Hündin läuft auf andere Hunde zu, läßt beschnuppern zu...

Aggressivität ❯ Gegenüber anderen Hunden
mel_32 schrieb am 19.12.2019
Ich habe vor ca. 2 Monaten eine 7 jährige Hündin aus dem Tierheim in Lissabon adoptiert. Sie war dort nur ca zwei Wochen und hat sehr viel Angst gehabt. Das Tierheim hat sie von der Strasse aufgesammelt, da ihr andere Strassenhunde zu sehr zugesetzt haben. Ich gehe davon aus, dass sie ausgesetzt wurde, da sie nicht auf der Straße aufgewachsen ist (Benehmen, Gesundheit, Gewicht etc. schliessen auf Erziehung und einen vorherigen Besitzer)
Sie hat sich bei mir schnell entspannt, ist sehr lieb und ruhig und hört sehr gut. Sie ist sehr anhänglich. Meistens interessieren sie andere Hunde nicht und sie lässt sie links liegen. Jedoch manchmal kommt es vor, dass sie auf andere Hunde zugeht oder zurennt (am Strand) und scheinbar Kontakt sucht. Bei manchen Begegnungen ist es nach ein wenig beschnuppern ok und sie geht mit mir weiter. Jedoch gab es 2-3 x den Fall, dass sie zugebissen hat, da es ihr scheinbar zu eng oder zu intensiv wurde. Sie scheint Kontakt aufnehmen zu wollen, aber scheint durch bestimmte Bewegungen des andere Hundes verängstigt, sodass sie sich dann in bestimmten Situationen bedroht fühlt und zubeißt.

Wir leben nach wie vor in Portugal und Hundebegegnungen sind nicht zu umgehen, auch mit freilaufenden, selbst wenn ich sie immer an die Leine nehmen sollte. Auch denke ich, dass sie anderen Hundekontakt braucht.
Haben SIe einen Rat?

Herzlichst, Melanie
1 Antwort
Gabriele Holz | Hundetrainer/in
schrieb am 03.01.2020
Hallo Melanie,
leider schreiben Sie nicht, ob Ihre Hündin angeleint oder frei war, als es zu den "Übergriffen" kam. Oftmals ist es auch unsere Anspannung, die wir über die Leine ungewollt weiterreichen. Ob das bei Ihnen der Fall ist, kann ich leider nicht beurteilen. Ich würde in Ihrem Fall folgendermaßen vorgehen: Zuerst würde ich ein Entspannungswort konditionieren. Ein Entspannungswort ist ein Wort, dass Ihnen in angespannten Situationen für einen Bruchteil einer Sekunde die Möglichkeit eröffnet, ein anderes Verhalten Ihrer Hündin abzufragen. Ein Entspannungswort ist relativ schnell konditioniert. Beginnen Sie damit in dem Moment, in dem Ihre Hündin zuhause entspannt auf ihrer Decke liegt. Streicheln Sie Ihre Hündin, dann nehmen Sie die Hände von ihr und sagen Ihr Entspannungswort. Danach beginnen Sie wieder mit liebevollen Berührungen. Dieses Prozedere wiederholen Sie ein paar mal und wenn möglich jeden Tag. Ob das Entspannungswort erfolgreich konditioniert wurde, erkennen Sie daran, dass Ihre Hündin bei Nennung des Entspannungswortes kurz eine weiche Körperhaltung einnimmt oder auch kurz ausschnauft.
Beobachten Sie dann Ihre Hündin bei den Hundebegegnungen. Zeigt Sie zu lange Imponierverhalten oder erstarrt sie sogar, dann geben Sie das Entspannungswort und rufen Sie aus dieser Situation heraus. Zu einem Entspannungswort gehört auch immer das Aufzeigen einer Handlungsalternative, wie z.B. gehe aus der Situation oder nehme Deine Nase gen Boden. Wenn Sie Ihre Hündin aus dieser Situation abrufen möchten, sie jedoch nicht kommt, denken Sie bitte auch daran, dass dies nicht unbedingt ein Ungehorsam Ihnen gegenüber ist, sondern evtl. auch eine Entscheidung Ihrer Hündin, damit der andere Hund nicht angreift. Bestätigen Sie jedoch alle freundlichen Kommunikationen, wie Blick abwenden, freundliches Wedeln, schnüffeln am Boden etc. Loben Sie Ihren Hund ruhig während der Kommunikation. So verbreiten Sie schon eine entspannte Stimmung.
Für Rückfragen stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung.
Herzliche Grüße
G. Holz
Hundetrainerin
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