Welpe (ehemaliger Strassenhund) hat Angst vor Menschen

Welpenerziehung ❯ Angst
Sophie schrieb am 15.02.2017
Hallo ihr,
Ich werde jetzt ein bisschen ausholen müssen, da der Sachverhalt recht verzwickte ist und ich mir wirklich sorgen mache. Ich habe vor nun 5 Wochen (ein damals vom Ta hier geschätzt 7 Wochen alten Welpen von der Straße aufgelesen. Sie war ganz allein im Müll ohne wurfgeschwister und Mutter also hab ich Sie mitgenommen. Drinnen ist Sie inzwischen auch ein quietschfideler Hund aber raus will Sie garnicht. Keinen Meter. Ich müsste Sie hinter mir auf dem Boden herschleifen.. Ich glaube das Sie A Angst vor der *bösen weiten Welt* und B Angst vor allen anderen Menschen hat. Aber wie kann ich das ändern? Und dann das nächste ist das mit anderen Hunden. Allerdings nicht was man jetzt wahrscheinlich denkt(Angstagression gegen andere Hunde oder so) nein Sie liiiebt andere Hunde! Das finde ich prinzipiell ja auch ganz toll, aber ab dem mommentan wo sie andere Hunde Sieht bin ich komplett Luft für sie. Ich glaube Sie hat sich noch nie so sehr gefreut mich zu sehen wie einen anderen Hund.. Inzwischen wohne ich hier auch mit anderen Leuten die Hunde haben zusammen. Was Sie Sache irgendwie nicht gerade leichter macht, da sie nun den ganzen Tag mit diesen Hunden verbringt und auch nurnoch in dessen Begleitung einem Schritt vor die Haustüre setzt. Mit Leckerli locken etc. Und funktioniert alles nicht. Was kann ich tun?
3 Antworten
Marina Krieg | Hundetrainer/in
schrieb am 16.02.2017
Hallo,

das Welpen beim Verlassen ihrer heimischen Höhle unsicher sind, ist ganz normal. Umso schneller wollen sie dann auch wieder nach Hause. Dieses Blockieren tritt gewöhnlich nur auf, wenn man sich zu Fuß weiter als 100 – 200 m vom Haus entfernt. Trägt man den Welpen oder fährt im Auto mit ihm weg, tritt es nicht auf. Das Verhalten wächst sich aus. Lange Spaziergänge wären sowieso in diesem Alter noch zu früh. Wichtiger ist die Umweltgewöhnung („Spazierenstehen“).

Und auch dass andere Hunde etwas ganz Tolles für sie sind, ist normal.
Zunächst sollte sie lernen, dass sie zumindest angeleint ruhig an anderen Hunden vorbeigehen kann. Dazu belohnen Sie jedes ruhige Verhalten (dazu ist anfangs eine größere Distanz notwendig). Kann Ihre Hündin kein Leckerli nehmen, ist die Distanz zu klein und Sie müssen auf mehr Abstand gehen.
Was Sie noch üben sollten, ist der Rückruf, und zwar erst ohne die Anwesenheit anderer Hunde. Dazu sollten Sie Ihre Hündin anfangs noch mit Geschirr und Schleppleine sichern. Belohnen Sie den Rückruf immer hochwertig (Käse, Leberwurst oder das Lieblingsspielzeug). Bauen Sie ihn ablenkungsarm auf und steigern Sie dann kleinschrittig die Distanz ODER die Ablenkung (immer nur ein Kriterium verändern).
Wenn Sie den Rückruf dann in einem Spiel mit anderen Hunden ausprobieren wollen, warten sie eine kurze Spielpause ab, sprechen Sie Ihre Hündin an und wenn Sie da eine Reaktion bemerken (und sei es nur eine Ohrbewegung in Ihre Richtung), rufen Sie mit dem Rückrufwort (dies ist nicht der Name des Hundes, sondern so etwas wie "Hier", "zu mir" oder eine Hundepfeife).

Im Zweifel lassen Sie sich bei diesem Training von einem Experten vor Ort unterstützen. Unter http://www.hundeschulen.de/menschen-mit-hund/hundeschule-finden/hundeschulen-verzeichnis.html oder https://trainieren-statt-dominieren.de/trainer-umkreissuche finden Sie qualifizierte Hundetrainer und/oder Verhaltensberater in Ihrer Nähe, die mit Ihnen ein gezieltes Training durchführen können.

Ich hoffe, ich konnte Ihnen weiterhelfen.

Viele Grüße
Marina von den Ostseepfoten
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Sophie | Fragesteller/in
schrieb am 16.02.2017
Vielen lieben Dank für die Antwort erstmal! Ich hatte ohnehin vor mir zuhause einen Hundetrainer zu suchen, nur bin ich den nächsten Monat eben noch in Marokko. Habe keine große Hundeerfahrung und möchte bis dahin keine gravierenden Fehler begehen.. Das Problem ist nämlich, dass dieses Verhalten auch auftritt, wenn wir ein Stück mit dem Auto gefahren sind, oder ich sie getragen habe.. Sie ist nicht alles mit Leckerlis zu mehr als ein paar Schritten zu bewegen. Ich dachte schon Sie hat die Kraft einfach nicht, aber wenn sie andere Hunde trifft kann Sie plötzlich durch die Gegend Rennen.. Mit dem kommen ähnlich. Selbst wenn kaum Ablenkung gegeben ist, und keine anderen Hunde da sind kommt sie selten, und wenn dann unmotiviert im Schritt Tempo. Die 3 anderen Hunde die ich hier Rennen bei jedem rufen zu mir. Auch hier dachte ich erst, ihr fehle die Kraft, aber sie kann schließlich auch auf andere Hunde zurennen. Manchmal habe ich fast das Gefühl Sie hat Angst vor mir, da sie auch als einzige nicht wedeln im Flur steht wenn ich Heim komme. Auch wenn Sie zu mir kommt bleibt Sie oft in einem Meter Entfernung, die mir wie ein Sicherheitsabstand die vorkommt zu mir stehen.. Konträrer Weiße will Sie trotzdem manchmal kuscheln, kommt auf meinen schoß etc. Sie wirkt die meiste Zeit einfach ziemlich desinteressiert an mir. Kann das an dem anderen Welpen hier liegen, der ihre Spielbedürfnisse etc. einfach besser 'befriedigt' als ich? Und wird es schlimm für Sie sein wenn wir uns von diesem Welpen (was in 3 Wochen der Fall sein wird) und trennen?
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Marina Krieg | Hundetrainer/in
schrieb am 16.02.2017
Hallo,

wenn sie auch noch Angst vor Ihnen hat, könnte das z.B. evtl. an Missverständnissen in der Kommunikation, sprich Ihrer Körpersprache liegen.
Beugen Sie sich nicht über den Hund, schauen Sie sie nicht direkt an, machen Sie sich klein, wenden Sie sich ab etc.
Das kann dann am besten auch ein Hundetrainer vor Ort entscheiden.

Ansonsten gehen Sie immer die gleiche Runde, das schafft Sicherheit.

Es kann durchaus sein, dass sich das Verhalten verschlechtert, wenn Sie wieder zurückkommen. Dann fehlt ja nicht nur der Welpe, sondern auch die Umgebung ist eine neue. Haben Sie Geduld, bauen Sie bis dahin eine Bindung auf und kontaktieren dann einen Experten.

Viele Grüße
Marina von den Ostseepfoten
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