen Dank und viele Grüße!
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Ellen Mayer | Hundetrainer/in
schrieb am 20.08.2018
Bitte beschreiben Sie solch eine Situation etwas genauer. Vor allem ist Ihre Reaktion darauf wichtig.
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Sascha | Fragesteller/in
schrieb am 20.08.2018
wir wohnen in einer wenig befahrenen Strasse.
Vor dem verlassen des Hauses, wird der Hund angeleint und wir verlassen ruhig das Haus. Wenn auf dem Weg zum Auto (welches direkt vor dem Haus steht) ein Nachbar vor seiner Tür ist, oder ein Fahrradfahrer die Strasse entlang fährt und er dies bemerkt, dann bellt er sofort sehr laut und agressiv. Ohne Leine würde er direkt denjenigen stellen, oder anspringen.
Ich bleibe eigentlich ruhig, öffne den Kofferraum und versuche ihn dann durch Leinenzug in den Kofferraum zu bekommen. Dies klappt auch immer, mit etwas Geduld. Zu fest an der Leine ziehen will ich nicht
Ist der Kofferraum dann zu, bellt er weiter.
Sobald wir die Strasse verlassen haben, ist wieder alles gut. An anderen Stellen macht er dies nicht. Nur vor dem Haus.
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Ellen Mayer | Hundetrainer/in
schrieb am 20.08.2018
Er will auch hier die Leute regeln, denke ich. Es ist allerdings schwer, etwas zu raten, ohne die Situationen gesehen zu haben. Kann es sein, dass er schon angespannt/aufgeregt ist, wenn er merkt, dass es los geht? Geht er als erster durch die Tür? Das würde dieses Verhalten erklären. Der Hund ist aufgeregt, führt Sie raus und dann wagt doch der Nachbar oder ein Fahrradfahrer, ohne Erlaubnis des Hundes, sich da aufzuhalten. Wo doch das alles, aus Sicht des Hundes, ihm gehört.
Wenn das sich so verhält, üben Sie zuerst einmal das ruhige raus gehen. Drängen Sie sich kommentarlos vor den Hund, wenn er versucht, sich aus der Tür zu quetschen. Öffnen Sie die Tür einen Spalt und schließen sie sofort wieder. Wenn er ruhiger wird, öffnen Sie sie ein Stück mehr, alles so lange, bis er lernt, dass es nicht weiter geht, wenn er aufgeregt ist. Sie können auch das Bein so vor die Tür halten, dass er nicht durch kann.
Ist er schon aufgeregt, wenn Sie die Leine nehmen? Dann muss er auch hier Geduld lernen. Nehmen Sie immer wieder die Leine, hängen sie hin, nehmen sie wieder, bis er ruhig ist. Reden Sie auch hierbei nicht, das regt Hunde zusätzlich auf, weil sie nicht verstehen, was wir meinen. ZEIGEN Sie ihm, was Sie wollen, indem er erreicht, was er will, nachdem er tut, was Sie wollen.

Ellen Mayer
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