Anti-Jagd-Training: Was, wie oft und wie lange muss ich meinen Hund Trainireren?

Allgemeines
Jennifer j. schrieb am 10.10.2011
Wie baue ich ein Anti-Jagd-Training auf. Wie oft trainiere ich mit meinem Hund (wieviele Übungseinheiten in der Woche/am Tag und wie lange) und wie lange kann es dauern bis ich meinen Hunde gefahrlos von der Leine lassen kann, ohne befürchten zu müssen, dass er wildert?
5 Antworten
Hundeschule D.
schrieb am 10.10.2011
Hallo Jennifer,

 

ein Anti-Jagd-Training kann mit unter eine längere Zeit dauern, je nach Rasse des Hundes. Das Training beginnt mit Ausführen des Hundes konstant an der Schleppleine, du solltest also nur noch den Hund an dieser Leine führen. Ich würde dir eine Leine von 15 Meter empfehlen.  Geübt wird täglich bei jedem Ausgang!  Jetzt muss ich aber fragen ob dein Hund überhaupt schon mal gejagt hat? Oder willst du das Anti-Jagd-Training als Vorsorge nutzen? Da gäbe es nämlich einen Unterschied.

 

Lieben Gruß

Felessi Ophorst
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Jennifer
schrieb am 11.10.2011
Hallo Felessi,



vielen Dank für die Antwort.



Mein Hund ist ein 8 Monate alter Husky-Rüde. Er hat noch nicht gezielt wild gejagd und erlegt. Hat aber schon mal ein Kücken gefunden, dass aus dem Nest gefallen war, damit gespielt und es getötet. Er hüpft gerne mal hinter unseren Katzen her. Besonders gerne im Garten. Wenn er sie stellt, bremst er ab und schuppst sie mit der Nase an.



Er läuft draußen grundsätzlich an der langen Leine (3 Meter), im Garten an der Schleppleine (15 Meter). Frei läuft er nur in einem abgegrenzten Bereich des Gartens (dort, wo keine anderen Tiere frei laufen) und hört dort momentan auch aufs Wort (in seinem Alter ist das ein auf und ab).

Er ist anderen Tieren (Schafen, Vögeln ect.) gegenüber momentan SEHR aufmerksam. Einige mal hat er sich auch schon angeschlichen und er wollte auch schon hinter her hetzen (geht bloß nich, an der Leine...). Bevor er in die Pubertät kam, war er da toleranter.



Ich unterbreche ihn dann immer, lenke ihn ab (wenn noch möglich) und schimpfe, wenn er mir in die Leine springt. Das funktioniert ganz gut. Er lässt das Tier dann tier sein. Aber beim nächsten Tier fängt alles wieder von vorne an.



Noch erwähnenswert wäre, dass er grundsätzlich nicht unkontrolliert Jagdspielen nachgeht. Wenn ich einen Ball werfe, wartet er ab, bis ich ihm die Erlaubnis gebe nach zu laufen. Er gibt auch immer alles freiwillig ab (so auch das arme Kücken, dass er getötet hatte).



Ich hätte gerne einfach die Möglichkeit ihn irgendwann einmal frei laufen zu lassen, ohne befürchten zu müssen, dass er wildern geht.
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Hundeschule D.
schrieb am 11.10.2011
Hallo Jennifer,

 

nun nachdem ich etwas mehr Einblick erhalten habe von dir sieht die Sache etwas anders aus. Die Schleppleine, die so bedeutend für das Anti-Jagd-Training ist, stumpfst du gerade unbewusst ab. Du solltest nicht primär an einem Anti-Jagd-Training arbeiten bei einem Hund der noch nie auf und davon war, sondern vielmehr an einem Rückruf:-) Du scheinst, aus irgendeinem Grund die Befürchtung zu haben, dein Hund kommt aus dem Freilauf nicht zurück......du folgerst bereits er könnte jagen.....hälst ihn von anderen Tieren fern. Warum das?  Das Problem was ich sehe ist das auf Grund das dein Hund nur an der Leine gehalten wird, sich sein Jagdverhalten verstärkt. In seiner Prägezeit, hast du ihn sich nicht vertraut machen lassen mit der absoluten Freiheit und ihn aus Angst nicht von der Leine gelassen. Jetzt  ist alles um ihn herum, wo er ja fast nie ran konnte unglaublich interessant, es könnte sogar für ihn später mal als bedrohlich angesehen werden. Das führt dazu das du ihn niemals von der Leine lassen kannst! Du solltest sofort einen anderen Weg einschlagen und versuchen das noch in eine andere Richtung zu lenken.  Stell den Zeiger einfach nochmal auf Null, hol seine Welpen-Prägungs-Zeit nach.....versuch alles nachzuholen was verpasst wurde. Mache ihn mit anderen Tieren vertraut, übe ein Rückruftraining, lass ihn im Garten nicht an der Schleppleine ( du brauchst sie dringender draussen für das Rückruftraining) . Besuche eine Hundeschule  die dich unterstützen. Du wirst vielleicht nicht alles nachholen können aber du kannst versuchen alles neu zu erarbeiten. Er hört so schön auf dein Kommando mit dem Ball......warum vertraust du ihm nicht auch draussen? Ist irgendwann mal was passiert das dein Vertrauen so angekratzt hat zu deinem Hund oder warum glaubst du das er dir draussen nicht folgen wird? 

Bin sehr gespannt auf deine Antwort:-)

 

Lieben Gruß

Felessi Ophorst
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Jennifer
schrieb am 12.10.2011
Das hört sich ja dramatisch an.



Nein, ich glaube, so viel hat er nicht verpasst. Er hat viel kontakt zu anderen Tieren. Ich bin mit ihm in den Tierpark, in den Zoo, an Pferde- und Kuhweiden vorbei. Er lief früher oft frei, teilweise ohne Leine, teilweise mit 5 Meter Schleppleine, die er hinter sich her zog.

Warum ich ihn im Garten nicht frei laufen lasse? Ich schätze, dann würde er die Schafe fressen. Ich war mit dem Schaftraining auch schon so weit, dass ich ihn mit den anderen beiden Hunden an schleifender Schleppleine laufen ließ (hatte ich erwähnt, dass die anderen beiden Hunde sich frei zwischen den Schafen bewegen?). Strategisch zwischen ihm und den Schafen positioniert, war ich fast so weit ihn ganz von der Leine zu lassen. Jetzt hat er wieder einen gewaltigen Rückschritt gemacht und jedes mal wenn wir in den Garten gehen steht ihm "SchafSchafSchaf" auf die Stirn geschrieben. Wenn ich ihn jetzt frei lassen würde, er würde sie jagen! Und wenn er sie dann stellt, würde er sie festhalten wollen und so kommt eines zum anderen. Hin und wieder kommen die Schafe in ihr eigentliches Gehege (ca. 500qm) und die Hunde laufen frei im Garten (2.500qm), meißt ist es umgekehrt.

Warum ich ihm draußen nicht vertraue? Er läuft an der Schleppleine, bis er sich auch unter Ablenkung abrufen lässt. Wenn das ein paar Tage gut klappt, kommt die Schleppleine weg. Wenn er dann wieder anfängt nicht auf mein Rufen zu reagieren, muss ich die Schleppleine wieder dran machen und von vorne beginnen. Die Abstände zwischen dem einen und dem anderen haben sich seit dem einsetzen der Pubertät einfach mehr in Richtung Schleppleine verlagert.

Ich trainiere täglich mit ihm und den Schafen, doch ich habe Angst, dass er es nie lernen wird und ich ihn nie frei laufen lassen kann. Ich habe Angst, das sein Jagdinstinkt zu stark ist, oder ich einfach nicht richtig mit ihm trainiere, etwas falsch mache oder zu wenig, zu lang, zu kurz, zu selten mit ihm übe und ihm so nie Möglichkeit nehme eines Tages frei mit den anderen Beiden über die Wiese zu toben. Weil ich gescheitert bin.

Vielleicht muss ich nur dran bleiben und die Pubertät überstehen. Vielleicht sollte ich ihm mehr Freiheiten gewähren, damit die Welt um ihn herum nicht so viel spanndender ist. Ich will nicht zurück blicken und sagen müssen "Hätte ich doch nur dies oder das gemacht." Ich will es JETZT richtig machen, damit ich später sagen kann "Das ist mein Hund. Der da hinten, zwischen den Schafen!"
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Hundeschule D.
schrieb am 12.10.2011
Das hast du schön geschrieben..." Das ist mein Hund der da hinten, zwschen den Schafen läuft" :-)))

so wird es sicher auch irgendwann mal sein....ich sehe du zeigst viel Einsatz und willst es ja auch unbedingt erreichen. Du musst also daran verstärkt arbeiten das er die Schafe nicht als Beute sieht.  Lass die Angst nicht  Überhand gewinnen und von Scheitern kann absolut keine Rede sein.....geht nicht gibbet nicht:-) Ok, ich empfehle dir jetzt mal das Buch von Pia Gröhning, da steht das Training mit der Schleppleine wunderbar beschrieben drin. Du machst nämlich ein paar kleine aber wesentliche Fehler bei diesem Training und somit erlebst du diese Rückschläge und sein Verhalten manifestiert sich. Das du jeden Tag übst ist super, ergänze vielleicht dein Training mt dem Futterbeutel.....kein Näpfe mehr hinstellen sondern nur noch über den Futterbeutel füttern. Halte dich so oft wie möglich in der Herde der Schafe mit ihm auf, lasse ihn kontrolliert neben den Schafen ( angeleint ) laufen. Immer und immer wieder! Für ihn müssen die Schafe das normalste der Welt werden, fütter ihn bei den Schafen, spiel mit ihm während ihr bei den Schafen seid, mach die tollsten Sachen damit er die Schafe als aüsserst positiv empfindet. Im radikalsten Falle, sofern dir die Zeit und die Möglichkeit bleibt nächtige da....klingt zwar extrem aber  es klappt!  Du musst natürlich jetzt ganz schnell ihm das Gefühl nehmen das diese Schafe Beute sind, mach sie  quasi zu Familienmitglieder:-) Ich habe oft solche Situationen erarbeitet und es hat bislang immer geklappt. Zusammenführungen zwischen allen Möglichen Rassen und selbst Hunde die 13 Jahre alt waren haben das noch gelernt. Es dauert nicht mal wirklich lange sondern ist nur während dieser Zeit sehr intensiv. Achte immer auf deine Atmung während des Training bzw. der Zusammenführung, er spürt jeden Atemzug den du weglässt aus Panik oder Angst! Beginne jedes Training mit dem festen Gedanken das er irgendwann zwischen all den Schafen frei laufen wird und räume keinen Platz für Zweifel ein:-)

 

Lieben Gruß

Felessi Ophorst
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