Chihuahua Rüde nach Trauer unnahbar

Allgemeines
Michael N. schrieb am 05.03.2019
Hallo, unser Chihuahua Russell Mix, 4 Jahre alt, hat den Unfalltod seines best Buddies vor 2 Monaten erlebt und trauert immer noch (frisst kaum, ist passiv, viel ruhiger als davor). Wir haben ihm unsere ganze Aufmerksamkeit gegeben, aber keine sichtbare Veränderung. Daher haben wir einen Welpen dazu genommen, damit er wieder zurück zur Normalität findet.
Aber er akzeptiert ihn nicht, knurrt, weicht dem Welpen aus, will seine Nähe nicht, will nichts mit ihm zu tun haben. Wenn der Welpe spielen will, wird er manchmal auch laut zurück gewiesen und leicht in die Schnauze gebissen, wenn er an den Haaren des Chi zieht. Das macht uns sehr traurig, schließlich kam der Chi vor 4 Jahren auch nach einem Verlust und wurde dann von unserem anderen Chihuahua akzeptiert.
Wir versuchen, beiden die gleiche Aufmerksamkeit zu geben, gemeinsam Gassi, gemeinsame Näpfe. Es herrscht kein Futterneid, der Welpe kann z.B. einen Kauknochen aus dem Maul des Chi nehmen, ohne Konsequenzen zu erfahren. Und umgekehrt, also gibt es keine allgemeine Aggression, nur kein Akzeptieren des Welpen.
Was können wir machen? Was machen wir falsch?
Vielen Dank für euren Rat und Tipps.
Michael
1 Antwort
Ines Trujka | Hundetrainer/in
schrieb am 09.03.2019
Hallo Michael,

zunächst einmal tut mir Ihr Verlust sehr leid und wie Sie es vielleicht schon ahnen, ist Ihre Frage nicht so leicht zu beantworten, denn wir können nur ahnen, was in unseren Hunden tatsächlich vor sich geht. Hunde leben im Jetzt und Hier und sind nicht in der Vergangenheit verfangen. Dennoch können Sie Trauer empfinden und einen Kumpel, aber auch gewohnte Umstände vermissen. Ich könnte mir vorstellen, dass auch bei Ihnen der Verlust Ihres Hundes (zumal durch Unfalltod) noch nicht verwunden ist. Hunde haben extrem sensible Antennen und unbewusst können wir unsere eigene Stimmung (selbst wenn wir diese nicht direkt wahrnehmen) auf sie übertragen. Jeder verarbeitet Trauer anders und es braucht seine Zeit. Ebenfalls könnte es sein, dass Sie Ihrem Chi durch unbewusste Bestätigung signalisiert haben, dass sein trauerndes Verhalten von Ihnen gewünscht ist und er sich nun missverständlicherweise so verhält, weil er denkt er solle das so tun. Ein neuer Kumpel kann helfen, muss aber nicht, denn dieser neue, kleine, quirlige Kerl ist schließlich ganz anders, als der alte Kumpel und bringt die gewohnten Verhältnisse nicht zurück. Stattdessen möchte der Welpe spielen und toben und hat ganz viel Unsinn im Kopf. Es gibt viele Hunde, die das auf Dauer einfach nervt. Das muss noch nicht einmal mit dem alten Buddie zusammenhängen.
Versuchen Sie nicht zu viel aus menschlicher Sicht in sein Verhalten hineinzuinterpretieren, die canide Psychologie ist anders gestrickt, als die der Menschen. Aufmerksamkeit ist selbstverständlich wünschenswert, Mitleid hingegen eher kontraproduktiv. Seien Sie nicht traurig, dass er den Welpen bisher nicht so annimmt, wie Sie es sich gewünscht hätten und akzeptieren Sie auch den Gedanken, dass die beiden evtl niemals so eng verbunden sein werden, wie die anderen beiden. Lassen Sie die Normalität in Ihren Alltag zurückkehren, dann wird Ihr kleiner Chi das auch tun.

Ich wünsche Ihnen alles erdenklich Gute.
Für weitere Fragen stehe ich Ihnen gern zur Verfügung.

Herzliche Grüße
Ines Trujka

www.dognitiv.de
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