giftködee

Allgemeines
purzelchen schrieb am 08.04.2015
Wie bringe ich dem hund beinichts auf der strasse zu fressen, bzw. Immer herauszugeben was er im maul hat? Man kan ihm ja auch beibringen, dass er sich vor dem fressbaren fund absetzt.
3 Antworten
Gabriele Holz | Hundetrainer/in
schrieb am 09.04.2015
Guten Morgen,

Ihre Angst ist vollkommen berechtigt. Leider häufen sich die Fälle von Giftködern. Wir trainieren unseren Hunden deswegen ein "Abbruchsignal" an. Das Abbruchsignal bedeutet: Was Du jetzt vorhast, bringt Dir keinen Erfolg, darum lasse es bleiben."
Dies setzt voraus, dass wir unseren Hund beobachten und das Abbruchsignal auch rechtzeitig geben, wenn er z.B. an etwas Fressbaren schnüffelt.
Wir bauen das Signal wie folgt auf:
Dieses Signal muss bei absoluter Ruhe und in besonders reizarmer Umgebung aufgebaut werden, denn dieses Signal bringt in erster Linie eine Frustration für den Hund, denn er bekommt das Gewünschte nicht.
1. Schritt
 Wir nehmen zwei unterschiedlich interessante Leckerchen in die Hand und setzen uns zu unserem Hund.
 Wichtig: Nicht über den Hund beugen, da dies für den Hund bedrohlich wirken kann.
 Das nicht ganz so attraktive Leckerchen ist in der geschlossenen Hand.
 Der Hund wird nun versuchen, dieses Leckerchen zu bekommen.
 Wir wiederholen unser Signalwort (nein oder ähäh) mehrmals, der Hund darf das Leckerchen aber nicht bekommen.
 Erst wenn der Hund die Bemühungen einstellt, loben wir ihn und geben mit der anderen Hand das „bessere“ Leckerchen.
 Diese Übung 1-2 mal wiederholen, dann unbedingt Pause einlegen
 Diesen Schritt üben wir zwei bis drei Tage, dann gehen wir zu Schritt 2 über.
 Bitte nicht zu schnell zu Schritt 2 wechseln, da der Hund das Signal verinnerlicht haben muss.
2. Schritt
 Das Leckerchen wird auf die offene Hand gelegt.
 Sobald der Hund die ersten Anzeichen von Interesse bekundet, ertönt unser Abbruchsignal.
 In dieser Phase wird das Abbruchsignal nur noch einmal gegeben.
 Wir bleiben auch in dieser Phase immer gleich freundlich und ruhig, denn wir können die Situation beherrschen. Wir brauchen nur die Hand zu schließen, und unser Hund hat keinen Erfolg.
 Wichtig: Der Hund darf das Leckerchen unter keinen Umständen bekommen.
 Wenn dieser Schritt zuverlässig klappt, gehen wir zu Schritt 3 über.
3. Schritt
 Wir üben an verschiedenen Plätzen in der Wohnung zu unterschiedlichen Zeiten.
4. Schritt
 Der Hund wird an die Leine genommen und das Leckerchen in einiger Entfernung hingelegt.
 Wir stehen hinter dem Hund, durch die Leine kommt der Hund nur bis auf 30 cm an das Leckerchen.
 Wir üben wieder in absolut reizarmer Umgebung.
 Wichtig: Der Hund darf das Leckerchen unter keinen Umständen bekommen. Evtl. kann das Leckerchen auch an einem Bindfaden gebunden werden, um es schnell aus dem Einflussbereich des Hundes herauszuziehen.
 Wir können auch schon das Leckerchen mit dem Abbruchsignal belegen, wenn wir es auf den Boden legen. Wir können das Abbruchsignal aber auch geben, sobald unser Hund Interesse an dem Leckerchen zeigt.
5. Schritt
 An verschiedenen Plätzen in der Wohnung zu unterschiedlichen Zeiten üben
6. Schritt
 Ablenkung langsam steigern, das heißt auch im Freien üben.
7. Schritt
 Wir präparieren eine Strecke mit verschiedenen Reizen und gehen ruhig mit unserem Hund daran vorbei. Durch das Abbruchsignal verhindern wir die Aufnahme der Köder.

Fairness: Das Abbruchsignal wird, außer zu Übungszwecken, nur dann gegeben, wenn wir uns sicher sein können, dass unser Hund das Abbruchsignal verstanden hat. Daher ist es sinnvoll dafür ein neues Wort zu verwenden, wie z.B. äh-äh oder schade oder Pech. Sollte ein Schritt nicht zum Erfolg führen, gehen wir wieder einen Schritt zurück und festigen diesen.
©Hundeschule wolf-inside

Wenn Sie zusätzlich ein Absetzen vor dem Reiz mögen, fügen Sie diesen ab Schritt 4 ein, indem Sie nach dem Abbruchsignal ein Sitz hinzufügen. Loben Sie das Abwenden vom Reiz und belohnen Sie das Hinsetzen.

Viel Spaß beim Üben
Herzlichst
Ihre Gabriele Holz
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muck
schrieb am 16.04.2015
Wenn ich sehr laut und energisch "Nein" sage, dann nimmt mein Hund die Leckerlis nicht, die ich ihm vor die Füße werfe.
Wenn ich eins direkt vor seiner Nase auf der offenen Hand habe, versucht er es 1x, dann klappe ich die Hand zu. Beim 2. Versuch weiß er bereits dass er mich erst angucken muss um meine Freigabe zu bekommen.

Liegt aber irgendwas Fressbares auf dem täglichen Spazierweg atmet er das ein ehe ich überhaupt "Nein" rauskriege.

Wie kriege ich es hin, dass er von vornherein erst gar nix nimmt?
Wir haben auch in der Gegend unseres Waldhäuschens (Mansfelder Land) mit Giftködern zu kämpfen und ich habe beim Spaziergang immer innere Panik.

Gruß Marion
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Gabriele Holz | Hundetrainer/in
schrieb am 16.04.2015
Guten Morgen Marion,
beim Übungsaufbau ist es sehr wichtig, dass Ihr Hund das "Lockleckerchen" nie bekommt. Sie soll lernen, einen guten Happen auch mal liegen zu lassen und einen besseren beim Frauchen abzuholen. Wenn Sie die Freigabe erteilen, lernt Ihre Hündin zwar das Warten, aber nicht das Verzichten. Auch die Leckerchen, die am Boden liegen, darf sie nicht im Nachhinein aufnehmen. Das wäre kontraproduktiv.
Gehen Sie langsam vor. Sie schreiben, dass Ihre Hündin das Leckerchen auf der offenen Hand erst beim zweiten Mal in Ruhe lässt. Dann gehen Sie einfach noch einmal einen Schritt zurück. Schon beim ersten Signal muss Ihre Hündin von der Hand zurückweichen. Je sorgfältiger Sie das Aufbauen, desto sicherer wird die Sache.
Parallel dazu können Sie natürlich auch Stöberspiele oder Fährtenarbeit anbieten, damit Ihre Hündin sich hierbei ausleben kann und damit nicht von Ihnen gelegte Spuren nicht mehr so interessant findet.
Versuchen Sie doch mal folgendes: Füllen Sie eine (für den Hund) gut riechende Flüssigkeit in eine Sprühflasche und sprühen Sie eine Fährte. Ich nehme immer gerne das Wasser von Würstchen im Glas. Am Ende der Spur liegt dann der Jackpot, der jedoch für Ihre Hündin nicht von alleine aufzunehmen ist. Ich verwende gerne Lebendfallen, in die ich dann die Würstchen einsperre. Sie können aber auch einen Fahrradkorb darüber stellen und mit Heringen arretieren. Wenn Ihre Hündin an dem Jackpot angekommen ist, nehmen Sie sie in Sitz. Dann holen Sie die Belohnung aus dem "Gefängnis".
Dennoch kann ich nur dazu raten, das Abbruchsignal ganz sorgfältig aufzubauen. Denn dann wird Ihre Hündin alles liegen lassen oder sofort wieder rausgeben. Wenn Sie dann noch selbst gelegte Spuren, Stöberspiele und Futterbeutelarbeit anbieten, werden mit der Zeit die Verlockungen auch immer unwichtiger.
Und Spaß macht das Ganze dann auch noch. :)

Herzlichst
Ihre Gabriele Holz
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