Mein Hund dreht durch und reißt sich aus dem Geschirr, was soll ich tun?

Aggressivität ❯ Gegenüber anderen Hunden
Julia L. schrieb am 06.05.2021
Hallo,

meine Hündin (Schäferhund mix, fast 2 J.) Dreht seit einiger Zeit beim Spazierengehen total durch...

Sie zieht beim Start unseres Spaziergangs wie eine Blöde... Und sobald uns ein anderer Hund entgegen kommt, selbst wenn der noch 100m entfernt ist, geht das richtig los...

Sie macht sich groß, bekommt einen Kamm auf dem Rücken von Nacken bis Hacke, fängt an zu bellen ohne Unterbrechen, kriegt Schaum vorm Mund und lässt sich durch nichts und niemanden mehr davon abbringen. Sie reagiert auf nichts!

Sie hat es sogar schon geschafft sich bei so einer "Ausflipp-Attacke" aus dem Geschirr UND dem Halti zu reißen.... Eigentlich liebt sie jeden..... Egal ob Mensch oder Tiere... Ich habe 3 Kids und noch einen anderen Hund auf dem Hof, noch nie was gewesen! Sie hört aufs Wort!

Auch im Hundeauslauf bei uns im Wald, wenn andere Hunde kommen, ist sie erst wieder so wie beschrieben, wenn ich sie dann halte und die sich einmal gerochen haben, ist alles super dann wird gespielt... Aber im Vorbeigehen absolute Katastrophe... Seit 2 Tagen auch bei bei Menschen Begegnungen....

Ich bin völlig am Ende, habt ihr bitte einen Rat? Dankeschön
1 Antwort
Ellen Mayer | Hundetrainer/in
schrieb am 07.05.2021
Hallo Julia,
das Problem fängt schon beim Start, ich nehme an, zuhause an. Möglicherweise regt sich die Hündin schon auf, wenn sie sich zum Spazieren gehen anziehen, die Leine nehmen, ihr das Halsband anziehen? Dort sollten Sie dann mit dem Training auch schon beginnen.
Nehmen Sie tagsüber immer mal Halsband, Geschirr, Leine in die Hand, gehen damit durch die Wohnung, legen sie wieder weg. So gewöhnt sich die Hündin daran, ruhig zu bleiben.
Wollen Sie los gehen und sie regt sich wieder auf, bleiben Sie so lange KKOMMENTARLOS stehen, bis sie ruhig ist. JEDESMAL. Dazu brauchen Sie Geduld.
Gehen Sie als erste durch die Tür. Um das zu erreichen, üben Sie auch hier. Öffnen Sie die Tür nur einen kleinen Spalt. Bevor die Hündin durch will, schließen sie die Tür. Hier ist Timing gefragt. Wenn sie bei dem kleinen Spalt nicht mehr durch will, öffnen Sie die Tür etwas mehr und steigern das dann.
Sie können auch versuchen, mit Ihrem Bein den Durchgang zu blockieren und die Hündin, auch hier kommentarlos, zurück zu drängen.
Das Problem draußen hängt mit der fehlenden Leinenführigkeit zusammen. Fangen Sie an, die Hündin zu führen. Das ereichen Sie nicht mit AUS, NEIN, schimpfen, locken, Leckerchen, Spielzeug. Damit erreichen Sie eher das Gegenteil.
Hunde ziehen an der Leine, weil sie es so gelernt haben. Oder, besser gesagt, nicht anders gelernt haben. Wenn Herrchen/Frauchen dem Hund mit ausgestrecktem Arm überallhin folgt, wird der Hund natürlich auch weiter immer dahin gehen, wo er hin will. Er kann es ja, manchmal mit einem Gewicht am anderen Ende der Leine, aber es geht. Hunde lernen durch Erfolg oder auch Misserfolg.
Deswegen hier mein Tipp: NIE der Hündin folgen, wenn sie zieht, auch nicht, wenn sie wo schnuppern, sich lösen oder zu Bekannten will. Wenn sie einmal Erfolg hatte, müssen Sie wieder von vorne mit dem Training anfangen.
Am besten reagieren Sie schon, wenn sie versucht, Sie zu überholen. SOFORT umdrehen und zurückgehen und zwar jedesmal.
So trainieren Sie auch die Leinenführigkeit. Gehen Sie einfach los, drehen der Hündin den Rücken zu und beachten Sie nicht weiter. Auch kein KOMM, kein Anschauen. Sie gehen, als hätten Sie keinen Hund dabei, gehen nach rechts, nach links, drehen plötzlich um. So lernt die Hündin, sich auf Sie zu konzentrieren statt umgekehrt.
Oft liegt das Ziehen auch an der Art, wie die Leine gehalten wird. Meistens wird die Leine zu kurz gehalten, mit Zug. Zug erzeugt Gegenzug, der Mensch zieht weil der Hund zieht und der Hund zieht immer mehr dagegen. Der Hund kann diesen Kreislauf nicht lösen, das kann nur der Mensch.
Wenn Sie an anderen Hunden vorbeigehen, versuchen Sie Ruhe auszustrahlen d. h. nicht reden, nicht schimpfen und nicht die Leine krampfhaft kürzer halten. Das alles veranlasst Ihre Hündin nämlich, sich noch mehr aufzuregen.
Üben Sie aber vor allem die Leinenführigkeit.

Viel Erfolg..
Ellen Mayer
www.lesloups.de
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