Was möchten Sie fragen? (von Franziska)

Aggressivität ❯ Gegenüber anderen Tieren
Franziska schrieb am 12.01.2012
Es geht um unsere Hündin Hope, DSH (schwarz), gut ein Jahr alt.

Seit einigen Wochen bellt sie auf jedem Spaziergang und aus dem Auto JEDEN anderen Hund an, ob bekannt oder nicht (gut, den Hund von meinen Eltern bei Betreten der Wohnungen nicht).

Es ist ihr schnuppe, ob das an der Schleppleine, Rollleine, Fühleine oder komplett frei passiert.

Sie ist dabei nicht aggressiv (das wirkt natürlich nicht auf alle so, da sie nun mal ein schwarzer DSH ist der laut bellt), aber sie ist relativ entspannt und wedelt auch freudig mit dem Schwanz.

Sobald sie den Bruchteil einer Sekunde schnuppern durfte, ist alles gut und ich kann eigentlich mit Vertrauen sagen, dass sie sich dann mit jedem Hund versteht (selbst mit welchen, die nach ihr schnappen).



So weit, so gut. Natürlich haben wir uns überlegt, dass da irgendwo ein Fehler sein muss... Hat es mit der Rangordung zu tun, hat sie etwas körperliches (alles negativ), wie verhält sie sich in der Wohnung, machen wir die Situation für sie stressig, etc.

Wir haben uns dann eine sehr erfahrene Hundetrainerin dazu geholt (ich muss wirklich sagen, sie kennt sich gut aus, hat einige Referenzen und auch eine gute Ausbildung genossen).

Unsere Trainerin hat sich uns und unser/ihr Verhalten zu Hause und draußen (auch außerhalb ihres Reviers) angeschaut und hat uns noch einige, wenige Tipps geben können, weil wir einiges mschon wussten (kein Futter zur freien Verfügung, nicht auf Betten oder das Sofa, nicht durch Türen stürmen, nicht in jeden Raum folgen, kein Spiel wird vom Hund begonnen oder beendet, Kontrollversuche sofort unterbinden-> das wissen wir und haben uns auch dran gehalten.

Man muss nun weiter sagen, dass sie die grundlegenden Kommandos schon relativ gut beherrscht, da arbeiten wir auch ganz hart dran, dass die alle 100 % sitzen (in jeder Situation). Wir machen mit ihr auch sehr viel Leinentraining (an der Schleppleine Richtungswechsel usw) und das funktioniert auch, da sie schon einigermaßen leinenführig ist, jedoch nicht mehr, sobald sie aufgeregt ist (was sie draußen sehr häufig ist).

Wir haben nun versucht, sie mit dem Kommando ,,Lass das'' und einem kurzer Spritzer aus der Wasserflasche vom Bellen abzuhalten (hat bei konsequenter druchführung drei Tage gehalten, danach ließ sie sich nicht mehr beeindrucken). Mit der Rüttelkiste war es genau so. Sie bellt nach wie vor.

Ich gehe seit drei Wochen jeden Tag zwei Stunden mit ihr in das Freilufgehege hier bei uns und überhäufe sie praktisch mit (positiven) Sozialkontaktern. Erst wird jeder angebellt, der schon drin ist, dann wird sich vertragen und gespielt und alles ist super, sie hört auch auf alle Kommandos. Kommt dann der nächste und vielleicht noch der übernächste Hund auf das Gehege zu (und will rein oder auch nicht), werden diese auch zunächst angebellt (das wilde Spiel mit den anderen wird dafür sofort unterbrochen), beschnuppert und ignoriert (wenn sie weiter gehen) oder auch mit ins Spiel einbezogen.

Die Hunde, die dann so im Laufe der Stunden noch kommen, werden meist nicht mehr angebellt. Gehen wir aber nach Hause, geht das Spiel von vorne los.

Unsere Trainerin kann mir auch nicht so recht sagen, was ich noch machen soll, außer immer wieder dort hin und Monate bis Jahre warten. Aber seid ihr schon mal mit einem bellenden Schäferhund an Rentnern mit Chihuhuas oder Pudeln vorbei gelaufen, die euch dann beschimpfen, dass ihr mit dem Kampfhund weg sollt? Außerdem ist es ja auch für die Kleine nicht schön....



Was ich vielleicht noch dazu sagen muss, ist, dass sie in der Wohnung ziemlich ängstlich ist, wenn etwas runterfällt, etc. Sie ist allgemein nicht sehr sicher und versucht diese Unsicherheit draußen scheinbar durch dieses Verhalten zu überspielen, auch wenn sie mir sonst total vertraut, draußen verlässt sie sich nicht auf mich.

Von Fleischwurst, ihrem heiß geliebten Ball, lässt sie sich auch nicht beeindrucken (sie ist allgemein auch nicht sehr verfressen).



Ich weiß einfach nicht, was ich noch ändern könnte, damit sie sich sicher fühlt. Habt ihr vielleicht eine Idee? Mir fällt jetzt noch die Wurfkette ein (da sie ja sehr schreckhaft ist, würde das bestimmt auch erst mal kurz funktionieren), aber das kann auch ganz schön nach hiunten los gehen. Oder meint ihr ein sofortiges Werfen der Kette mit einem lauten ,,Lass das'' könnte eine Möglichkeit sein?
1 Antwort
Natascha K.
schrieb am 23.01.2012
Hallo Franziska,

 

vielen Dank für die ausführliche Beschreibung der Hündin und des Problems!!

Und entschuldige die späte Antwort, es gab ein technisches Problem auf der Seite, so dass wir die Frage erst jetzt sehen können.

 

Eigentlich hast Du das Problem selber schon erkannt, Deine Hope ist unsicher in der Erstbegegnung mit fremden Hunden. Dazu kommt vermutlich zur Zeit auch noch die letzte Fremdelungsphase in Hopes Entwicklung und auch ein bißchen die rassetypischen Eigenschaften, wie z.B. eine leichte Erregbarkeit in stressigen Situationen.

Sicherlich ist es bei der vielen Mühe die Ihr Euch mit Hope macht, nur eine etwas längere Phase, aber die könnt Ihr für alle Beteiligten sicherlich entspannter gestalten.

Ich rate Dir ganz dringend davon ab, aversive Hilfsmittel wie Rütteldose oder Wurfkette einzusetzen. Damit missbrauchst Du das Vertrauen Deiner eh schon unsicheren Hündin und verschlimmbesserst das ganze nur!! Also bitte verwirf Deine Überlegungen diesbezüglich ganz schnell wieder.

Ein Option die Ihr selber in die Hand nehmen könnt, ist die konditionierte Entspannung.

Google diesen oder den Begriff Entspannungssignal einfach mal, Du bekommst wirklich gute Anleitungen zu diesem Thema. Eine weitere Option, die ich in Anspruch nehmen würde, wäre der Besuch bei einer/m Tierheilpraktiker/in.

Diese könnten nach ausführlicher Anamnese ein Mittel bestimmen, das Hope wieder in ein psychisches Gleichgewicht kommt und das Training mit ihr wieder vereinfacht.

 

Wenn Du noch Fragen hast, melde Dich ruhig

 

Natascha
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