Übermäßiges Bellen bei Klingeln an der Tür/Alleinbleiben im Auto

Allgemeines
Elena schrieb am 27.03.2017
Hallo, leider bellt mein Hund seit jeher, wenn es an der Tür klingelt. Er beruhigt sich dann kaum und selbst, wenn er dann auf seinen Platz geht, bleibt er nicht lange dort und knurrt und bellt weiter. Zudem bellt der Hund panisch, wenn man ihm alleine im Auto zurücklässt. Was kann ich dagegen tun?
1 Antwort
Hallo Elenada,
In meinem Berufsalltag findet das Hundetraining oft bei dem Hundebesitzer zu Hause statt. Dabei bietet sich mir sehr oft folgendes Bild:
Sobald ich den Klingelknopf gedrückt habe, ertönt je nach Hundegröße ein tiefes oder helles auf jeden Fall aber lautes Bellen. Die Stimme des Menschen kommt einen Moment später hinzu. Bello wird ausgeschimpft oder beruhigt und mühsam von der Tür weggezerrt.
Beim Eintreten in die Wohnung ist es dann ein mühsames Unterfangen, dem Hundehalter überhaupt die Hand zu geben, der mit seiner ganzen Energie damit beschäftigt ist, den Hund zu beruhigen.
Bei vielen Hundebesitzern ist nun gerade diese Begrüßungssituation gar nicht die, weswegen man mich zum Einzeltraining gebucht hat. Vielen ist gar nicht bewusst, dass gegen dieses störende Verhalten auch etwas unternommen werden kann.
Zuerst einmal sollte sich angeschaut werden, wie Hunde zusammen leben und wem welches Privileg zusteht. Besucher sind Personen, die entweder dem „Rudel“ zugehörig sind oder eben auch nicht.
Dies abzuchecken ist eindeutig Sache des Rudelführers. Bitte beachten Sie die Hausregeln.
Zudem kommt es beim Klingeln oft zu folgendem Ablauf: der Klingelton ist oft der Auslöser dafür, dass es gleich Action gibt.

Dann beginnen Sie mit dem Training, den Hund auf seinen Platz (Decke, Korb) zu schicken.
Das bauen Sie folgendermaßen auf:
Sie nehmen sich ein Leckerlie zwischen Daumen und Mittelfinger und strecken den Zeigefinger aus.
Dann halten Sie dem Hund das Futter vor die Nase und führen ihn mit dem Kommando „Körbchen“ auf seinen Platz. Dort angekommen wird der Hund gelobt und bekommt das Leckerchen. Dann schicken Sie ihn sofort wieder los. Bleibt er auf der Decke sitzen, ist es okay, verlässt er den Platz ist es auch in Ordnung. Wenn Sie ihn losschicken heißt das für den Hund, dass das Kommando aufgelöst ist und er sich frei bewegen darf.
Das üben Sie pro Trainingseinheit 6 – 7 Mal hintereinander. Am Tag machen Sie 3 -4 Trainingseinheiten.
Der zeitliche Abstand zwischen dem Schicken auf dem Platz und dem Auflösen des Kommandos wird immer weiter verlängert. Dabei aber genau aufpassen, dass der Hund auf die Decke geschickt wird und dort auch wirklich wartet, bis das Kommando aufgelöst wurde. Tut er das nicht, wird er sofort korrigiert und wieder auf seinen Platz gebracht.
Üben Sie anfangs in sehr ruhiger Atmosphäre ohne Ablenkung.
Die Ablenkung steigern Sie, indem Sie dann üben, wenn z.B. mehrere Familienmitglieder zu Hause sind.
Wenn es gut klappt, besorgen Sie sich eine Hausleine. Das ist eine etwa 1- 1,50 m lange dünne Leine. Diese wird im Haus am Halsband befestigt.
Die Hilfsperson wird angewiesen zu klingeln. Auch können Sie das Klingeln aufnehmen und fürs üben abspielen.
Sobald der Auslöser kommt, nehmen Sie den Hund und bringen ihn auf seinen Platz. Ist er dort auch nur 2 oder 3 Sekunden ruhig, loben Sie ihn.


Gut ist auch, wenn Sie etwas Leckeres zum Knabbern bereithalten. Getrockneter Pansen eignet sich sehr gut. Dieser ist nicht so schnell herunter geschlungen, sondern muss intensiv gekaut werden. Das beschäftigt erstens über einen längeren Zeitraum und zweitens verknüpft der Hund das Auf den Platz schicken nicht mit einer Strafe sondern mit einer Belohnung.
Das üben Sie wieder über 3 – 4 Trainingseinheiten am Tag.
Wenn auch dieser Schritt gut klappt, üben Sie jetzt auch so, dass jemand die Tür öffnet, wenn es geklingelt hat.
Einer bleibt beim Hund und hält ihn mittels der Leine fest.
Wichtig: nicht am Geschirr oder Halsband festhalten, das ist für die meisten Hund sehr unangenehm und außerdem ist der Hund so auch viel schwerer zu halten.
Der Besuch tritt ein und nimmt Platz. Dabei wird er so instruiert, dass er keinerlei Notiz vom Hund nimmt. Erst wenn dieser völlig ruhig ist, lösen Sie das Kommando auf und lassen ihn den Besuch begrüßen. Passen Sie auf, dass sie keine Ausnahme von dieser Regel machen.
Wenn der Besucher den Hund überschwänglich begrüßt, wird dieser in seinem Verhalten wieder bestärkt und wieder eine Erwartungshaltung aufbauen, wenn es klingelt.
Der Hund wird in Zukunft nur für ruhiges Verhalten belohnt. Und zwar in Form von Futter und Kaustangen und durch das Auflösen des Kommandos.
Wenn es Ihnen schwer fällt, den Hund auf seinem Platz zu belassen oder sie keinen Helfer haben, besorgen Sie sich eine Hundebox.
Sie gehen vor wie oben beschrieben.
Vorher müssen Sie aber unbedingt eine gute Boxgewöhnung machen!
Die Box sichert dann ab, dass der Hund nicht eigenmächtig wieder von seiner Decke aufsteht.
Sitzt der Ablauf, wird der Hund lernen auf den Auslösereiz Klingel nicht mehr mit Bellen und zur Tür stürmen zu reagieren, sondern idealerweise gleich auf seine Decke zu gehen.
Auf Besucher wirkt so etwas unwahrscheinlich beeindruckend. Ein Hund der artig in seinem Korb liegt, nicht anspringt und laut bellend herum rast ist für alle Beteiligten ein beispielhaftes Verhalten.
Fazit:
- Gehen Sie den Basisplan als Grundlage durch und setzen Sie ggf. Dinge daraus um
- Auslösereiz Klingel wird umgangen, indem dieses ignoriert wird
- Gleichzeitig wird dem Hund das Kommando „Körbchen“ beigebracht
- Arbeiten Sie mit Futterbelohnung wie leckeren Kauknochen
- Üben Sie pro Trainingseinheit mit etwa 7 Wiederholungen, 3 Trainingseinheiten am Tag sind optimal
- Beginnen Sie mit wenig Ablenkung und steigern Sie diese dann
- Üben Sie mit einem Helfer, wenn dieser klingelt, halten Sie den Hund mittels Leine auf seinem Platz fest
- Der Besucher nimmt Platz und schenkt dem Hund keine Beachtung, sobald der Hund ruhig ist, schicken Sie ihn los
- Verwenden Sie evtl. eine Box
- Bei sehr hartnäckigen Fällen hilft es, parallel zum Trainingsprogramm den Klingelton zu verändern
Viel Erfolg Barbara Nhring
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