Wie bringe ich meinen Hund dazu Ruhe finden und Begrüßungen weniger aufgeregt zu gestalten?

Allgemeines
Kiwi 0. schrieb am 20.06.2021
Hallo liebe Hundetrainer,

ich habe einige Fragen bezüglich des Verhaltens meines Hundes bzw. welches Verhalten ich ändern muss :) Und zwar geht es um meinen 9 Monate alten Rüden, ein Appenzeller- Labrador Mix, den ich als Welpe bekommen habe. Er ist ein tolles Kerlchen, sehr mutig, aber er war von Anfang an sehr distanzlos und in den ersten Wochen sehr dominant und diskutierfreudig. Wir haben durch die Hundeschule richtig tolle Fortschritte machen können, fleißig Impulskontrolle und Frustrationstoleranz geübt und sind schon ein richtig gutes Team geworden. Was allerdings von Anfang an schwierig war ist das Thema Ruhe. Er ist sehr überschwänglich bei Begrüßungen und das bei jedem! Ob Hund oder Mensch, er dreht sich, geht durch die Beine und tanzt umher, Springen kommt wirklich nur noch selten vor. Mich springt er nie an, selten andere Hundebesitzer. Zudem sucht er immer sofort nach etwas, was er ins Maul nehmen kann, um es dem Menschen zu bringen / zu zeigen. Generell sucht er viel Aufmerksamkeit und fordert zum Spiel auf. Ehrlicherweise ist da das Home Office nicht immer förderlich und ich ignoriere diese Aufforderungen nicht immer konsequent genug. Nach dem Spaziergang ist zu Hause grundsätzlich Ruhe angesagt. Dennoch hat mein Hund nach dem ersten Nickerchen immer ein offenes Ohr und Auge und reagiert auf die kleinste Bewegung. Auch wenn ich plötzlich anfange zu reden kommt er immer sofort an, auch wenn ich ihn ignoriere. Korb und Decken Kommando wird je nach Stimmung immer wieder getestet. Dabei schicke ich ihn immer wieder körpersprachlich zurück oder binde ihn an wirklich pubertären Tagen an.

Der Besuch bei anderen läuft auch immer sehr stürmisch ab. Hier wird er sofort auf die Decke geschickt, aber das hält er anfänglich schwer aus. Hat er sich beruhigt und geruht, kann er sich auf einmal auch ohne ersichtlichen Grund wieder hoch pushen. Auch draußen, wenn man z.B. mal mit Decke auf der Wiese liegt und eigentlich Ruhe signalisiert, ist er richtig rastlos und alles ist spannend. Ich weiß, dass das natürlich gerade bei Rüden auch in dem Alter schwierig sein kann draußen abzuschalten, dennoch kann ich ihm doch sicher dabei helfen, oder? Café Besuch o.ä. geht wiederum ganz gut, wenn’s noch nicht allzu lange dauert. Auch Bahn fahren etc. gar kein Ding, da legt er sich hin und chillt.

Noch zu den „Basics“: Leinenführigkeit läuft grundsätzlich super, wenn was spannendes kommt, ist er schon mal auf Zug, aber das löst sich schnell, alles im Rahmen aus meiner Sicht, ich kann entspannt mit ihm Gassi gehen. Auch der Rückruf klappt sehr gut. Klar lässt er sich auch mal aus einem richtig tollen Spiel nicht sofort abrufen, aber ich bin im großen und ganzen zufrieden und lasse ihn gerne frei laufen, weil er sich gut an mir orientiert. Er ist nie aggressiv zu Hunden oder Menschen, reagiert an der Leine auch nicht, wenn andere Hunde aggressiv sind. Für nen Appenzeller bellt er auch seeeehr wenig. Wirklich nur, wenn ihm etwas unheimlich vorkommt und das lässt er, sobald ich signalisiere, dass keine Gefahr besteht. Er hat feste Strukturen, frisst nur auf Kommando und/oder verdient es sich. Also alles in allem sehe ich (bis auf pubertäre Phasen) keine Probleme, bis auf das Ruhe finden und wirklich mal abschalten. Das kann er nur zu Hause, wenn gar kein Remmidemmi ist. Ich weiß, dass ich nicht immer konsequent genug bin, gebe aber alles, um meinem Hund zu zeigen, dass ich alles für uns regle und er entspannt sein Hundeleben genießen kann :) Grundsätzlich schläft und ruht er auch genug im Alltag. Wenn ich ihm jetzt noch zeigen kann, dass man Menschen auch unaufdringlich begrüßen und er überall sofort abschalten kann, wäre ich sehr glücklich ☺️ Haben Sie Tipps und Übungen, die ich mit ihm machen kann? Ganz liebe Dank im Voraus! Kira
3 Antworten
Kiwi 0. | Fragesteller/in
schrieb am 20.06.2021
Oh und noch ein Nachtrag: mein Hund schleckt auch sehr viel, vor allem, wenn er so aufgedreht ist.
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Ellen Mayer | Hundetrainer/in
schrieb am 23.06.2021
Hallo Kira,
meistens, wenn Hunde so aufgedreht sind, liegt es oft an vielem Gerede mit dem Hund und/oder an unklaren Aussagen. Gerade bei Besuch sollte man nicht anfangen zu erziehen. Man will sich um den Besuch kümmern und um den Hund. Das geht nicht. Der Hund wird dann noch mehr gestresst und das Ganze geht nach hinten los. Wenn man dann noch, selbst gestresst, SITZ, PLATZ, AUS, NEIN, RUNTER, FEIN etc., möglicherweise hintereinander alles zusammen, ruft, ist es dem Hund unmöglich, entspannt oder auch nur ruhig zu bleiben.
Deswegen ist es immer ratsam, alles in Ruhe zu trainieren.
Üben Sie zuerst mit dem Hund, auf Kommando an einen festen Platz zu gehen und dort zu bleiben, bis Sie das Kommando wieder auflösen. Bleiben Sie dabei am Anfang neben dem Korb oder der Decke stehen. Wenn Ihr Hund den Platz verlassen will, bringen Sie ihn kommentarlos wieder hin. Wenn er dort bleibt, geben Sie ihm ein Leckerchen. Dann entfernen Sie sich immer weiter von dem Platz, gehen zurück und geben ein Leckerchen.
Wenn das funktioniert und der Hund beim Klingeln schon aufdreht, was meistens der Fall ist, bitten Sie jemanden, zu klingeln und zu klopfen. Zuerst nur einmal kurz. WICHTIG: Sie reagieren nicht darauf, schicken den Hund, wie zuvor geübt, an seinen Platz. Evtl. benötigen Sie etwas Geduld. Geben Sie aber nicht auf, lassen den Hund an seinem Platz und reagieren nicht auf das Klingeln. Wenn das bei einem Klingeln funktioniert, kann man das Geräusch steigern und wenn das dann klappt, den Besuch reinbitten. Sobald der Hund wieder bellt, gehen Sie einen Schritt zurück, bis dorthin, wo es noch funktioniert hat.
Sie schreiben, Sie sind nicht immer konsequent bei seinen Aufforderungen nach Aufmerksamkeit. Daran würde ich arbeiten. Vielleicht geben Sie ihm auch immer wieder unbewusst Aufmerksamkeit. Auch das könnte dazu beitragen, dass er nicht zur Ruhe kommt. Er hat das Gefühl, es muss immer was passieren.
Wenn ich Ihnen mit meinen Ausführungen nicht weiterhelfen konnte kontaktieren Sie mich gerne telefonisch und über meine Website.

Viel Erfolg..
Ellen Mayer
www.lesloups.de
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Ellen Mayer | Hundetrainer/in
schrieb am 23.06.2021
Das Schlecken kann ein Zeichen von Stress sein.
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