Fremde Menschen und alleine bleiben

Allgemeines
Daniela 2. schrieb am 15.02.2017
Hallo,
Ich habe eine Hündin aus Rumänien. Sie wurde neben ihrer toten Mutter in einem verrotteten Kellerloch gefunden. Sie war ungefähr 4 1/2 Monate als ich sie bekam. Natürlich ist sie auch noch etwas ängstlich für allem fremden Menschen gegenüber. Sie ist keineswegs aggressiv. Möchte sich aber nicht anfassen lassen und viele halten ihr immer wieder die Hand in das Gesicht obwohl ich sage, dass sie sie ignorieren sollen.
Wir selber sind zusammen wie Pech und Schwefel. Von Anfang an.
Wie kann ich ihr am besten zeigen, dass ich nie zulassen würde, dass ihr andere Menschen etwas tun??? Also wie kann ich sie am Besten mit Menschen befreunden?

Ferner kann sie überhaupt nicht alleine bleiben. Es war von Anfang an schon ein Problem, sie auch nur alleine in einem Raum zu lassen zum Beispiel wenn ich in das Badezimmer gehen. Ich muss sie mit ins Bad nehmen wenn ich duschen oder auf Toilette gehe.
Training wie immer wieder rein und raus, Hat leider nicht sehr viel gebracht.
Wie kann ich ihr zeigen, dass ich IMMER wieder komme????

Generell macht sie sich wirklich gut und sehr gute Fortschritte.

Ich weis, es sind zwei. ;)
2 Antworten
Ellen Mayer | Hundetrainer/in
schrieb am 15.02.2017
Hallo Daniela,
kein Hund muss sich von fremden Menschen anfassen lassen wenn er das nicht will. Wenn die Hündin schlechte Erfahrung mit Menschen hatte, sollten sie akzeptieren, dass sie nicht ins Gesicht gefasst werden will, was auch immer das soll, und sie davor beschützen. Stellen Sie sich zwischen Mensch und Hund und zeigen der Hündin dadurch, dass Sie sie beschützen.
Wenn die Hündin nicht alleine in einem Raum bleiben kann und es nicht geholfen hat, immer wieder den Raum zu verlassen und rein zu kommen, haben Sie ganz sicher die Zeit draußen zu schnell gesteigert, haben mit der Hündin geredet oder Bedauern gezeigt. Sehr wichtig ist, dass Sie am Anfang wirklich nur den Raum verlassen und SOFORT wieder betreten ohne die Hündin zu beachten. Auch sehr wichtig ist, dass Sie das so lange machen, bis Sie sich langweilt, entspannt hinlegt, erst dann steigern Sie ganz langsam die Zeit draußen. Sobald sie sich aufregt, verkürzen Sie die Zeit wieder.

Viel Erfolg..
Ellen Mayer
www.lesloups.de
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Marina Krieg | Hundetrainer/in
schrieb am 15.02.2017
Hallo,

fangen wir mal mit dem Training fürs allein bleiben an.
Hunde sind sozial lebende Tiere, bei denen Alleinsein nicht zum Normalverhalten gehört. Dies sollte demnach gut gelernt werden und bedarf Training.
Während der Trainingsphasen sollte sichergestellt werden, dass der Hund nicht allein bleiben muss (Betreuung durch Familie, Freunde, Hundesitter etc.), damit das bisherige Training nicht umsonst ist oder sich die Angst verstärkt.
Zunächst entfernt man sich nur kurz (ein paar Sekunden) aus dem Zimmer und kommt kommentarlos wieder zurück. Wenn der Hund dabei entspannt liegen geblieben ist, kann die Zeit schrittweise verlängert bzw. auch mal die Tür kurz geschlossen werden.
Wenn dieser Schritt für Ihre Hündin noch zu groß ist, fangen Sie an, im gleichen Zimmer zu bleiben, aber immer wieder den Ort zu wechseln. Z.B. vom Sofa an den Schreibtisch oder von Stuhl zu Stuhl. Oder einfach nur immer mal wieder vom Sofa aufstehen, gleich wieder hinsetzen.

Sollte der Hund dennoch einmal winseln etc., wartet man kurz, bis er ruhig ist und kommt erst dann wieder rein. Dieser Schritt war für den Hund doch wieder etwas zu groß und beim nächsten Mal geht man wieder einen Schritt zurück.
Keine Verabschiedungs- und Begrüßungsrituale durchführen, denn:
Beim Verabschieden kann sich die Stimmung des Menschen auf den Hund übertragen.
Bei einer überschwänglichen Begrüßung oder sogar Belohnung würde der Hund nur noch sehnsüchtiger auf die Rückkehr des Menschen warten und nicht entspannt schlafen.
das Gehen und Kommen soll für den Hund ganz normal werden.
Ankündiger für den Aufbruch müssen abgebaut werden. Das heißt, es soll unberechenbar für den Hund werden, wann man wirklich das Haus verlässt. Also zieht man sich die Schuhe und die Jacke an, zieht sie wieder aus und setzt sich zurück aufs Sofa. Ist der Hund dabei entspannt, nimmt man beim nächsten Mal noch den Schlüssel dazu in die Hand. Dies macht man mehrfach am Tag und geht dabei sehr kleinschrittig vor- immer nur so weit wie der Hund noch entspannt bleiben kann.
Beim nächsten Schritt kommt dann das Öffnen der Wohnungs-/Haustür dazu, diese wird gleich wieder geschlossen und man geht zurück.
Diese Trainingseinheiten sollten Sie mehrmals am Tag wiederholen und immer erst den nächsten Schritt angehen, wenn der Hund keinen Stress mehr hat.
Der Aufbau eines sogenannten Sicherheitssignals, wie z.B. einer Hundebox als Rückzugsort, ist sinnvoll. Eine Box (sofern sie positiv verknüpft und entsprechend trainiert wurde) ist für den Hund ein überschaubarer und geschützter Ort.
Während einer oben genannten Trainingssituation ist es auch möglich, dem Hund ein bestimmtes Signal (am besten ein optisches wie z.B. ein auf dem Boden ausgelegtes Handtuch oder eine Vase) zu geben, das für die Zukunft bedeutet: Wenn mein Mensch jetzt weg geht, kommt er wieder, bevor ich Stress habe.

Geruchströster wie z.B. ein vom Menschen getragenes Shirt oder ein Pheromonhalsband oder -spray (D.A.P.) können zur Unterstützung mit im Training benutzt werden und mit der Entspannung des Hundes verknüpft werden.
Auch ein gefüllter Kong® kann ein weiteres Hilfsmittel sein, da das Lutschen beruhigend wirkt. Doch auch dies sollte vor dem Training erst in der Anwesenheit des Menschen getestet werden.
Um dem Hund die eigene Abwesenheit noch etwas "schmackhafter" zu machen, kann man ihm den Kong kurz vorm Verlassen der Wohnung überlassen und bei der Rückkehr gleich wieder wegnehmen. Dies funktioniert jedoch nur, wenn der Hund beim Verlassen der Wohnung bereits weitestgehend stressfrei ist, sonst ist die Angst zu groß, um fressen zu können.

Wie lang ein solches Training dauert, ist nicht absehbar. Faktoren dafür sind die Zeit und Konsequenz der Halter für das Training, die Lernerfahrungen und der Grad der Angst des Hundes.
Ein Training bei Trennungsanst ist eine langfristige Herausforderung, kurzfristig hilft da nur ein Hundesitter.

Ein Training für die Gewöhnung an fremde Menschen lässt sich pauschal nicht empfehlen, da hier die Körpersprache Ihrer Hündin sehr wichtig ist. Lassen Sie sich bei diesem Training von einem Experten vor Ort unterstützen. Unter http://www.hundeschulen.de/menschen-mit-hund/hundeschule-finden/hundeschulen-verzeichnis.html oder https://trainieren-statt-dominieren.de/trainer-umkreissuche finden Sie qualifizierte Hundetrainer und/oder Verhaltensberater in Ihrer Nähe, die mit Ihnen ein gezieltes Training durchführen können.

Ich hoffe, ich konnte Ihnen weiterhelfen.

Viele Grüße
Marina von den Ostseepfoten
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