Leinenzerren und aggressives Bellen

Aggressivität ❯ Gegenüber anderen Tieren
Helga G. schrieb am 06.04.2020
Hilfe... jeder Spaziergang mit meiner Dackeldame wird zum Spießrutenlauf. Ich habe sie seit 2 Jahren. Sie hört nicht, zieht an der Leine, flippt aus bei anderen Hunden... Katzen... Autos und Treckern... Ich weiß nicht mehr was ich noch machen soll. Sie rannte bei ihrem Vorbesitzer nur durch den Garten und grub diesen um - Sie bekam nichts beigebracht. Ich denke auch dass unser größtes Problem ist, dass sie mich nicht als Rudelführerin anerkennt. ?
1 Antwort
Ellen Mayer | Hundetrainer/in
schrieb am 06.04.2020
Hallo,
um von einem Hund als "Rudelführer" anerkannt zu werden, sollte man sich auch wie einer benehmen. Ein echter "Rudelführer" bleibt z. B. immer ruhig und souverän. Sie schreiben selbst, der Vorbesitzer hat ihr nichts beigebracht. Warum sollte sie dann hören? Wenn jemand nie eine Fremdsprache gelernt hat, kann er sie im Ausland auch nicht verstehen. Genau so geht es den meisten unserer Hunde. Ganz davon abgesehen dass sie unsre Sprache nicht verstehen. Viele Leute reden auf ihr Hunde ein, schreien, schimpfen und wundern sich, dass der Hund nicht hört. Er versteht es einfach nicht und ignoriert es deshalb.
ZEIGEN Sie deshalb Ihrer Hündin, was Sie von ihr wollen statt es zu sagen. Setzen Sie Kommandos ruhig und souverän durch. Soll die Kleine sich z. B. hinsetzen, geben Sie das Kommando und halten ein Leckerchen so über ihren Kopf, dass sie sich setzen muss. Sitzt sie, erhält sie das Leckerchen. Reduzieren Sie aber die Gabe von Leckerchen sonst tut sie nur noch deswegen, was Sie von ihr verlangen.
Das Problem, dass sie andere Hunde anbellt ist wahrscheinlich, wie in den meisten Fällen, die fehlende Leinenführigkeit. Achten Sie darauf, dass Ihre Hündin immer hinter oder neben Ihnen an lockerer Leine geht. Dann führen nämlich Sie und die Hündin muss nicht regeln wenn z. B. ein anderer Hund kommt.
Wenn Sie an anderen Hunden vorbeigehen, versuchen Sie Ruhe auszustrahlen d. h. nicht reden, nicht schimpfen und nicht die Leine krampfhaft kürzer halten. Das alles veranlasst Ihre Hündin nämlich, sich noch mehr aufzuregen.
Üben Sie aber vor allem die Leinenführigkeit.
Hunde ziehen an der Leine, weil sie es so gelernt haben. Oder, besser gesagt, nicht anders gelernt haben. Wenn Herrchen/Frauchen dem Hund mit ausgestrecktem Arm überallhin folgt, wird der Hund natürlich auch weiter immer dahin gehen, wo er hin will. Er kann es ja, manchmal mit einem Gewicht am anderen Ende der Leine, aber es geht. Hunde lernen durch Erfolg oder auch Misserfolg.
Deswegen hier mein Tipp: NIE der Hündin folgen, wenn sie zieht, auch nicht, wenn sie wo schnuppern, sich lösen oder zu Bekannten will. Wenn sie einmal Erfolg hatte, müssen Sie wieder von vorne mit dem Training anfangen. Bleiben Sie stehen, bis die Leine wieder locker ist (das braucht etwas Geduld) oder, wenn Ihre Hündin richtig feste zieht, drehen Sie um und gehen zurück.
Am besten reagieren Sie schon, wenn sie versucht, Sie zu überholen. SOFORT umdrehen und zurückgehen und zwar jedesmal.
Oft liegt das Ziehen auch an der Art, wie die Leine gehalten wird. Meistens wird die Leine zu kurz gehalten, mit Zug. Zug erzeugt Gegenzug, der Mensch zieht weil der Hund zieht und der Hund zieht immer mehr dagegen. Der Hund kann diesen Kreislauf nicht lösen, das kann nur der Mensch.
Meistens kann ein Hund sich auch nicht konzentrieren. Man kommt aus der Haustür und schon soll der Hund, ohne sich ausgepowert oder gelöst zu haben, locker an der Leine gehen. Die Leinenführigkeit sollte immer nur zwischendurch geübt werden, zuerst darf der Hund laufen und schnuppern, dann wieder 10 Minuten üben u.s.w.. Erst, wenn das immer besser funktioniert, wird es irgendwann gefestigt sein und der Hund läuft immer und überall an lockerer Leine. Üben, egal was, sollte man nie im Ernstfall sondern immer entspannt und gezielt.
Übrigens lassen echte "Rudelführer" sich auch nicht von ihren Hunden trainieren. Kommt die Kleine zu Ihnen und will, gestreichelt, gefüttert werden oder Sie sollen mit ihr spielen, ignorieren Sie es. SIE sollten entscheiden, NIE die Hündin.

Viel Erfolg..
Ellen Mayer
www.lesloups.de
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