Wie bringe ich ehemaligem Straßenhund Rückruf bei?

Mangelnder Gehorsam ❯ Grunderziehung
Nicole R. schrieb am 19.05.2022
Ich habe seit 5 Monaten einen ehemaligen Strassenhund aus Rumänien. Ich habe ihn relativ schnell auf großen Wiesen laufen lassen, da er den Auslauf braucht. Es ging recht gut am Anfang, und wurde mit Leckerlies richtig gut. Jetzt hat gelernt, dass man hier keine Angst haben muss und beginnt jetzt nicht mehr auf mein Rufen und die Leckerlies zu reagieren. Er liebt seine Freiheit.

Was kann ich tun, um ihn wieder an mich zu binden? Zudem steckt immer noch tief in ihm die Angst, dass er wieder eingefangen wird und schlimmes passiert.
1 Antwort
Hallo Rooney, danke für Ihre Frage. Den Rückruf bringt man einem ehemaligen Straßenhund genauso bei, wie jedem anderen Hund. Was bei Ihnen passiert, ist relativ häufig der Fall. Der ankommende Hund bekommt von Anfang an keine richtige Erziehung in Form von erst einmal Kommandos lernen und einigermaßen zuverlässig reagieren und dann Leine ab, sondern andersherum. Wenn die Hunde sich dann hier eingelebt haben und merken, sie kommen auch im gewohnten Gebiet alleine klar, bringen Leckerlies nichts mehr. Ich würde eine Schleppleine benutzen und mit ihm den Rückruf noch einmal neu aufbauen. Suchen Sie sich ein Wort aus KOMM/HIER/ZU MIR und fangen Sie an. Wenn Ihr Hund vor Ihnen läuft, sprechen Sie ihn an, reagiert er gehen Sie zwei/drei Schritte rückwärts mit der Körperfront zum Hund und zeigen ihm das Futter. Kommt er nicht direkt zu Ihnen holen Sie ihn mit der Leine lockend zu sich, bei Ihnen angekommen, gibt es Futter. Dies üben Sie immer wieder zunächst unter wenig Ablenkung und dann steigend. Zunächst nicht üben, wenn er schon schnüffelt oder seinen Lieblingskumpel schon in der Nase hat, sondern wenn er nur vor Ihnen läuft. Es ist darauf zu achten, daß er Sie nicht einfach ignorieren kann und einfach weggeht. Deshalb ist eine Leine nötig. Der Hund versteht immer relativ schnell, was man von ihm will - häufig überlegt er leider, ob und wofür er es auch tun soll. Ich gehe nicht davon aus, daß er Angst vor Ihnen hat - bitte beachten Sie bei ängstlichen Hunden folgendes: nicht über den Hund beugen, in der Hocke gehen oder normal stehen, wenn er kommen soll, seitlich stellen nicht frontal. Nicht zu überschwänglich loben, bleiben Sie ruhig. Desweiteren ist natürlich die gesamte Erziehung notwendig nicht nur der Rückruf, sondern auch andere Kommandos, einen geregelten Tagesablauf und Sie als verlässliche Person. Falls Sie allein nicht so recht klarkommen, besuchen Sie eine Hundeschule oder nehmen ein privates Training in Anspruch, bei dem individuell auf Ihren Hund eingegangen wird. Die Bindung wird dann mit der Zeit folgen.

Viel Erfolg und viele Grüße

Kerstin Gebhardt
Hundepsychologin/-trainerin
www.kerstin-gebhardt.de
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