bellen

Allgemeines
Michelle_Koch schrieb am 15.09.2015
Hallo,

Mein Aussicht Mädchen wird den Monat 7 Jahre alt. Wir haben so um ihr 3 Lebensjahr eine Schilddrüsen Erkrankung festgestellt aufgrund ihres Verhaltens. Ich bilde seit 25 Jahre Hunde aus. Sie war ein super Gehorsams Mädchen bis sich die Krankheit einschlich. Sie ist eingestellt. Ich gehe nur auf das größte Problem ein was dich deshalb entwickelte und zwar ist es ihre bellerei. Sie bellt zu Hause wenn jemand im Treppenhaus ist oder klingelt. Eigentlich kein Problem wenn sie denn auch wieder aufhören würde wenn man es ihr sagt.
versucht haben wir:
Körbchen
warten
schimpfen
bestrafen
nicht begrüßen dürfen bevor sie sich beruhigt hatte

Noch schlimmer ist es beim gassi gehen jeder Fußgänger, Radfahrer , Hund... werden aggressiv angebellt. sie gar auch schon angegriffen aber nicht gebissen. Es ist wohl auch weniger Aggressivität als angst.
Versucht haben wir:
Schimpfen
ablenken
stehen bleiben warten keine Reaktion loben
Ignorieren

Ich habe im Verein mehrere Ausbilder KEINER WEIß NOCH EINEN RAT! erschreckend


Das Verhalten frustriert und macht es dadurch noch schlimmer. In zwischen haben wir Nachwuchs uns ich habe immer den Kinderwagen dabei was es noch schwerer macht. Ich weiß mir kein Rat mehr und es wäre für Sie und mich Viel entspannter wenn es besser werden würde.

Ich war sogar bei einem hüteseminar und die konnten mir auch nicht helfen. Vieles versucht ohne Erfolg.

Ich hoffe sie haben eine Idee

Vg
Michelle Koch
1 Antwort
Gabriele Holz | Hundetrainer/in
schrieb am 16.09.2015
Hallo Frau Koch,

das ist ja toll, dass Sie Ihrer Hündin das Hüten als Beschäftigung anbieten wollten. Denn ich gebe Ihnen recht, ausgelastete Hunde sind ruhigere Hunde. :-)

Hütearbeit kann Selbstsicherheit vermitteln, denn die Hunde müssen sich zuweilen Respekt bei den Schafen verschaffen. Aber sie müssen auch unter Signalkontrolle stehen.

Eine weitere tolle Beschäftigung, die ebenfalls Selbstsicherheit aufbaut ist das Mantrailing.

Neben dem eigentlichen Training an Ihren Verhaltensthemen ist der Aufbau der Selbstsicherheit wichtig.

Da Sie selbst Hundetrainerin sind, versuchen wir doch mal zusammen das Verhalten zu analysieren und Schlussfolgerungen zu ziehen.

Thema 1: Ihre Hündin bellt, wenn sie Geräusche im Treppenhaus hört.
Sie bellt, weil sie unsicher ist, und Sie auf die Gefahr hinweisen möchte.
Ihre Reaktion sollte also sein, Ihrer Hündin zu zeigen, dass Sie sich um die Gefahr kümmern. Sagen Sie ihr "Bescheid", dass Sie die Situation übernehmen, gehen Sie hin und kontrollieren Sie, wer Krach macht. Teilen Sie das dann Ihrer Hündin mit und erklären Sie, dass das in Ordnung ist. (Der darf das) Bauen Sie hier ein Ritual auf.
Ins Körbchen zu schicken ist möglich, sofern Sie dann für Ihre Hündin offensichtlich die Situation klären. Ansonsten macht das keinen Sinn für Ihre Hündin,
Schimpfen und Bestrafen machen keinen Sinn, denn eigentlich hat sie ja die Gefahr nur gemeldet. ;-)

Thema 2: Bellen, wenn es klingelt.
Hier wäre es eine Möglichkeit, die von Ihnen gewählte Methode anzutrainieren. Sie schicken Sie ins Körbchen und sie wird erst begrüßt, wenn sie wieder ruhig ist. Für einen Australien Shepherd schon eine Herausforderung. Eine Alternative könnte darin bestehen, dass Sie Ihre Hündin anleinen, mit Ihr zur Tür gehen, den Besuch ebenfalls bitten, die Hündin nicht zu beachten, Dann gehen Sie mit Ihrem Besuch und der Hündin an der Leine zurück zum Tisch oder eben dorthin, wohin sie mit Ihrem Besuch gehen wollen. Die Hündin wird dann begrüßt, wenn Sie ruhig ist. Wenn sie dann das möchte, vielleicht möchte sie ja auch gar nicht begrüßt werden.
Das Alarmbellen, das sie bei Geräuschen im Treppenhaus zeigt, müsste sich eigentlich vom Begrüßungsbellen unterscheiden. Das Alarmbellen ist stakkatohaft, das Begrüßungsbellen eher freudig und in der Stimmlage höher. Die Töne sind auch eher einzeln, nicht zusammenhängend.

Thema 3: Leinenreaktives Verhalten
Zur Zeit haben wir in unserer Hundeschule große Erfolge mit einer neuen Strategie. Wir bringen den Hunden bei, den Blick wieder abwenden zu können. Wir beginnen in einer Entfernung, in der die Hunde bereits den anderen Hund ansehen, aber noch ansprechbar sind. Dann loben wir die Hunde für "den Blick" und belohnen sie bei uns. Um das Leckerchen zu bekommen, müssen die Hunde den Blick wieder abwenden. Wir verlangen kein "Guck", sondern loben den Hund mit einem "Markerwort z.B. Click" und belohnen bei uns. Da wir hinter dem Hund stehen, muss er den Kopf abwenden um das Leckerchen abzuholen. Dadurch trainieren wir zusätzlich das Muskelgedächtnis. Dann lassen wir wieder den anderen Hund ansehen und loben wieder und belohnen wieder bei uns. Der Hund lernt nun, sich mit dem anderen Hund auseinander zusetzen und er lernt, dass man schauen kann und wegschauen kann. Hat er dieses System begriffen, geben wir das Markerwort nur noch für das selbständige Wegsehen. Dann kann an der Entfernung gearbeitet werden. Die Distanz richtet sich danach, wie lange der Hund noch ansprechbar ist. Das ideale Training ist, wenn wir die Situationen so gestalten, dass der Hund diese gerade noch bewältigen kann.

Warum ich der Meinung bin, dass Ihre Trainingsansätze nicht zum gewünschten Erfolg geführt haben: (bitte nicht persönlich nehmen, sondern nur als Gedankenaustausch)

Sie schreiben selbst, dass Ihre Hündin eher ängstlich ist, durch Schimpfen gehen Sie aber nicht auf diese Angst ein, sondern versuchen ein Meideverhalten hervor zu rufen. Meideverhalten funktioniert leider oftmals gut, setzt sich aber nicht mit der Angst auseinander.

Ablenken setzt sich ebenfalls nicht mit der Angst auseinander. Es kann in einigen Situationen helfen, aber der Hund lernt nichts dabei.

Stehen bleiben, warten, keine Reaktion loben, das kommt schon ganz gut in unsere Richtung. Aber bei dem von mir beschriebenen Training leisten Sie noch die Hilfestellung Ihrer Hündin eine Idee zu geben, was sie anstelle des gewohnten Verhaltens tun soll. Bildlich gesprochen lassen Sie sie nicht mit der Angst alleine, sondern nehmen Sie sie an der Hand und zeigen ihr den Weg.
Auch das Ignorieren des unerwünschten Verhaltens hat Sie nicht weitergebracht, weil Ihre Hündin keine andere Idee hatte, mit der Situation umzugehen. Wahrscheinlich wurde sie unbewusst ja für ihr Verhalten belohnt. Ihre Hündin wollte ja mit ihrem Verhalten erreichen, dass die Distanz zu dem Auslösereiz wieder größer wird. Und das wird sie ja dann auch, weil nämlich der Auslösereiz sich wieder entfernt.
Hier besteht auch bei unserer Methode ein Knackpunkt. Haben Sie nämlich die von Ihrer Hündin tolerierte Distanz unterschritten und Ihre Hündin hat reagiert, müsste eigentlich die Distanz solange gleichbleiben sein, bis die Hündin wieder ansprechbar ist. Dann kann sie durch das Markerwort und die Belohnung in Form von Distanzvergrößerung wieder greifen. Das funktioniert nur im gezielten Training und möglichst mit eingeweihten Trainingspartnern.

Ich muss jedoch sagen, dass wir durch diese Methode große Erfolge bei unseren leinenreaktiven Hunden hatten.

Für Anregungen stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung.

Herzlichst
Ihre Gabriele Holz
amtlich genehmigte Hundetrainerin
www.wolf-inside.de



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