Angstaggression Revierverhalten

Aggressivität ❯ Gegenüber Menschen
celinerust schrieb am 12.12.2019
Hallo :-)
Ich habe einen Mischlingsrüden aus Rumänien (unkastriert, wird im März 2). Also ich ihn vor einem Jahr bekam, hatte er vor vielen Dingen Angst und wir haben daran gearbeitet diese Ängste in der Stadt zu überwinden. Das hat sich alles super gebessert - Nur hat er irgendwann begonnen, immer heftiger auf fremde Menschen zu reagieren. In der Wohnung rennt er auf fremden Besuch los und bellt den Besuch an. Sobald die Besucher von ihrem Platz aufstehen, laut reden oder lachen, bellt er wieder. Auch draußen oder in anderen Gebäuden entwickelt er innerhalb von einigen Minuten ein Revierverhalten. Wenn wir uns beispielsweise an einen Ort hinsetzen, fängt er nach einigen Minuten an, vorbeigehende Menschen zu beobachten und fokussieren und sie schließlich anzubellen.
Ich würde mich nun sehr darüber freuen, mögliche Tipps zu unserem Problem zu erhalten und hoffe, dass die Komplikationen halbwegs verständlich geschildert sind. Falls nicht, wäre ich gerne dazu bereit, Problemsituationen noch detaillierter darzustellen.
Vielen Dank im Voraus
Celine Rust
3 Antworten
Ellen Mayer | Hundetrainer/in
schrieb am 13.12.2019
Hallo Celine,
es geht weniger darum, noch detaillierter auf die Probleme einzugehen, als darum, wie Sie auf dieses Verhalten reagieren, denn da liegt oft das Problem.

Auf Ihre Antwort freut sich
Ellen Mayer
www.lesloups.de.
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celinerust | Fragesteller/in
schrieb am 15.12.2019
Hallo Ellen und vielen Dank für die Antwort!
In der Wohnung habe ich bei Besuch schon verschiedene Dinge ausprobiert. Anfangs habe ich versucht, ihn durch Futter abzulenken oder dass der Besuch ihm etwas Leckeres gibt und dass er auf seiner Decke wartet sobald es klingelt. Damals war seine Decke noch im Hausflur, weshalb er einen guten Blick auf die Haustür hatte. Mir wurde dann geraten, seinen Platz umzupositionieren, damit er nicht in die Lage eines Wachhundes "gedrängt" wird. Nun ist sein Platz, auf dem er zuerst warten muss, in einem Zimmer ohne Blick zur Tür. Da mir gesagt wurde, dass er (bis er Ruhe gibt) nicht mit dem Besuch konfrontiert werden soll, leine ich ihn dann erst auf seinem Platz an und gehe mit dem Besuch auch nicht zu ihm. Dann warte ich ab, bis er mit dem Bellen aufhört, gehe zu ihm, leine ihn ab und gehe mit ihm gemeinsam zum Besuch. Bisher klappt diese Methode am besten. Sobald er abgeleint ist, geht er zu dem Besuch hin und bellt dann eigentlich auch nicht mehr. Das kann dann wiederum wieder passieren, sobald der Besuch plötzlich aufsteht oder lacht, beispielsweise. Dann wiederhole ich das Ganze und schicke ihn auf seinen Platz im Zimmer und hole ihn wieder, wenn er ruhig ist. Zwar klappt das wie gesagt momentan schon am besten, bevor ich so weitermache, wollte ich mich aber gerne vergewissern, ob ich mit dieser Methode nicht auch Gefahr laufe, ihn irgendwann doch zu einem Dauerkläffer zu erziehen, da man ja auch sagt, dass das Ignorieren vom Bellen den Hund auf Dauer zu einem längeren Aushalten des Bellens drängt.
Meine zweite Frage wäre dann zu der Situation, wenn ich draußen mit ihm sitze oder mich mit Menschen draußen unterhalte und er dann nach wenigen Minuten seine "Wächterposition" annimmt und irgendwann wieder anfängt, Fremde anzubellen. Da weiß ich mir und ihm nämlich kaum zu helfen. Ich habe in den Situationen versucht, ihn durch Alternativhandlungen und anschließenden Belohnungen abzulenken, aber wenn er sich einmal auf seine "Kontrollrolle" versteift hat, ist er nur noch auf die fremden Menschen fokussiert und lässt sich kaum ablenken. Ich habe ihm hierfür ein "Lass das" antrainiert, indem ich immer, wenn er gebellt hat, das Kommando gegeben habe und bei weiterem Bellen mit einer Flasche mit Leckerlies drin geraschelt habe, aus der er, wenn er die Aufmerksamkeit auf mich gelenkt hat, Leckerlies bekommen hat. Für den Moment klappt das Kommando oft ganz gut, aber direkt danach ist er wieder in Wächterposition. Ich denke deshalb, dass ich mit dem Kommando "Lass das" das Bellen für einen Moment stoppen kann, aber das Grundproblem, dass er scheinbar denkt mich oder meine Gruppe bewachen zu müssen, gar nicht behandle.
Deshalb wollte ich gerne nach Rat fragen, ob es vielleicht eine Methode gibt, die meinem Hund klarer erklärt, dass er sich einfach entspannen kann.
Liebe Grüße!
Celine
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Ellen Mayer | Hundetrainer/in
schrieb am 16.12.2019
Hallo Celine,
das ist jetzt sehr schwer zu beantworten, denn oberflächlich gesehen machen Sie alles richtig. Allerdings bleibt die Frage, warum er Sie bewachen will. Meiner Erfahrung nach hat das meistens zwei Gründe. Entweder bemerkt er Unsicherheit bei Ihnen oder er sieht Sie als sein Eigentum an.
Zur Unsicherheit kann ich aus der Entfernung schwer was sagen, ohne Sie zusammen mit dem Hund gesehen zu haben.
Dass ein Hund seinen Besitzer als Eigentum sieht, passiert sehr oft, wenn der Hund sein Frauchen/Herrchen trainieren kann. Will er z. B. spielen oder gestreichelt werden und fordert seinen Besitzer erfolgreich dazu auf, hat er ihn/sie trainiert, der/sie ist also sein Eigentum.
Aber aus der Entfernung kann ich das alles nur raten.

Liebe Grüße
Ellen Mayer
www.lesloups.de
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