Rammeln aus Eifersucht?

Allgemeines
Poldi2020 schrieb am 25.01.2021
Hallo,

unser 9 Monate alter Golden Retriever ist eigentlich ein zurückhaltender, Neuem gegenüber zunächst oft etwas verunsicherter Hund. Seit der Pubertät ist er natürlich wilder und mutiger geworden. Trotzdem fordert er eigentlich nicht viel Aufmerksamkeit ein.

Wenn er merkt, dass wir keine Zeit haben, mit ihm zu spielen, legt er sich irgendwo hin und guckt uns zu oder beschäftigt sich selbst. An manchen Tagen klebt er mir zwar regelrecht am Hintern, an anderen hält er sich aber nicht immer im gleichen Raum auf wie wir, sondern ist halt da, wo er gerade sein möchte ohne uns permanent zu beobachten.

Wir achten darauf, dass wir ihn körperlich und geistig ausreichend auslasten. Seit Kurzem ist es so, wenn ich mich zu ihm auf den Boden setzte und wir wild toben, fängt er irgendwann an, intensiv mein Gesicht zu lecken und mich zu rammeln. Dann schiebe ich ihn immer weg und beende das Spiel. Ist das Dominanzverhalten/Grenzen testen in der Pubertät (aber warum dann das intensive ablecken?) oder einfach eine Übersprungshandlung?

Das ist die einzige Situation, in der er meinen Lebensgefährten und mich rammelt. Sonst macht er es nie.

Seit einigen Tagen fängt er an, andere Hunde zu rammeln, nachdem ich mich mit ihnen beschäftige. Folgende Situation: Ich fahre mit Hund zu Freunden, dessen Hund er seit Welpentagen kennt. Die beiden Hunde spielen ganz normal, ohne Gerammel, alles gut. Sobald ich anfange, mich mit dem anderen Hund zu beschäftigen, drängelt sich unser Hund dazwischen und rammelt den anderen. Ich nehme unseren Hund weg und sage "nein". Ab da ist kein normales Spielen mehr möglich.

Ist unser Hund eifersüchtig oder besitzergreifend? Und vor allem, wie löse ich das Problem?

Für gute Ratschläge sind wir als Ersthundebesitzer sehr dankbar.

Liebe Grüße
2 Antworten
Hallo,

zunächst einmal: alles Gute für Sie und Ihren Vierbeiner für Ihre gemeinsame Zukunft. Ihre Beschreibungen hören sich insgesamt überwiegend nach einem glücklichen und zufriedenen Miteinander an!

Nun aber zu dem Problemverhalten, das Sie bei Ihrem Hund festgestellt haben:
Das "Rammeln" ist ein Verhalten, das in bestimmten Situationen - wenn bspw. ihr Rüde auf eine Hündin trifft - durchaus als normal einzustufen. In bestimmten Situationen bzw. gegenüber bestimmten Personen oder Tieren kann es ebenfalls auftreten, wobei es dann nicht mehr in seiner normalen Funktion gezeigt sondern vielmehr ein Anzeichen von Stress und ggf. als Anzeichen einer erhöhten Erregungslage (Aufregung) zu interpretieren ist.

Wenn Sie bspw. sich mit einem anderen Hund beschäftigen und Ihr eigener Hund sich "vernachlässigt" fühlt, kann das zu Frustration und damit zu Stress und damit wiederum zu einer erhöhten Erregungslage führen, in deren Folge Ihr Hund unter anderem möglicherweise das "Rammeln" zeigt.

Vielleicht haben Sie schon einmal ausprobiert, was passiert, wenn Sie beide Hunde einfach unbeeinflusst miteinander interagieren lassen? Kommt es dann auch zu einem unerwünschten Verhalten bei Ihrem Hund?

Viele Grüße
Stefanie Ott
www.mensch-und-tier.net
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Poldi2020 | Fragesteller/in
schrieb am 28.01.2021
Hallo, danke schon mal für die Antwort und Ihre Hilfe.

Wenn der andere Hund neben mir steht oder vor mir sitzt, ist es unserem Hund anscheinend egal. Erst wenn ich anfange, dem anderen Hund aktiv Aufmerksamkeit zu schenken, findet unser es nicht mehr so lustig. Konkretes Beispiel. Mein Bruder hat einen 10-jährigen Labrador. Poldi und Marley kennen und lieben sich seitdem Poldi als Welpe zu uns kam. Marley zeigt aber auch deutlich an, wenn er keine Lust auf Spielen hat und Poldi respektiert das. Wir waren Samstag da, die Hunde spielen ganz normal, dann gehen wir ne Runde spazieren, Poldi verhält sich unauffällig, läuft mal ein Stückchen vor, bleibt mal zum Schnüffeln stehen, beobachtet mich nicht permanent. Wieder bei meinem Bruder angekommen, normales Spielen, Marley setzt sich neben mich, alles gut. Ich streichel ihn, Poldi fäng an mit dem Verhalten.
Was wäre ein Lösungsweg?

Ich habe schon überlegt, ob er mich als "Ressource" verteidigen möchte, wenn ich andere Hunde streichel, den Gedanken dann aber wieder verworfen, weil es ist nicht so ist, dass er mich auf Schritt und Tritt verfolgt und permanent beobachtet oder Leinenpöbeleien zeigt. Zu Hause hält er sich häufiger Mal in einem anderen Raum auf und alleine lassen ist absolut kein Problem. Er schläft zwar hin und wieder vorm Bett ein, geht aber weg, sobald er wach wird. Das Abbruchsignal z. B. klappt immer top, also scheint er mich ja auch zu respektieren. Und auch Übungen für die Impulskontrolle macht er gut mit.
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