Leinen-Normalität, Antwort

Allgemeines
Floh schrieb am 22.06.2012
0 0







Sehr geehrte Frau Ott,



eigentlich trainiere ich seit 3 Jahren. Zwar nicht täglich viele Stunden aber stetig kleine Schritte. Angefangen hat es mit der Ablenkungsmethode "Schau", also meinen Hund auf mich zu lenken. Hat nur funktioniert, wenn keine Hunde-Ablenkung da war. Das trainiere ich trotzdem immer wieder. Über mehrere Monate mit einem Halti, um ihn rechtzeitig zu mir lenken zu können. Dabei hatte ich jedoch das Gefühl, dass er das absolut blöd findet. Ganz im Gegenteil. Meines Erachtens plusterte er sich noch viel mehr auf. Die schlimmste Trainingsmethode (die habe ich allerdings selbst nicht angewendet) hat ein Trainer, in dem er eine kurze Leine im hinteren Bereich des Bauches gebunden hat, sodaß eine Zugwirkung entsteht. Ich sollte dann ganz normal mit meinem Hund an der Leine gehen und er hat, wenn er auf andere Hunde loswollte, die Leine ruckartig gezogen. Das war so schlimm, daß dies nur ein ganz kurzer Besuch bei dem Trainer war. Ich habe dies nicht weitergemacht, weil mit Schmerz möchte ich keinesfalls arbeiten.



Der nächste Trainer meinte, mein Hund ist zu gut erzogen und fühlt sich in seinem zu Hause sehr wohl, hat klare Regeln und Strukturen und draußen ist alles anders. Ich sollte ihm dann klare Ansagen machen, dass ich nicht zulasse, dass er bellt und zieht. Das mache ich bis jetzt auch noch. Bevor uns ein Hund zu dicht kommt, sage ich Nein und versuche möglichst ohne Gezeter an allem vorbeizukommen. Mal geht´s gut, mal nicht.



Mit Futter ablenken geht nicht so gut, weil mein Hund nicht verfressen genug ist, es sei denn ich würde ihn aushungern lassen müssen. Und so wie Herr Rütter immer so einfach mit dem Futterbeutel rumwedelt weil die jeweilige Tagesration drin ist, geht auch nicht, weil mein Hund Rohfutter bekommt. Ich kann schlecht mit stinkendem Pansen durch die Straßen gehn.Wenn das allerdings die Wunderwaffe sein würde, wäre ich selbstverständlich dazu bereit, für eine gewisse Zeit auf Trockenfutter umzustellen. Mit Spielzeug ablenken und postitiv bestärken mache ich auch öfter. Er spielt super gern, apportiert auch super, aber nicht wenn andere Hunde auf uns zu kommen. Vielleicht muss ich mich wirklich damit abfinden, dass es nicht klappt, aber mir tut mein Hund leid, da ich dadurch seine Lebensqualität eingeschränkt sehe. Ich gehe natürlich den einfachsten Weg und nehme ihn bei evt. anstrengenden Begegnungen erst gar nicht mit. Es ist so schade, weil er ansonsten so wunderbar ist. Selbst in der jetzigen Tagesbetreuung (2 Tageist er in einem Hort) ist es oft eine Katastrophe. Dort hat er nur mit Hündinnen Kontakt (ohne Leine). Mit Rüden trauen sich die Leute dort nicht. Mit der langjährigen Freundin von meinem Hund geht so gut wie alles, an der Leine, aus einem Napf fressen oder trinken, spielen etc. Ich habe so oft ein großes Fragezeichen in meinem Kopf. Vielleicht ist es nur etwas ganz Profanes und keiner kommt drauf. Ich würde mich sehr auf einen guten Ratschlag von Ihnen freuen, aber bitte keinen Trainer mehr, es sei denn Sie kennen im Umkreis von Berlin-Brandenburg eine wirklich gute Adresse eines Therapeuten. So vom Hörensagen ist es schwierig, weil jeder Hund anders ist. Was dem einen geholfen hat, muss bei dem anderen nicht zwangsläufig klappen. Und Herrn Rütter als "Hundeflüsterer" kann ich mir nicht leisten, bzw. der hätte das wohl auch nicht mehr nötig. Ich bedanke mich bereits im Voraus und verbleibe mit freundlichen Grüßen, Floh
2 Antworten
Monika M.
schrieb am 02.07.2012
Guten Tag

Ist der Empfänger der Frage nur Frau Ott?

Hat Frau Ott auf diese Frage geantwortet ?

Sonst hätte ich es getan.

lg

 

 
War diese Antwort hilfreich?
Hallo Floh,

 

 

ich kann Ihren Leidensweg nachvollziehen. Insgesamt gibt es durchaus einige Vorschläge, die sinnvoll sind. Andere hingegen (Gurt im Bauchbereich, d.h. Training über Schmerz) sind bei dem Problem Ihres Hundes ein No-Go.

 

Es gibt eine Möglichkeit - und in einigen Punkten beschreiben Sie diese oben bereits - mit dem Hund an einer Hund-Hund-Aggression zu arbeiten, die nach dem Prinzip der "klassischen Konditionierung" funktioniert.

Vielleicht erinnern Sie sich noch an den Biologie-Unterricht und den Pawlow'schen Hund: Ein Hund beginnt zu speicheln, wenn er Futter riecht. Nach einiger Zeit fängt er schon an zu speicheln, wenn er die Person sieht, die ihm das Futter bringt, auch wenn die Person noh gar keine Futterschale in der Hand hat. Der Hund lernt, dass das Auftauchen der Person ankündigt, dass er bald Futter bekommt, und fängt schon vorab an zu speicheln.

Dies macht man sich im Hundetraining zu Nutze: Wenn ein Hund gerne mit Herrchen / Frauchen spielt (oder frisst; ich nehme aber hier mal das Spiel, da es in Ihrem Fall besser als Futter zu sein scheint), dann hat er enorm viel Spaß bei Herrchen / Frauchen. Nun kann man dem Hund beibringen, dass es immer dann ein geniales Spiel gibt, wenn ein anderer Hund auftaucht. Der Hund lernt so nach und nach, sich zum Besitzer zu orientieren und mit diesem zu spielen, wenn ein anderer Hund auftaucht.

Hierbei gibt es einiges zu beachten, u. a. den Abstand zum anderen Hund, der andere Hund selbst (Größe, Verhalten), ein korrektes Timing (erst taucht der andere Hund auf, dann beginnt das Spiel), ...

 

Im Raum Berlin-Brandenburg sind zu empfehlen:

- Dr. Ulrike Gieser (verhaltenstherapeutisch tätige Tierärztin)

- Marie Lühl (nach Tierärztekammer Niedersachsen zertifizierte Hundetrainerin)

 

Viele Grüße,

Stefanie Ott
War diese Antwort hilfreich?